Einfach-Antrieb: Wie findest Du die richtige Kettenblatt-Größe?
Beim Einfach-Antrieb ist die richtige Wahl des Kettenblattes essenziell. Wir zeigen Dir, worauf es ankommt, damit Du effizient pedalierst.
Manche Einfach-Kurbeln kommen direkt inklusive Kettenblatt, zum Beispiel bei SRAM. Bei Herstellern wie Shimano hingegen muss das Kettenblatt oft einzeln zu den Kurbelarmen hinzugekauft werden. Was erst einmal umständlich klingt, kann aber sinnvoll sein, da unterschiedliche Fahrer:innentypen auch unterschiedliche Anforderungen an die Übersetzung und Bandbreite haben.
Aber welche Kettenblatt-Größe ist die richtige? Mit Dir zusammen klopfen wir ein paar Eckdaten zu Dir, Deinem Bike und dem Einsatzbereich ab und wissen am Ende genau Bescheid!
1. Welches Streckenprofil fährst Du hauptsächlich?
Die Wahl der Übersetzung hängt natürlich maßgeblich von Deinem hauptsächlichen Streckenprofil ab. Fährst Du viele lange Anstiege oder längere Touren mit sehr vielen Höhenmetern, liegt es nahe, ein Kettenblatt mit weniger Zähnen zu fahren, da Du damit sehr leichte Gänge an Bord hast. Wenn Du eher in flacheren Gebieten unterwegs bist und nicht allzu oft lange oder steile Anstiege bewältigen musst, ergibt ein größeres Kettenblatt Sinn, da Du die extrem leichten Gänge evtl. gar nicht brauchst, dafür aber bei höherer Geschwindigkeit noch Reserven zum Pedalieren hast.
In der Praxis ist es aber meist so, dass die Übersetzung universell ausgelegt am meisten Sinn ergibt. Du fährst ja sicher auch mal mit dem Bike in Urlaub und weißt nicht immer, welche Rampen Dich da erwarten. Im Zweifel raten wir daher eher zu den mittleren bis kleineren Kettenblättern.
2. Wie fit und welcher Pedalier-Typ bist Du?
Wenn Du nicht so oft auf dem Bike sitzt, aber sehr gerne in bergigem Terrain unterwegs bist, empfehlen wir Dir, ein kleineres Kettenblatt zu fahren. Es ist keine Schande, mit einem 28 oder 30 Zähne-Blatt unterwegs zu sein, wenn Du damit alle Berge mit einem gleichmäßigen Tritt und ohne rasenden Puls hochkommst.
Die Kettenblätter der 1x12-Gruppen gibt es in Abständen von 2 Zähnen von 28 bis 38. Die meistgefahrenen Kettenblätter sind die 30, 32 und 34 Zähne-Varianten.
Bei durchschnittlich guter Fitness ist ein 32 Zähne Kettenblatt in aller Regel der beste Kompromiss. Daher liefert SRAM beispielsweise fast alle Standard-Kurbeln direkt mit einem 32T-Blatt aus (T steht für Teeth = Zähne).
Stärkere Fahrer:innen können auch ein 34T oder 36T Kettenblatt fahren. Die Endgeschwindigkeit in den schweren Gängen ist dabei gar nicht mal so sehr das Kriterium, sondern eher eine vernünftige, relativ gerade Kettenlinie in den Gängen, die Du vorwiegend fährst. Das minimiert den Verschleiß und steigert die Effizienz, da bei starker Schrägstellung der Kette mehr Reibung und somit auch etwas Kraftverlust entsteht.
Dazu kommt noch der Faktor, ob Du lieber hohe Trittfrequenzen mit wenig Kraft oder moderate Trittfrequenzen mit mehr Kraft trittst. Der erstere Typ braucht leichtere Gänge. Die effizientere Kraftausbeute bringt meist die höhere Frequenz mit weniger Kraft auf dem Pedal. Zudem beugt es potenziellen Kniebeschwerden vor, die auf Dauer bei zu hoher Belastung auftreten können.
3. Kettenblatt-Größe in Abhängigkeit von der Kassette
Die Wahl des Kettenblatts ist natürlich auch direkt an die Bandbreite Deiner Kassette hinten gekoppelt. Die allermeisten unter euch werden mittlerweile einen 12fach Antrieb fahren, der bei SRAM entweder 50 oder 52 Zähne auf dem größten Ritzel bereitstellt, während Shimano bei den aktuellen Kassetten 51 Zähne ins Rennen schickt.
Du kannst die Größen der Kettenblätter und der Ritzel auf der Kassette einfach in Verhältnis bringen, indem Du die Zähnezahl betrachtest, denn ihr Durchmesser verhält sich linear zur Zähnezahl. Um das Thema greifbarer zu machen, bedienen wir uns einer einfachen Formel:
A. Leichtester Gang
- Zähnezahl Kettenblatt / Zähnezahl größtes Ritzel der Kassette = Untersetzung im leichtesten Gang
Mit dieser einfachen Formel kannst Du die Übersetzung eines Antriebs vorher berechnen und so die Möglichkeiten durchspielen.
Haben wir beispielsweise ein 32-Zähne-Kettenblatt und eine SRAM Kassette mit 10-52 Zähnen, was bei SRAM die Standard-Bestückung darstellt, hieße das: 32/52 = 0,615
Das bedeutet, dass die Kassette und damit das ganze Hinterrad bei einer vollen Kurbelumdrehung nur 0,615 mal diese Umdrehung ausführt, also nur knapp über eine halbe Umdrehung macht.
B. Schwerster Gang
- Zähnezahl Kettenblatt / Zähnezahl kleinstes Ritzel der Kassette = Übersetzung im schwersten Gang
Bei unserem Setup mit dem 32-Zähne-Kettenblatt und der 10-52 Kassette heißt das: 32/10 = 3,2
Das bedeutet, dass die Kassette und damit das ganze Hinterrad bei einer vollen Kurbelumdrehung 3,2 Umdrehungen ausführt.
C. Einordnung
Nun kannst Du entweder viel ausprobieren oder Dich vorläufig auf unsere Erfahrungen und "Faustregeln" verlassen. Wir versuchen, die Unter- bzw. Übersetzungen grob zu kategorisieren.
Leichtester Gang:
- Untersetzung kleiner als 0,6 - sehr leichter Gang, extrem bergtauglich, auch für weniger Trainierte
- Untersetzung 0,6 bis 0,7 - moderat, gute Wahl für durchschnittlich trainierte
- Untersetzung größer als 0,7 - eher schwer, für starke Fahrer:innen und / oder etwas flacheres Gelände
Schwerster Gang:
- Übersetzung kleiner als 3,0 - relativ wenig Endgeschwindigkeit, bergab tritt man leicht "ins Leere"
- Übersetzung 3,0 bis 3,4 - durchschnittliche Endgeschwindigkeit, meist voll ausreichend
- Übersetzung größer als 3,4 - sehr schwere Gänge für hohe Geschwindigkeit bergab
Gleichzeitig extrem leichte und extrem schwere Gänge in einem Antrieb zu vereinen, ist nicht möglich, da die Bandbreite der Kassette begrenzt ist. Doch mit unserer groben Einordnung wirst Du auf jeden Fall Deine passende Übersetzung finden. Ich persönlich fahre auf meinen beiden 29er Mountainbike Fullys jeweils ein 32T-Kettenblatt und eine 10-50T SRAM Kassette und komme überall gut zurecht. Den schwersten Gang brauche ich kaum.
4. Die Laufradgröße ist mitentscheidend!
Je nach Laufradgröße des Hinterrads entfaltet sich die Übersetzung auf dem Untergrund unterschiedlich. Als Beispiel nehmen wir ein 29" und ein 27,5" Bike: Fahren die beiden mit gleicher Übersetzung im gleichen Gang und gleicher Trittfrequenz nebeneinander, wird der 29er dem 27,5er wegziehen, da sich die identische Übersetzung auf dem Untergrund durch das größere Laufrad anders entfaltet.
Das bedeutet, dass 27,5er "schwerere" Übersetzungen vertragen können als 29er. Während wir für den 29er ein 32T-Kettenblatt als Standard empfehlen, wäre es beim 27,5er ein 34T-Kettenblatt. Dies gleicht den Raddurchmesser wieder nahezu aus.
5. Kommt ein ovales Kettenblatt für Dich in Frage?
Ovale Kettenblätter fühlen sich deutlich anders an. Du musst Dein Tretverhalten darauf anpassen, kannst aber durch günstige Hebelübersetzungen davon profitieren. Deine Muskulatur muss sich auch etwas daran gewöhnen, da sich der Rhythmus beim Pedalieren ändert und auch die Kraftspitzen anders verteilt werden.
Beim direkten Wechsel von rund auf oval wirst Du erst einmal die Stirn runzeln: Das fühlt sich erst mal komisch an, ganz klar. Um wirklich ein Urteil zu fällen, musst Du dem ovalen Kettenblatt daher etwas Zeit geben.
Fazit
Nun, wo Du Dich als Fahrer:innentyp "definiert" hast, sollte die Wahl des Kettenblatts fest stehen. Bedenke dabei noch, dass Du den schwersten Gang auf dem Trail wirklich kaum bis selten brauchst - die allermeisten treten bei 50-60 km/h auf einem Trail (oder sonst wo auch) eher nicht mehr in die Pedale, sondern halten das Rad unter Kontrolle oder lassen einfach rollen. Von daher sind "Reserven" bei den leichten Gängen wichtiger als bei den schweren.
Wenn Du nicht so viel im Sattel sitzt oder einfach gemütlich bergauf fahren möchtest, nimm ruhig ein kleines Kettenblatt. Du wärst nicht die oder der Erste mit einem zu großen Kettenblatt, das aus Eitelkeit gewählt wurde.
Wenn Du noch Hilfe brauchst, melde Dich immer gern bei unserem Service-Team.
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