How To: Inspektion am Fahrrad
Bereit für die Saison? Wir zeigen Dir, wie Du Dein Bike startklar machst und welche Teile dabei besonders viel Zuwendung benötigen.
Wie pflegst Du Dein Bike am besten nach einer Ausfahrt im Schlamm oder im Regen? Hier findest du Praxistipps sowie Empfehlungen für Pflegeprodukte.
Schlammkurven fräsen, der Regen peitscht ins Gesicht, Dreck prasselt gegen das Unterrohr: Es wird Herbst! Früher oder später kommt sie, die Schlammrutsche beim Mountainbiken oder Graveln bzw. der Waschmaschinen-Schleudergang auf dem Rennrad. Im Gegensatz zum Fahren im Sommer ist dabei nicht nur für Mensch, sondern auch für Maschine etwas mehr an Nachbereitung nötig. Wir erklären Dir hier anschaulich, wie Du Dein Rad schonend und effizient reinigst und welche Helferlein sich dazu perfekt eignen.
Wenn Du nach einer anstrengenden Regen-bzw. Matsch-Ausfahrt nach Hause kommst, willst Du in aller Regel ohne Umwege direkt auf die Couch. Nach Möglichkeit solltest Du es aber nicht so weit kommen lassen, bis der ganze Dreck am Rad getrocknet ist. Er lässt sich dann nicht nur sehr viel schwerer beseitigen, auch leiden Lack und andere Oberflächen durch das „abrubbeln“ oder wegscheuern. Daher besser nicht lang fackeln und das Rad noch vor der eigenen Dusche wieder salonfähig machen. Dabei kommt es darauf an, ob es sich nur einige Dreckspritzer oder eine komplette Fangopackung eingefangen hat. Weniger ist manchmal mehr, und so solltest Du Dein Rad nicht unbedingt immer großflächig mit Wasser abspritzen, sondern nur, wenn es wirklich nötig ist. Mechanische Bauteile lieben Fett und Öl, mögen kein Wasser, aber noch weniger stehen sie auf Dreck, Sand und Staub. Somit können leichte Verschmutzungen auch mit einem feuchten Tuch abgerieben werden und es muss nicht immer die ganze Dusche sein.
Wir gehen nun aber mal vom Worst Case aus: Modell und Farbe Deines Bikes ist nicht mehr zu erkennen, es raschelt und knirscht an allen Ecken und Enden, also wird das Rad ordentlich abgespritzt. Dazu eignet sich am besten der moderate Strahl aus dem Gartenschlauch oder einem portablen Gerät und NICHT der Hochdruckreiniger an der Tankstelle. Solch ein hoher Druck kann leicht durch die Dichtungen dringen und das Wasser dorthin befördern, wo es keinesfalls hingehört: ins Innere von Kugellagern, Gleitlagern oder beispielsweise unter die Dichtungen von Gabel und Sattelstütze. Um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, empfiehlt sich ein Fahrradreiniger, da dieser noch mal deutlich gründlicher säubert als reines Wasser. Er wird großflächig aufs Fahrrad aufgesprüht und verträgt sich mit sämtlichen Komponenten. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit wird der Reiniger mitsamt dem Dreck abgespült und das Rad sieht schon fast wieder aus wie neu. Neben der Funktion ist uns an dieser Stelle wichtig, dass unsere TONIQ-Produkte biologisch abbaubar und die Öle 100 % pflanzlich sind. Gerade diese Attribute sind bei Pflegemitteln längst nicht selbstverständlich, und so sahen wir den Bedarf einer nachhaltigen Alternative aus eigenem Hause. Der Fahrradreiniger allein schafft aber auch nicht immer alles an Dreck weg – die besten Ergebnisse erzielst Du danach mit einer weichen Bürste; nimm keinesfalls eine harte Wurzelbürste oder Ähnliches aus dem Schuhschrank! Eine kleinere Bürste eignet sich besonders gut für schwer zugängliche Stellen, während größere Flächen, wie die Rohre des Hauptrahmens, Felgen und Reifen, besser mit einem größeren Bürstenkopf bearbeitet werden. Anschließend, nach dem Abspülen, wischen wir das Rad mit einem Microfasertuch trocken.
Auf den ersten Blick könntest Du das Rad schon fast wieder in den Laden stellen, aber wir wollen ja nicht nur die Optik, sondern vor allem die Funktion tip top halten. Dabei arbeitet es sich am besten mit einem Montageständer. Wir starten mit dem Antrieb: Die Kette ist in aller Regel nach einer langen Tour im Nassen mit einer Mischung aus Kettenöl und Dreck bedeckt - Fachbegriff: Schmodder - der sich auch schlecht mit Wasser oder einem Fahrradreiniger entfernen lässt. Hierzu nimmst Du einfach einen alten, fusselfreien Lappen und ziehst die Kette ein paar ganze Umdrehungen kräftig durch. Bei besonders stark verschmutzten Ketten hilft ein Entfetter, den Du auf das Tuch aufsprühst. Zum Säubern der Schaltwerksröllchen und der Kettenblätter eignet sich gut ein mittelgroßer Schlitzschraubendreher, der seitlich an das rotierende Röllchen oder das Kettenblatt gehalten wird und so den oben genannten Schmodder „abkratzt“. Ist die Kassette zwischen den Ritzeln stark verschmutzt, kannst Du sie mit einer Reinigungsklaue bearbeiten; diese hat oft direkt noch kleinere Bürsten mit integriert. Sobald der Antrieb gesäubert und trocken ist, sollte die Kette geschmiert werden, um die Leichtläufigkeit und den Korrosionsschutz wieder herzustellen. Hierzu nehmen wir ein klassisches Kettenöl, viele Fahrer schwören aber auch auf Wachs. Öl schmiert unserer Meinung nach länger, Wachs zieht dafür deutlich weniger Dreck an. Eine Glaubensfrage. Ganz wichtig ist, dass Du die Kette einige Minuten nach dem neu schmieren wieder mit dem trockenen Lappen abziehst, um überschüssiges Öl zu entfernen, welches wieder neuen Dreck anziehen würde. Die Kette ist nun innen geschmiert, dort, wo sich die Innenröllchen drehen, äußerlich aber nahezu trocken und ölfrei.
Beim Mountainbike hast Du in aller Regel eine Federgabel und mittlerweile doch sehr oft eine absenkbare Sattelstütze, bei Full Suspension Bikes zudem einen Dämpfer für den Hinterbau. Die Pflegebedürftigkeit dieser Bauteile wird oft unterschätzt. Beim Eintauchen der Gabel, des Dämpfers oder beim Absenken der Stütze wird jedes Mal ein wenig Staub und Dreck an die Abstreifringe gedrückt. Neben dem regelmäßigen Service der Federelemente ist es daher essenziell, die Staubabstreifer und die Standrohre bzw. die Dämpfer-Kolbenstange nach jeder Fahrt zu säubern. Dies machst Du am besten mit einem weichen, sauberen Lappen. Dringt erst einmal Staub unter die Dichtungen, leidet nicht nur die Performance der Federelemente (oder auch der Stütze), es besteht zudem die Gefahr, dass die Laufflächen der Standrohre „angeschmirgelt“ werden, was auf Dauer zum Totalausfall führen kann. Um die Staubabstreifer geschmeidig zu halten, schmieren wir für die Standzeit des Bikes auch schon mal 2-3 Tropfen Gabelöl mit dem Finger daran. So werden sie nicht so schnell spröde, was die Lebensdauer erhöht. Wichtig: vor der nächsten Fahrt wieder trocken wischen, damit nicht unnötig Staub gebunden wird.
Schlussendlich kannst Du Dein Bike zum Schutz vor den Elementen noch mit einem Pflegespray behandeln. Wasser und Dreck perlt dann besser ab, Rost-anfällige Teile wie beispielsweise Schraubenköpfe werden vor Korrosion geschützt und das Rad erhält ein glänzendes Finish. Aber Vorsicht: Übertreibe es nicht völlig mit der Pflege, sonst ist das Rad hinterher zu schade, um es wieder durch den Dreck zu scheuchen! Und auch, wenn der Pflegeaufwand größer ist, hat die nasse Jahreszeit doch absolut ihren Reiz. Mir persönlich macht die Bike-Pflege enorm viel Spaß, da Ich viel Wert auf eine optimale Funktion der teils hochpreisigen Komponenten lege und dies für mich ebenso die Wertschätzung für eine der schönsten Erfindungen der Menschheit ausdrückt. Also: Viel Spaß beim dreckig- und wieder saubermachen.