36ONE Südafrika
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36ONE - Wie fährt man 361km in 14h und 3min zum Sieg?

Die Idee, die 36ONE Challenge zu fahren, kam schon letztes Jahr, da bin ich nach einer guten Vorbereitung ins kalte Wasser gesprungen, denn ich wusste nicht, was mich erwartet

Ultra Endurance Race 36ONE in Südafrika!

Wahnsinn oder Mountainbiketraum?

Die Idee, die 36ONE Challenge zu fahren, kam schon letztes Jahr. Also bin ich nach einer guten Vorbereitung ins kalte Wasser gesprungen, denn ich wusste nicht, was mich erwartet.
Ein Einzelrennen in Südafrika über 361km, 5100hm und einem Zeitlimit von 36.1 Stunden!!

2014 habe ich dieses Rennen gewonnen. Mit einem neuen Streckenrekord von 14.15 Stunden (3 Stunden schneller als der Rekord aus 2013).

Warum also zurück nach Oudtshoorn (Südafrika) und noch einmal die 361km fahren?
Weil es einfach geil ist…

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Mit meiner Vorbereitung habe ich Ende Oktober 2014 begonnen

Angefangen habe ich mit meinem Grundlagentraining und ich kann euch sagen, das ist bei belgischem Wetter nicht immer so einfach.
Aber ich denke, wir hatten einen guten "Winter", sodass ich mein MTB die ganze Zeit problemlos fahren konnte.
In der Woche trainierte ich immer alleine, aber an den Wochenenden habe ich mit Tom Boonen und Jelle Vanendert trainiert und lange Ausfahrten unternommen.
In der Regel fährt man im Training locker zusammen los, nach ein paar Kilometern ist es ein "Rennen" ;) Durch meine gute Fahrtechnik und meine lange MTB Erfahrung haben mich die Jungs allerdings nicht abhängen können.. eher andersherum ;)
 
Die echte Vorbereitung

Neben der Grundlagenausdauer steht das harte Training vor der Tür. Jetzt wird es ernst und die Einlagen werden schwerer und schwerer.
Manchmal frage ich mich dabei: WARUM MACHE ICH DAS ÜBERHAUPT??
Lange, sehr lange Tage auf dem Bike, Regen, Wind und Kälte machen mich härter und härter. Man muss wissen, warum man etwas macht. Das Ziel ist, 361km in der bestmöglichsten Zeit zu fahren.
So ist die Motivation immer tip top und ich kann mit 12.500km in den Beinen nach Südafrika fliegen.
Nach meinem Empfinden muss das reichen, sicher ist man sich allerdings nie!

Die letzte Trainingseinlage in Cape Town

Angekommen in Kapstadt mache ich noch ein paar längere Trainingstage: 4 Stunden Straße und dann nochmal 6 Stunden Intervalltraining.
Darauf folgt eine Erholungsfahrt von 3 Stunden, was schließlich für das Rennen reichen muss.

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Race Day!

Langsam merke ich, wie der Druck wächst...
Schaffe ich es, ein zweites Mal zu gewinnen? Bin ich fit und ist es mein Bike auch? Was macht die Konkurrenz?
Der Countdown läuft und ich muss sagen, alle sehen schnell aus. Als Gewinner des letzten Jahres weiß ich, dass mich die ambitionierten Jungs im Auge haben, und ich sage mir: "Keep calm, Jean, it's a long race" :)

Erst starten die Relay Teams, fünf Minuten später starten die Teams und dann können wir Einzelfahrer starten.

Nach 2km neutralem Start geht es endlich los und ich setze mich direkt an die Spitze. Das Rennen wird hart, sage ich mir, und ich lasse meine Beine sprechen.
Das Feld zieht sich in die Länge und schnell machen wir die ersten Offroad-Kilometer.
Schnell merke ich, dass es nur zwei Fahrer gibt, mit denen es Spaß macht, zusammenzuarbeiten.
Das Peloton ist zu diesem Zeitpunkt schon sehr ausgedünnt. Auf dem nächsten Asphaltstück fahre ich noch ein paar Attacken und ich merke direkt den Erfolg, denn es bleiben immer weniger über, die mir folgen können!

Am Ende des Schwarzberg-Passes geht es abseits der Straße weiter. Auf dem Streckenabschnitt nach "de Rust" kommt der erste Versorgungspunkt. Auf diesem knackigen Stück konnte ich noch ein paar weitere Fahrer abhängen.
Das zu Beginn starke Feld wird langsam immer dünner und dünner. Das gefällt mir, denn jetzt haben wir uns mit fünf Fahrern vom Hauptfeld abgesetzt. Nicht weit, aber es ist ein Stück.
Am Versorgungspunkt machen wir Halt und versorgen uns mit Bananen und füllen unsere Trinkflaschen. Währenddessen holen uns sechs Fahrer ein, die keinen Halt machen, also heißt es, schnell aufs Bike und aufschließen.

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Weiter zum ersten Checkpoint

Nach und nach wird die Gruppe wieder kleiner. Am CP1 fülle ich wieder sehr schnell meine Trinkflasche und schnapp mir eine Banane. Schnell und einsam fahre ich weiter…. Drei andere Fahrer können noch recht schnell aufschließen und zusammen fahren wir der Konkurrenz davon.

In einer Gruppe von vier Einzelfahrern und zwei Teamfahrern ging es Richtung Checkpoint 2. Auf diesem Teilstück fiel ich in ein kleines Leistungsloch und mein Körper wollte nur noch schlafen, aber meine Beine waren da anderer Meinung. Diese wollten nur so schnell wie möglich nach Oudtshoorn.
Zum Glück schaffe ich es recht schnell, meinen Tiefpunkt zu überwinden und zusammen mit den Teamfahrern hängten wir einen weiteren Mitstreiter ab. Allerdings merkten wir drei Einzelfahrer, dass die beiden Teamfahrer zusammen zu stark sind, und wir lassen sie ziehen. Zu dritt sind wir besser dran, denke ich mir und kämpfe weiter. Angekommen am zweiten Checkpoint versorge ich mich wieder mit Wasser und Bananen.
Das Rennen kannst du super ohne Support fahren, da die Versorgungstellen an den richtigen Stellen für ausreichend Proviant und Wasser sorgen. Nochmal die Kette geschmiert und schon geht es weiter in die Nacht.
Hier zeigt sich, wer die stärkeren Nerven hat, denn innerhalb unserer Dreiergruppe ist es sehr still, schließlich fahren wir drei um den Sieg und jeder will gewinnen.

Checkpoint 3 oder anders: Die 180km Marke
 
Wir arbeiten sehr gut zusammen und verstehen uns super....
Die Kilometer rollen vorbei... und der Weg nach CP3 verläuft flott.

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Angekommen am CP3  machen wir wieder unseren Stopp: QWir essen, trinken und wollen schnell weiter... Nur ein Einzelfahrer werkelt zu lange an seinem Bike. Für uns zu lange, also entscheiden wir uns, zu zweit weiterzufahren.
Auf den ersten Metern warteten wir noch auf unseren dritten Mann, der aber nicht an uns herankam. Nach 3km erreichen wir den ersten ernsthafteren Anstieg nach Rooiberg. Diese Etappe ist sehr, sehr hart und wir machen Höhenmeter für Höhenmeter.
Ich fahre mein Ridley HT Ignite 29 mit einem 42er (Kettenblatt) und verzichte auf das Schalten am vorderen Ritzel. Ich halte etwas Druck auf dem Pedal und merke, wie ich meinen Begleiter langsam abhänge.
Langsam gewinne ich Meter für Meter. Dieser Punkt kommt früher als erwartet und früher als 2014. Die letzten 175km heißt es alleine kämpfen. Der Anstieg nach Rooiberg dauert im Dunkeln eine gefühlte Ewigkeit, aber ich denke mir, am Tag wird es nicht besser sein.

Plötzlich sehe ich die beiden Teamfahrer vor mir fahren. Überhole den ersten, dann den zweiten. Ich registriere, dass ich nicht nur Erster bin, sondern auch noch an der Spitze als Gesamterster fahre. Wenig später hole ich noch den sehr starken Relay Fahrer ein, der sich für eine kurzes Stück an mich dranhängt, aber auch das dauert nicht lange und ich habe ihn abgehängt.
Alleine geht es weiter auf die schwierige und technische Abfahrt Rooiberg. Hier musst du sehr wachsam sein und darauf achten, dir keinen Platten zu fangen, zu stürzen oder einen Kettenriss zu provozieren.

Aber alles geht gut und es geht weiter zum vierten Checkpoint.

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Auf dem ersten Stück nach CP4 hängt mich eine Relay Team Fahrerin (Yolande de Villiers) ab. Relay Teamfahrer fahren jeweils 180km und Yolande fährt auf sehr hohem Profi-Niveau... AUTSCH ;)
Ich habe mittlerweile 280km in den Beinen und fahre mein eigenes Tempo weiter.  Eine Stunde später fahre ich in den Sonnenaufgang, ein super Gefühl und endlich sehe ich mal wieder was.

Und dann sehe ich auch Yolande wieder und fliege am ersten Anstieg an ihr vorbei. Dabei denke ich nur noch daran, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen.
Ich habe nur noch den Sieg für Els (meine Freundin) im Kopf. Sie hat Geburtstag und ein Sieg wäre ein geiles Geschenk.
So komme ich auf die letzten 20km. Die sind aber nicht weniger anstrengend. Wellen ohne Ende.... und dann noch ein Strauß, der meint, vor mir herlaufen zu müssen!
Zum Glück macht er mir Platz (hahaha) und ich kann die 10km Asphalt nach Oudtshoorn wieder alleine hinter mich bringen.
Mit 14.03 Stunden fahre ich als Erster Gesamt und Erster Solo ins Ziel!!
10 Minuten schneller als 2014!

Ich kann nur sagen, dass sich die harte Arbeit dann doch gelohnt hat!

Nun heißt es aber erst einmal erholen:)
Next race BeMC

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