Herbststimmung im Wald.
Herbststimmung im Wald.

XPDTN3: Einfach mal graveln!

XPDTN3 - Ulli hat im bc-Gewinnspiel einen Startplatz ergattert und berichtet von seinen Erlebnissen auf der 3 tägigen Tour durch die Ardennen.

In Kooperation mit 3T und XPDTN3 sind Jonas & Björn von bike-components auf eine Bikepacking Tour der Extraklasse durch die belgischen Ardennen und die Eifel gegangen. Extraklasse war, neben der tollen Strecke über raues Bergland und ausgedehnte Waldgebiete, auch das tägliche Programm: Tagesetappen von 120 km und bis zu 2000 hm erwarteten die Abenteurer auf ihren 3T Exploro Bikes. Das hat die Teilnehmer unseres Gewinnspiels aber keineswegs abgeschreckt - Respekt vor der Herausforderung war nichtsdestotrotz vorhanden! Ulli, glücklicher Gewinner einer der Startplätze, berichtet uns in seinem Erfahrungsbericht von seinem Wochenende:

Planung bis ins Detail

Da steh ich locker rum im Lampenschein, wiege ein Stück Seife in der linken Hand, wiege ein Duschbad in meiner rechten Hand. Was soll ich tun? Bei dem angepeilten Minimalismus der kommenden Tage können schon Details den Ausschlag geben. Mit 150 g gegenüber 250 ml ist mein Entscheidungsweg ein kurzer. Das Warenhaus zu Würselen entlässt mich mit einem Stück Seife, einer Tube Putzi für die Zähne und dem Gedanken daran, eventuell meine Zahnbürste um 3 cm zu kürzen, spart ja Platz und Gewicht.

Auf die Plätze, fertig, Los!

Auf die Plätze, fertig, Los!

Kopfsteinpflaster im Herzen Aachens.

Kopfsteinpflaster im Herzen Aachens.

Jef und Jonas bereiten die Bikes vor.

Jef und Jonas bereiten die Bikes vor.

Seine Mutter nennt ihn Ulrich. Er bevorzugt Ulli.

Seine Mutter nennt ihn Ulrich. Er bevorzugt Ulli.

XPDTN3 - Let's Gravel!

Und schon geht es los. Drei Tage XPDTN3 mit bike-components warten auf mich. Umgehend werde ich ins Auto gepackt, der Teilnehmer aus Belgien wartet schon auf uns. Wer ich bin? Meine Mutter nennt mich Ulrich, sonst bleibt es für gewöhnlich bei Ulli oder Uller. Mit 3,6 Dekaden an Lebenszeit sehe ich meine Laufbahn als MTB-Marathonrennfahrer fast nur noch im Rückspiegel, bin aber noch rüstig genug, für ein paar lebendige Einheiten durch Wiese, Wald und Flur. Am Bahnhof zu Aachen öffnet sich die Tür und neben mir nimmt Jef Platz. Ein Hüne aus Gent, gepflegtes Englisch, lockeres Auftreten und wie sich später herausstellen wird, ein Antritt wie Greg van Avermaet im April 2017. Jef hat ebenso wie ich eines der zwei Tickets gewonnen für eine dreitägige Graveltour über Eifler Forststraßen, gefolgt von belgischen Fabelwegen mit Grinsegarantie.

Hinter XPDTN3 verbirgt sich die Firma 3T, die mit verschiedenen Charakteren des Radsports,  Graveltouren überall auf der Welt begleitet. Graveln heißt in Unterlenkerposition sich überall dorthin zu wagen, wo sich sonst nur Spezialisten behaupten. Auf ruppigen Trails über Wurzeln und Steine knechten, den Ortsschildsprint mit Höchstgeschwindigkeit wegpressen, oder durch knöcheltiefen Schlamm und über Treppen das geliebte Zweirad tragen. Graveln ist die Schnittmenge aus allen
Welten.

Irgendetwas stimmt mit Hasi nicht

Da geht die Tür plötzlich auf und wir treten hinein. Im Store von bike-components präsentiert sich dem begeisterten Besucher eine stattliche Anzahl von Rädern. Doch da, am anderen Ende des Raumes warten sie, viermal Fahrraderotik in Weiß und Rot. Diese verführerischen Streben, geschmeidigen Formen, im Rausch der Sinne nenne ich mein Velo „Hasi“. Auf die Frage, ob ich die nächsten Tage mit Hasi verbringen möchte, gibt es kein "Ja", "Nein" oder "Vielleicht". „Unbedingt!“ will ich mit Hasi durch die Eifel ziehen. Jetzt folgen noch die Taschen. Alles kann, nichts muss, solange der Platz reicht. Hier und da überdenke ich meine Kleiderwahl vom Vortag noch einmal. Was soll schon schief gehen, es ist der 20. Oktober, ich starte in kurzer Hose!

Perfekte Pfade zum Gravelbiken.

Perfekte Pfade zum Gravelbiken.

Über den Dächern von Aachen verlassen wir befestigten Untergrund und biegen ab in den ersten handtuchbreiten Weg. Es braucht etwas Eingewöhnungszeit, bis ich die Tasche an der Sattelstütze akzeptiert habe. Auch das Rumdrücken am rechten Bremshebel wird die Kette nicht auf das nächste Ritzel befördern. Auf dem Weg durch den Blätterwald Richtung Süden stimmt nur etwas mit Hasi nicht. Hasis Bremse heult unentwegt, Hasi lässt sich gar nicht mehr beruhigen. Doch Jonas von bc lässt seine heilenden Hände walten. Wie ein Schmied ohne Amboss, formt Jonas die Bremsscheibe passgenau zwischen die Beläge.

Brexit & Referendum

Wir befinden uns „in the middle of nowhere“, kurz vor Kaffee und Kuchen. Wenn mich meine Instinkte nicht täuschen, sollte ich an diesem langen Anstieg Paul nicht aus den Augen lassen. Paul ist Brite, seine untere Gesichtshälfte ist umschlossen von einem dichten Bart. Bei dem, was er tut, wirkt er ruhig und bedacht. Mehr als die Hälfte seines Lebens ist Paul schon auf muskelbetriebenen Zweirädern unterwegs. Er ist der Typ, der macht. Sagt er einmal nichts, übernehmen das seine stechend blauen Augen. Und tatsächlich sticht Paul vorn raus. Kräftig stampfend springe ich ihm nach. Jef schließt ebenfalls auf und Jonas ruft „Gruppetto“. Als Paul etwas Druck vom Pedal nimmt, übernimmt Jef die Regie. Mit einem fulminanten Antritt spritzt der Schotter, den Paul und ich uns erst einmal aus dem Haupthaar kämmen müssen. Jef´s Versuch, Plattentektonik von Menschenhand zu beeinflussen, können weder Paul noch ich standhalten.

Voll bepackt geht's auf Tour.

Voll bepackt geht's auf Tour.

„Picture“ ist unser Stichwort. Marc aus Katalonien bereichert die XPDTN3 Crew als Radsportler ebenso, wie als professioneller Sportfotograf. Sein braun gebranntes, markantes Gesicht zeugt von seiner Leidenschaft für den Outdoorsport. Marc bestreitet seine mittlerweile sechzehnte XPDTN3. Immer mit etwas Abstand folgend, sieht der Mann mit einem Uni-Abschluss der Rechtswissenschaften Motive und Situationen, die er umgehend auf Zelluloid festhält. Paul und Marc agieren als eingespieltes Team, ihre Vertrautheit untereinander wird greifbar, wenn sie sich mit den politischen Unwägbarkeiten im Land des jeweils anderen gegenseitig aufziehen.

Glückliche Gesichter während der Pause.

Glückliche Gesichter während der Pause.

Natur Pur!

Natur Pur!

Herbstzeit ist Gravelzeit!

Herbstzeit ist Gravelzeit!

Meter für Meter …

… werde ich eins mit meinem Rad. Dieser herrlich verwinkelte Trail hinab zum Rursee, kein Problem. Mit diesem Rad ist alles möglich, da bin ich mir sicher. Schnurstracks geradeaus, vom Herbstlaub bunt gemalt, mal leicht rollend, dann wieder sperrig und wild, Wege der unterschiedlichsten Charakteristik fügen sich zu unserem täglichen Etappenpuzzle zusammen. Es kommt schon mal vor, dass mir jede Orientierung abhanden geht, doch ehrlich gesagt, fühlt es sich so, wie es ist, einfach nur gut an.

Pit-Stop!

Pit-Stop!

Bei Gelegenheit frage ich die beiden Jungs von bc, Jonas und Björn, wo sie all diese raffinierten, kleinen, gemeinen Pfade ausgegraben haben. Die Antwort ist simpel, beide brennen sie für diesen Trip durch die launigsten Mittelgebirgsschleifen südlich von Aachen. Schon in den Wochen zuvor hatten sie Gelegenheit, bei verschiedenen Events das Gravelfieber zu spüren und Teile der Strecke zu testen. Es ist also für alles gesorgt, nur fahren müssen wir noch allein. Selbst bei unserem einzigen Plattfuß an der Urfttalsperre, schaffen sie es in Windeseile den Materialwagen mit Reifen und Schläuchen zu unserem lukullischen Unterschlupf nach Einruhr zu lotsen. Dank ihrer ausgefeilten Planung leuchten meine Augen beim hemmungslosen Wechselspiel aus Auf und Ab, Rechts und Links rund um den Bütgenbacher See am Hinterrad von Robocylo Jef. Wenn ich einmal groß bin, möchte ich so fahren können wie ein Robocyclo.

Daumen hoch!

Daumen hoch!

Herbst in seiner schönsten Form.

Herbst in seiner schönsten Form.

Müde, aber glücklich!

Schnaufend werfe ich einen Blick nach oben, in die sich im Wind wiegenden Bäume. Mit dem ersten langen Anstieg haben wir einen Kaltstart in die letzte Etappe gewagt. Frisch weht es mir um die Nasenspitze, Regengeprassel auf meinem Helm, ein erstes Rinnsal sucht sich einen Weg durch meine Schuhe. Und ganz oben zwischen Nasenspitze und Kinn spannt sich ein Lächeln der Vorfreude durch mein Gesicht. "Gruselig" ist noch untertrieben für das Wetter, aber auch heute heben wir das Wow-Potential der Strecke auf die nächste Stufe. Mit Laub bedeckte nasse Steine, glitschige Abfahrten, pampige Wurzelpfade bestimmen die ersten Kilometer bis Malmedy.

Auf Tauchstation!

Auf Tauchstation!

Mehr, mehr, ich will mehr! Und so kommt es auch. Wir folgen einem Bachlauf flussaufwärts. Eine Flussdurchquerung reiht sich an die nächste. Ausgesetzte Rumpelwege gleiten unter uns nur so hinweg. Über den höchsten Punkt zurück nach Aachen setzt uns das Wetter gehörig zu. Selbst mit meinem Rauhaardackel-Toupet im Gesicht und an den Beinen wird es mit der Zeit etwas ungemütlich. Auf den letzten Metern durch das Umland von Aachen zum Hauptquartier von bike-components, werden noch ein paar Laktatsalven in Ortsschildsprints investiert. Jeder einzelne geht für mich verloren. Spielt keine Rolle, an diesen drei Tagen war das Erlebnis mein Ergebnis!

Die Eifel zeigt ihre raue Seite.

Die Eifel zeigt ihre raue Seite.

Geschafft! Müde - aber glücklich!

Geschafft! Müde - aber glücklich!

Zu Gast bei bc.

Zu Gast bei bc.

Finale

Zurückversetzt in die 80er Jahre der ehemaligen DDR, als ich noch klein war und ein Westpaket meine Familie und mich an den Küchentisch fesselte, so fühle ich mich, als ich das Hauptquartier von bc in Würselen betrete. Dimensionen, Farbe, Materialien, staunend hebe ich meine Kinnlade vom Boden auf. Vorsichtig tapse ich an Kantine, Lümmelecke und Kaffeebar vorbei, probiere mich am Balance Board, erhasche einen Blick ins Lager, erlebe den Einblick in das Arbeitsleben bei bc, den uns Jonas gewährt.

Und Freunde, es gibt sie wirklich, die Carrera Bahn für all die großen Kinder, sie steht mittendrin im Eingangsbereich. Bei der finalen Körperreinigung stelle ich fest, mein Stück Seife war mir ein treuer Begleiter für drei Tage, nur leider ungenutzt, unsere Unterkünfte waren halt gut vorbereitet. Minimalismus hin oder her, XPDTN3 war meine Maximalerfahrung.

Die legendäre bc-Carrera-Bahn.

Die legendäre bc-Carrera-Bahn.

Auf zu neuen Abenteuern!

Auf zu neuen Abenteuern!

Danke Ulli!

Wie es Björn und Jonas ergangen ist, während des auf ein Wochenende komprimierten Micro-Adventures, gibt es in Kürze hier im Blog in einer Gebietsvorstellung zu lesen.

Die GPX-Dateien findest du links zum Download. Viel Spaß beim graveln!