MTB-Fahrwerk Glossar: Alle Begriffe erklärt!
Federkennlinie, Negativkammer und Shim Stack - Soweit klar? Falls nicht, hilft Dir unser Glossar zum Thema Mountainbike-Federung.
Bei Innenlagern fürs Fahrrad gibt es einige Standards, so dass Du schnell den Überblick verliert. Wir helfen Dir, das richtige für Deinen Rahmen zu finden.
Das Innenlager – oft auch Tretlager genannt – ist im eine zentrale Komponente an jedem Fahrrad. Es dient als Schnittstelle zwischen Kurbeln und Rahmen und sorgt dafür, dass die Kurbelwelle sich reibungsarm drehen kann. Dieses an sich recht einfache Bauteil gibt es jedoch in so zahlreichen Varianten und Einbaumaßen, dass Du leicht den Überblick verlieren kannst. Die Bezeichnung „Innenlager“ stammt aus der Zeit der Patronenlager, die grundsätzlich im Tretlagergehäuse Platz genommen haben. Heute sitzen die Lager häufig in Lagerschalen außerhalb des Tretlagergehäuses. So können die Lager größer dimensioniert werden und durch die breitere Abstützung wird mehr Steifigkeit gewonnen. Das Innenlager übernimmt die Aufgabe, Rahmen und Kurbeln zusammen zu bringen. Die Liste an Schnittstellen zum Rahmen auf der einen Seite ist lang – geschraubt, eingepresst, verschiedene Rahmenbreiten, verschiedene Durchmesser, Lager innen, Lager außen. Dann muss die Kompatibilität zur Kurbelwelle hergestellt werden. Auch hier gibt es verschiedene Durchmesser, verschiedene Kurbelwellen-Längen und Unterschiede in den Durchmessern der Lagersitze. Egal, ob Du ein verschlissenes Lager ersetzen willst oder ein neues Bike zusammenstellst: Unser Ratgeber hilft Dir dabei, in wenigen Schritten das passende Innenlager für Dein Bike zu finden. Los geht´s!
Mit Hilfe der Filter in unserem Onlineshop kannst Du die Auswahl passender Innenlager schrittweise eingrenzen. Ob Du dabei mit der Gehäusebreite und dem Einbautyp am Rahmen oder mit der Art der Kurbelwelle (Filter: Achstyp) startest, bleibt Dir überlassen. Unabhängig von der Reihenfolge, in der Du die Filter setzt, sollten am Ende immer die passenden Tretlager angezeigt werden. In den folgenden Absätzen erklären wir Dir, was die einzelnen Filtermöglichkeiten bedeuten und wie Du herausfindest, welche Dich zum richtigen Ergebnis führen. Dabei ist es von Vorteil, wenn Du einen Messschieber oder ein Lineal zur Hand hast, um das Tretlagergehäuse an Deinem Rahmen zu vermessen. Um alle wichtigen Schnittstellen messen zu können, darf kein Lager im Rahmen montiert sein. Wenn Du vom Rahmenhersteller ein Datenblatt vorliegen hast, ist das schon die halbe Miete.
Bei der Suche nach einem passenden Innenlager in unserem Shop helfen Dir die umfangreichen Filtermöglichkeiten. © bc GmbH
Das Tretlagergehäuse – also der Teil Deines Rahmens, in dem das Lager verbaut ist – hat eine bestimmte Breite. Sie ist einfach zu messen - auch, wenn ein Lager montiert ist. Dabei misst Du nur am Rahmen die Gesamtbreite des Gehäuses, also OHNE Lagerschalen und eventuelle Spacer. Wenn die Gehäusebreite bekannt ist, kannst Du per Filterfunktion schon anfangen, einzugrenzen.
Mit Hilfe eines Messschiebers lässt sich die Tretlager-Gehäusebreite schnell bestimmen. © bc GmbH
Neben der Gehäusebreite unterscheiden sich Tretlagergehäuse von Fahrradrahmen in weiteren Aspekten, die Du mit dem Filter "Einbautyp" eingrenzen kannst. Da die Hersteller über die Jahre immer neue Einbaumaße mit klangvollen Namen auf den Markt gebracht haben, gibt es leider keine einheitliche Linie in den Bezeichnungen. Die Buchstaben sind meist Abkürzungen. Die Zahlen beziehen sich in einigen Fällen auf den Innendurchmesser des Rahmens, in anderen auf den Außendurchmesser der Kurbelwelle und in wieder anderen auf die Tretlagergehäusebreite. Um aber treffsicher den Rahmen mit der Kurbel zu verheiraten, müssen alle Parameter stimmen.
Die erste und wichtigste Unterscheidung ist jedoch, ob es sich um ein per Gewinde verschraubtes oder eingepresstes Innenlager handelt. Dies kannst Du sofort am Rahmen und am Innenlager erkennen? Ist hier ein Gewinde vorhanden oder nicht?
Ein Gewinde-Innenlager erkennst Du im montierten Zustand daran, dass die Lagerschalen außen eine Werkzeugaufnahme haben, meist eine Verzahnung, die die Lagerschale außen umläuft. Es gibt derzeit folgende Varianten, die Du bei demontierten Lagern relativ leicht am Innendurchmesser des Tretlagergehäuses und der Richtung der Gewinde unterscheiden kannst:
Einbautyp | Innendurchmesser | Gewinderichtung |
BSA | etwa 34 mm | Linksgewinde auf der Antriebsseite Rechtsgewinde auf der Nichtantriebsseite |
ITA | etwa 35 mm | Rechtsgewinde auf beiden Seiten (seltener als BSA) |
T45, auch Colnago ThreadFit 82,5 genannt | etwa 44 mm | Linksgewinde auf der Antriebsseite |
T47 | etwa 46 mm | Linksgewinde auf der Antriebsseite Rechtsgewinde auf der Nichtantriebsseite |
T47A (Asymmetrical) | gleiche Gewinde und Durchmesser wie T47, Tretlagergehäuse aber seitlich versetzt |
BSA- und ITA-Lager sehen sich sehr ähnlich, daher ist die Unterscheidung per Sichtkontrolle schwierig. Es ist aber so, dass die allermeisten Rahmen dem BSA-Standard folgen. Der ITA-Standard war, wie der Name schon erkennen lässt, ein italienischer Standard, der mittlerweile fast irrelevant geworden ist. BSA hat sich flächendeckend durchgesetzt.
Die Lager mit dem "T" (T45, T47 und T47A) sind optisch leicht gegenüber BSA und ITA zu unterscheiden. Hier kommt es aber auf die Feinheiten an, die Du in der Tabelle nachschauen kannst.
Bei Tretlagergehäusen ohne Gewinde werden die Kugellager direkt oder mit Lagerschalen aus Aluminium oder Kunststoff in den Rahmen gepresst. Das Prinzip ähnelt dem von Steuersätzen. In dem Kontext taucht oft der Begriff „Pressfit“ oder das entsprechende Kürzel „PF“ auf. Die Gehäusetypen kannst Du am Innendurchmesser und der Breite unterscheiden. Den Durchmesser misst Du am besten mit einem Messschieber direkt am Rahmen bei demontiertem Innenlager. Folgende Innendurchmesser kannst Du dann den Einbautypen zuordnen:
Innendurchmesser | Einbautyp |
37 mm | BB90 , BB95 |
41 mm | Pressfit BB86, BB92, BB104,5, BB107, BB121 |
42 mm | BB30 , BB30A |
46 mm | Pressfit PF30, BB386 Evo, BBright |
42 und 46 mm | OSBB gibt es in 42 und 46 mm – bitte Datenblatt und Produktbeschreibung beachten |
Die verschiedenen Einbautypen mit gleichem Durchmesser unterscheiden sich in der Gehäusebreite. Wenn Du den entsprechenden Filter gesetzt hast, wird die Auswahl entsprechend reduziert.
Mit dem Filter "Achstyp" kannst Du die Auswahl der Innenlager nach Kompatibilität zu Deiner Kurbel eingrenzen. Eigentlich ist "Achse" bei einer Kurbel das falsche Wort, denn sich drehende Achsen sind Wellen, also sollte es "Kurbelwelle" heißen. Im Sprachgebrauch hat sich aber die "Achse" etabliert, daher benennen wir es so.
Du hast die Möglichkeit, Deine Kurbelachse (oder auch -Welle) selbst zu vermessen oder die entscheidenden Parameter aus dem Datenblatt oder der Beschreibung zu beziehen. Dabei können wir die Achstypen in zwei Gruppen einteilen: Systeme, bei denen sie Teil der Kurbel ist, also fest an den Kurbelarmen angebracht, und Systeme, bei denen die Kurbelwelle zum Innenlager gehört. Es gibt nicht für jede Kombination aus Kurbel und Rahmen ein passendes Lager, so ist Auswahl an Kurbelmodellen je nach Rahmenmodell eingeschränkt.
Bei den meisten Kurbeln an hochwertigen Bikes ist die Kurbelwelle fest mit einem Kurbelarm verbunden. Die Maße der Shop-Filter und im Datenblatt entsprechen in der Regel dem Außendurchmesser der Kurbelwelle, den Du mit einem Messschieber an der Stelle messen kannst, wo sie im Lager sitzen würde. Alternativ kannst Du auch den Innendurchmesser des Lagers messen – also das Loch, durch das die Kurbelwelle gesteckt wird. Folgende Systeme gibt es derzeit:
Innendurchmesser | System |
19 mm | FSA MegaExo |
24 mm | Shimano Hollowtech II und kompatible Produkte anderer Hersteller |
24 / 22 mm | die Kurbelwelle an GXP-Kurbeln von SRAM misst auf der Antriebsseite 24 mm und auf der Nichtantriebsseite 22 mm |
25 mm | Campagnolo Ultra-Torque und Power-Torque |
28,99 mm | SRAM DUB, auch Truvativ |
30 mm | diverse Hersteller |
30 / 28 mm | Praxis Works M30, die Kurbelwelle misst auf Antriebsseite 30 mm und auf Nichtantriebsseite 28 mm |
Die Länge der Kurbelwelle kann ebenfalls variieren. Die tatsächliche Länge ist aber irrelevant - die Kurbel orientiert sich mit ihrer Bezeichnung meist an der Innenlagergehäuse-Breite. Wenn Du nur das Innenlager wechseln willst und Kurbel und Rahmen schon erfolgreich miteinander funktioniert haben, dann brauchst Du Dir darüber keine Gedanken zu machen. Wenn Du eine neue Kurbel verbauen willst, dann wird es wichtig, dass die Kurbelwelle auf die jeweilige Gehäusebreite am Rahmen abgestimmt ist. Diese Information findest Du immer in den Details der Kurbeln auf unseren Produktseiten.
Bei der Auswahl des Lagers muss der Innendurchmesser des Lagers auf den Kurbelwellen-Durchmesser abgestimmt sein. © bc GmbH
An "klassischen", älteren oder günstigeren Fahrrädern findest Du oft Systeme, bei denen die Kurbelwelle Teil des Innenlagers ist. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Patronenlager, also in sich geschlossene Einheiten, die fast komplett im Rahmen verschwinden. Links und rechts schaut die Kurbelwelle heraus. Die beiden Kurbelarme werden einzeln auf der Welle verschraubt. Um die Kraft zu übertragen, ist die Schnittstelle zwischen Kurbelarm und -welle entweder ein konisch zulaufendes Vierkantprofil oder ein Vielzahn. Die üblichen Systeme sind:
• Vierkant (JIS) – vorwiegend bei asiatischen Herstellern (z. B. Shimano)
• Vierkant (ISO) – vorwiegend bei europäischen Herstellern
• Octalink MTB – Vielzahn mit acht Zähnen, Verzahnung länger als bei Octalink Road
• Octalink Road – Vielzahn mit acht Zähnen, Verzahnung kürzer als bei Octalink MTB
• ISIS – Vielzahn mit zehn Zähnen
• Power Spline – Vielzahn mit zwölf Zähnen
Die beiden Vierkant-Varianten sind nicht miteinander kompatibel. Mit dem falschen Innenlager kannst Du Deine Kurbel beschädigen. Da sie nur schwer zu unterscheiden sind, solltest Du Dich beim Hersteller Deiner Kurbel informieren, welcher Vierkant passt. Außerdem gilt es bei Innenlagern mit integrierter Welle, neben der Einbaubreite des Innenlagers auch die Gesamtlänge der Welle passend zur Kurbel auszuwählen. Sie entscheidet über die Kettenlinie, den Q-Faktor und darüber, dass Deine Kurbel nicht mit den Kettenstreben kollidiert. Welche Wellenlänge für Deine Kurbel benötigt wird, kannst Du in der Dokumentation des Herstellers herauslesen. Hast Du bereits ein solches Innenlager verbaut, miss einfach die Länge der Welle "über alles", also die Gesamtlänge zwischen den beiden Stirnflächen.
Die verschiedenen Preisklassen bei Typ-gleichen Innenlagern unterscheiden sich meist in der Fertigungsqualität und der Art der Lager. Heutzutage kommen meist gekapselte Kugellager zum Einsatz – oft als Industrielager bezeichnet. Sie bestehen entweder aus klassischem Stahl, Edelstahl oder Keramik. Während normaler Lagerstahl bei guter Pflege sehr langlebig ist, hat Edelstahl den Vorteil, dass er korrosionsbeständig (also rostfrei) ist. Wenn Du viel im Regen unterwegs bist oder Dein Rad oft wäschst und keine Zeit hast, die Lager regelmäßig zu inspizieren und bei Bedarf neu zu fetten, dann ist Edelstahl eine gute Wahl. Keramiklager sind ebenfalls korrosionsbeständig und durch das sehr harte Material sehr langlebig.
Zur Montage von Innenlagern brauchst Du Spezialwerkzeuge. Für Innenlager mit Gewinde gibt es verschiedene Schlüssel, je nach System. Für Lager ohne Gewinde benötigst Du ein Einpresswerkzeug. Zur Demontage eingepresster Lager wird ein Ausschlagwerkzeug (auch Austreiber genannt) benötigt. Ein Sonderfall sind Innenlager für gewindelose Tretlagergehäuse, bei denen die beiden Hälften miteinander verschraubt werden. Für sie brauchst Du kein Einpresswerkzeug, sondern einen Schlüssel wie für Gewinde-Lager. Das Lager zieht sich durch die Verschraubung im Rahmen zusammen. Wir empfehlen in jedem Fall, Dich vorm Bestellen zu informieren, welche Art von Werkzeug zu Deinem neuen Innenlager passt. Bei der Montage solltest Du die Drehmomente beachten und auf jeden Fall Montagefett verwenden. Bei einem neuen Rahmen solltest Du prüfen, ob die Lagersitze sauber vorbereitet sind. Eventuell ist es nötig, die Stirnfläche planzufräsen oder die Gewinde nachzuschneiden.
Mit neuem Innenlager dreht sich die Kurbel wieder, wie sie soll: leichtgängig, geschmeidig und spielfrei. Wenn Du aber noch Fragen hast, melde Dich immer gern bei unserem Service-Team.