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Christian Grasmann: Vom „Gasgeber“ zum Gastgeber

Ein Besuch im neuen Café der Maloja Pushbikers um Christian Grasmann lohnt sich nicht nur wegen der Kombination Kaffee und Radfahren…

Ein Netzwerker war Christian Grasmann immer schon. Im oberbayerischen Holzkirchen betreibt der Kopf hinter den Maloja Pushbikers mit einem kombinierten Café, Showroom und Büro seit kurzem eine adäquate Anlaufstelle für sein Netzwerk – und generell für jeden (Rad-)Sportler der vorbeischauen möchte. Damit wandelt sich „Grasi“ vom Gasgeber zum Gastgeber: Nach dem Ende seiner aktiven Profi-Karriere im März 2019 widmet sich der 38-Jährige nun an erster Stelle der Sportförderung innerhalb „seines“ Teams – den Maloja Pushbikers – und dem Pflegen alter und neuer Kontakte.

Auf einem Gelände, das früher als LKW- und Bus-Werkstatt diente und bereits das Team-Lager der Pushbikers beherbergt, mietete Grasmann ein altes Bürohäuschen an. Er strahlt, als er das erzählt, denn er weiß genau: In fünf, spätestens zehn Jahren stehen hier Wohnhäuser und sein Café wird nicht mehr allein für Radfahrer Kulttreffpunkt sein. Das Grundstück liegt zentral, fünf Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt. „Aber jetzt ist das ein Treffpunkt für den Sport.“ Das Gebäude sei früher einmal selbst LKW-Werkstatthalle gewesen, erzählt die ehemalige Werkstattbesitzerin und Vermieterin bei der Café-Eröffnung stolz – und blickt gleichzeitig bewundernd auf die umgestalteten Räumlichkeiten…

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Öffnungszeiten

Das Café der Maloja Pushbikers ist von Donnerstag bis Samstag geöffnet. Den Rest der Woche kümmern sich Christian und Kollegen um das Team. Oder sind Radfahren. Oder beides!

 

"Der Showroom ist gewissermaßen der bunt beklebte Vereinsbus"

Der Umbau zum Showroom und Büro trägt die Handschrift, die auch die Maloja Pushbikers kennzeichnet: Stimmig. Geschmackvoll. Stilbewusst. Mit einer persönlichen Note. Grasmanns Handschrift, darüber muss man nicht streiten. Die Inneneinrichtung? „Hat sich angesammelt oder es hat sich etwas ergeben: Die Rohre für die Kleiderstangen haben wir beim Abriss eines Bauernhofs bekommen. Das Wandregal, auf dem jetzt Räder stehen, das war ein Fenster im Werkstatt-Tor“, erinnert sich Grasi. „Alles hier haben Leute aus dem Verein, dem RSV Irschenberg, gebaut. Nur bei der Installation der Wasserleitungen war ein Profi am Werk. Der Showroom ist gewissermaßen der bunt beklebte Vereinsbus mit den lokalen Sponsoren. Nur haben sich die Leute mit ihrer Arbeitszeit und ihren Händen eingebracht.“

Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Und wirkt trotz – oder gerade wegen – der Selfmade-Herangehensweise so gemütlich: „Ich brauche grundsätzlich keine Perfektion, aber sauber und gepflegt muss es sein“, hält Pushbiker Grasmann fest. „Außerdem muss sich Design, wenn es zum Klassiker werden will, entwickeln. Es muss reifen.“ Ob man da eine Parallele zum Profi-Radsport ziehen könne? In Zeiten, in denen die Vermarktung eines Sportlers einen so großen Raum einnimmt, dass der Sport als solcher Gefahr laufe, in den Hintergrund gedrängt zu werden: durchaus! Gerade junge Sportler müssten einen enormen Spagat bewältigen zwischen sportlicher Leistung auf der einen Seite und Vermarktungsleistung auf der anderen. Die richtige Balance zu finden, das ist vielleicht auch eine Frage der Reife. Daher solle man sich eine Sache immer wieder vor Augen führen, sagt Grasi: „Der Unterschied zwischen der vielfach inszenierten Darstellung hier und der sportlichen Leistung als authentische Form der Darstellung dort, ist: der Sport gibt dir einfach mehr!“

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Aus Grasmanns Mund klingt das noch ein bisschen logischer. Schließlich blickt er auf 14 aktive Profijahre zurück, hat die Maloja Pushbikers ins Leben gerufen, die Sponsoren überzeugen können, ein UCI Continental Straßen-Team mit in die Marke Pushbikers integriert. Hat Ableger geschaffen, die seine Idee in die Zukunft tragen werden: die „future stars“ als Nachwuchs-Team und die Frauen-Equipe Maloja Pushbikers Fem.

Sein Part innerhalb dieses Team-Konstrukts nach der aktiven Karriere: Grasmann ist nun Vollzeit-Teammanager. Und er verwendet seine Erfahrung, Energie und Zeit nunmehr hundertprozentig darauf, dass die Sportler sich ihrerseits voll und ganz auf die sportliche Seite konzentrieren können. Da spielt er seinen Background als Ex-Profi und sein Knowhow als gelernter Logistiker aus. Wo er mit Blick auf die Organisation, seine Zielsetzungen fürs Team und alles Administrative stehe? „Wir sind zu langsam“, sagt Grasi. Und meint damit nicht ‚seine‘ Sportler, sondern vor allem sich selbst. Klingt – im absolut positiven Sinne – irgendwie nicht „nur“ nach Gastgeber….!