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Im Test: Liteville 301 MK12

Als begeisterter MK11 Fahrer habe ich mich lange gefragt, ob es möglich ist, ein Produkt zwölf Mal sinnvoll zu verbessern. Das MK11 ist für mich bereits das nahezu perfekte...

Liteville 301 MK12, MTB, Mountainbike, Enduro, Komplettrad
Liteville 301 MK12, MTB, Mountainbike, Enduro, Komplettrad

Als begeisterter MK11 Fahrer habe ich mich lange gefragt, ob es möglich ist, ein Produkt zwölf Mal sinnvoll zu verbessern. Das MK11 ist für mich bereits das nahezu perfekte Allround Bike.

Auf Anhieb fallen mir nicht viele Produkte ein, die ähnlich viele Evolutionsstufen mitgemacht haben. Vergleichbar ist da vielleicht noch der VW Passat. Das erste Modell lief 1973 vom Band und die heutige achte Generation wird sicher nicht die letzte sein. Fast schon ähnlich viele Entwicklungsstufen, jedoch in viel kürzerer Zeit, durchlief Apples iPhone.

Der Sprung von Generation zu Generation ist, egal in welcher Branche, immer unterschiedlich groß und es sollte kritisch unterschieden werden, ob innovative Neuentwicklungen wirklich Sinn machen oder ob sie nur eine Anpassung an den sich rasant entwickelnden Markt sind.

Beim Liteville 301 war meiner Meinung nach der größte Entwicklungssprung vom MK7 zum MK8. Daher war ich gespannt, ob Ähnliches auch beim MK12 im Vergleich zum MK11 gilt.

Mit 1,80m Körpergröße habe ich mich wieder für einen Rahmen in M entschieden. Ich bin auch schon häufiger unser MK11-Testrad in L gefahren, alles in allem fühle ich mich auf dem M-Rahmen aber wohler.

Rein optisch fallen mir an dem 301 MK12 direkt folgende Änderungen auf:

Es findet sich nun eine Directmount-Befestigung am Rahmen. Eine Reaktion seitens Liteville auf den Markt, es gibt kaum noch E-Type Umwerfer. Fährt man das 301 mit 1x11, sieht die unbenutzte Aufnahme ein wenig verloren aus.

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Umwerfer Aufnahme

Als Dämpfer ist jetzt ein Rock Shox Monarch Debonair mit werkseitig eingestelltem Tuning verbaut. Da ich kein Fahrwerksexperte bin, möchte ich die Beschreibung auch so einfach wie möglich halten. Der FOX RP23 im MK10 und auch der FOX Float CTD im MK11 neigten dazu „im Federweg zu stehen“ oder „durchzurauschen“. Der Monarch Debonair, den ich auch zum Schluss bereits im MK11 im Einsatz hatte, sprach sensibler an und schien den vorhandenen Federweg besser zu nutzen. Alles in allem finde ich den Monarch besser geeignet.

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RockShox Monarch DebonAir

Die nächste Änderung, die direkt ins Auge fällt, ist eine verstellbare Kettenstrebe. Mit dem gerade mal 10 Gramm mehr wiegenden DuoLink System ist nunmehr eine große Variation je nach Einsatzgebiet und Körpergröße möglich:
So kann zum Beispiel ein 1,75m messender Fahrer ein Enduro-Bike mit 160mm Federweg und einem 26“ Hinterrad aufbauen, den gleichen Rahmen in identischer Größe jedoch auch mit 140mm FW und 27,5“ Hinterrad fahren. Ermöglicht wird dies durch einen wie schon beim Vorgänger möglichen Wechsel der Wippe sowie der jetzt neu verstellbaren Kettenstrebe.

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Die Verstellbare Kettenstrebe

Um diejenigen unter euch zu berücksichtigen, die keine Rock Shox Stealth Teleskopstütze ihr Eigen nennen, ist jetzt zu der bisher am Sattelrohr vorhandenen Öffnung wieder eine weitere im Oberrohr dazugekommen. Beide Öffnungen sind nun formschöner und haben eine Kunststoffabdeckung.

Mit der Vorfreude auf mein neues Bike machte ich mich an den Umbau aller Teile vom MK11 auf das MK12. Die Gabel musste ich ein wenig kürzen, da sich die Steuerrohrlänge verkürzt hat, aber ansonsten ging der Umbau sehr zügig.

Da ich am MK11 bereits den flacheren Lenkwinkel gefahren bin, Stichwort Variospin, und damit mehr als zufrieden war, wollte ich dies auch bei meinem MK12 beibehalten. Das Umpressen der Lagerschalen hat einer unserer Mechaniker übernommen. Diese Arbeiten sollten auch durch autorisierte Fachhändler durchgeführt werden.

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Ausfahrt am Gardasee

Insgesamt war das MK12 mit identischem Aufbau im Vergleich zum MK11 100g leichter.

Mit meinem Fahrergewicht inkl. Rucksack von 90kg fahre ich in meiner RS Pike SoloAir 100psi und im Dämpfer RS Monarch 250psi. Auf dem Vorderrad habe ich einen Magic Mary mit 1,4bar montiert und auf dem Hinterrad einen Fat Albert mit 1,8bar.

Der erste Trail-Test war, wie hätte es besser sein können, die berühmte Abfahrt vom Tremalzo. Da ich keine deutlichen Änderungen erwartet hatte, stürzte ich mich auch wie gewohnt direkt in den Trail. Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass der Federweg durch den neuen Hinterbau bzw. Dämpfer besser genutzt wird. Da ich am Vorderrad 27,5“ fahre und am Hinterrad 26“, war das Tretlager tiefer im Vergleich zum MK11. Das tiefere Tretlager vermittelte ein solideres Fahrgefühl. Kollisionen des Kettenblattes mit dem Untergrund blieben allerdings aus.

Auch bei einer Bergauf-Passage merkte ich einen deutlichen Unterschied. Das 301 klebte förmlich am Boden und war besser bergauf zu fahren als sein Vorgänger. Ein Grund hierfür ist sicherlich der etwas flachere Sitzwinkel des MK12.

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Abfahrt von Tremalzo

Nach einem pannenfreien ersten Testride mit dem MK12 ging es im Anschluss zum neu eröffneten Testzentrum von Liteville in Torbole. Hier nahm sich dann Michi von Liteville noch einmal ausführlich Zeit, mit mir die Neuerungen durchzugehen und meine oben erwähnten Fahreindrücke zu bestätigen.

Eine wirklich tolle Sache. Bei welcher Firma hat man sonst die Möglichkeit, sich einmal ausführlich die Ideen hinter einem Rahmen erklären zu lassen?

Mit dem MK12 hat Liteville die Geometrie für Scaled Sizing optimal angepasst, also die Nutzung unterschiedlicher Laufradgrößen am Vorder- und Hinterrad. Dabei ändert sich trotzdem Lenk-, Sitzwinkel und Tretlagerhöhe nicht. Das Bike kann jetzt, zusätzlich mit dem DuoLink, perfekt an die Körpergröße und den Fahrstil des Bikers angepasst werden. Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiger Schritt, um das Bike weiterhin konkurrenzfähig im Allmountain- und Enduro-Bereich zu halten.

Um UCI-konform unterwegs zu sein, ist natürlich auch die Variante mit gleich großen Laufrädern möglich.

Video

Michi erklärte mir dann noch die übrigen Veränderungen. Wie schon vom MK11 bekannt, sind nun neben den Hauptlagern der Wippe auch die DuoLink Lager mühelos von außen ohne Demontage schmierbar. In den folgenden Entwicklungsstufen sollen vielleicht nach und nach alle Lager des Rahmens auf dieses System angepasst werden.

Wie bei allen Produkten hat Syntace auch richtig viel Arbeit in die Analyse des richtigen Schmierstoffs gesteckt. So empfiehlt Michi die Fette nicht zu mischen, sondern sortenrein zu verwenden, idealerweise natürlich das Syntace Fett aus der passenden Grease Gun Fettpresse.

Die Directmount-Aufnahme für den Umwerfer bringt einen weiteren Vorteil mit sich. Es ist nun mehr Platz im Tretlagerbereich vorhanden und somit kann das Schwingenlager breiter im Vergleich zum Vorgänger abstützt werden. Außerdem ist nun die immer schon heiß diskutierte Delle im Sattelrohr verschwunden. Ob es aber optisch schöner ist, ohne Beule, dafür aber bei 1x11 mit der blanken Aufnahme zu fahren, ist Geschmackssache.

Es gibt ja Möglichkeiten, die blanke Fläche zu verstecken, z. B. mit dem SRAM Bike Frame Cover.

Liteville 301 MK12, MTB, Mountainbike, Enduro, Komplettrad

Bereit zum Rennen

Fazit

Das MK12 ist sicherlich nicht die spektakulärste Evolutionsstufe, aber das ist meiner Meinung nach nicht entscheidend. Die vielen kleinen Veränderungen ergeben insgesamt ein verbessertes Gesamtbild. Die Rahmen folgen konsequent technischen Verbesserungen, ohne das Gesamtkonzept zu verlassen. So wurde z.B. die eigenwillige Anlenkung des Dämpfers nie verändert.

Mich hat, wie viele andere LV-Fahrer, dieses Konzept vor Jahren bereits überzeugt und fasziniert und meine eingangs gestellte Frage kann ich somit auch klar beantworten:

Ja, auch die 12. Evolutionsstufe ist sinnvoll, aber wer mit seinem MK10 oder MK11 zufrieden ist, muss sich keine großen Sorgen machen. Der Gang zum nächsten Händler ist nicht zwingend. Man hat immer noch ein sehr, sehr gutes Bike.

Das MK12 ist aber ein Produkt stetiger Weiterentwicklung und die sollte dem versierten Kunden auch nicht vorenthalten werden.

Ich geb meins auf jeden Fall erst wieder ab, wenn das neue MK13 kommt. ;-)