Lieferumfang Rotor INPower
Lieferumfang Rotor INPower

Im Test: Rotor INPower Wattmesskurbel

Was bringt die Anschaffung eines Leistungsmesssystems? Werde ich dadurch direkt schneller und wie fühlen sich so 450 W, die ein Top-Radprofi ca. 1 Std. lang treten kann, an?

Was bringt mir eigentlich die Anschaffung eines Leistungsmesssystems fürs Rennrad? Werde ich dadurch direkt schneller und wie fühlen sich so 450 Watt, die ein Top-Radprofi ca. 1 Stunde lang treten kann, eigentlich an?

Letztlich gab es nur eine Möglichkeit dies herauszufinden. Hier mein Erfahrungsbericht als Powermeter-Anfänger.

Lieferumfang Rotor INPower

Lieferumfang Rotor INPower

Fahrerprofil

Kurz zu mir: Ich bin der klassische Feierabend- und Wochenend-Racer. Einen Großteil meiner Kilometer spule ich unter der Woche nach der Arbeit oder an den freien Tagen am Wochenende ab. Gerade Letzteres gerne auch in Begleitung von Kollegen oder Freunden. Gelegentlich kommt noch das eine oder andere Jedermann-Rennen dazu und dieses Jahr auch wieder ein Start beim 24h-Rennen am Nürburgring. Letztlich geht es mir aber wie den meisten: Rennradfahren soll vor allem Spaß machen. Das klappt traditionell am besten, wenn man dabei auch fitter und schneller wird. Die besten Runden sind doch die, bei denen man seine persönlichen Strava-Rekorde oder den Trainingspartner schlägt. In letzter Zeit hatte ich allerdings den Eindruck, dass das ganze "Vor-sich-hin-Fahren" und "Nach-Gefühl-Trainieren" nicht mehr die gewünschten Leistungsverbesserungen nach sich zieht. Somit beschloss ich auf das Mittel der Profis zu setzen: ich installierte mir die Rotor 3D30 INPower Kurbel, also einen Powermeter.

Der erste Eindruck

Von außen betrachtet ist es eine klassische Rotor Kurbel. Schöne CNC-Fräskunst mit modernem und technischem Look. Im Inneren verbirgt sich bei den INPower Modellen der ganze Zauber. In der Kurbelwelle ist ein System integriert, das es ermöglicht die Leistung am linken Kurbelarm zu messen. Verbindet man die Kurbel also per ANT+ Protokoll mit einem Bike-Computer, kann man sich die Watt-Werte sowie die Trittfrequenz anzeigen lassen.

Von außen sieht man der Kurbel diese Besonderheit nur in einem Detail an: auf der linken Seite ist bei näherem Hinsehen der Batteriedeckel zu erkennen.

Rotor INPower Batteriedeckel

Rotor INPower Batteriedeckel

Diesen kann man selbst problemlos entfernen und die Batterie austauschen. Kein Einschicken, kein Pausieren. Einfach eine neue AA-Batterie einlegen und weiter geht's. Somit ist man sogar unterwegs noch in der Lage zu reagieren, falls die Batterie auf der Tour den Geist aufgibt, denn eine normale AA-Batterie gibt es in der Regel an jeder Tankstelle.

Batteriefach

Batteriefach

Es sei allerdings angemerkt, dass die Kurbel frühzeitig mitteilt, dass die Batterieleistung nachlässt und man zeitnah einen Wechsel durchführen sollte. Ein Stranden mitten im Training lässt sich so normalerweise problemlos vermeiden. Die erste Batterie hat bei mir solide 6 Monate durchgehalten.

Als Anzeigegerät habe ich ein Garmin Edge 1000 benutzt. Die Verbindung war problemlos über das Menü vom Garmin Edge hergestellt. Anschließend empfiehlt es sich das System zu kalibrieren. Das Vorgehen ist gut in der mitgelieferten Bedienungsanleitung der Kurbel beschrieben. Auch hier geht man einfach über das Menü vom Garmin vor und nach weniger als einer Minute ist der Powermeter einsatzbereit.

Daten an Garmin übermittelt

übermittelte Daten an Garmin

Erstes Antesten

Ok, also rein ins Training mit der INPower Kurbel. Ich hatte mich vorab schon in die Thematik eingelesen. Einfach drauflosfahren und schauen, was das Gerät am Vorbau so anzeigt, macht tatsächlich nur bedingt Sinn. Darüber muss man sich auch ganz deutlich im Klaren sein. Wer bislang einfach mit den Freunden auf Wochenendtour ging, wird umdenken müssen.

schlichtes Design

schlichtes Design

Damit man zielgerichtet mit dem System arbeiten kann, müssen zuerst die Trainingsbereiche bestimmt werden. Dazu gibt es verschiedene Test-Möglichkeiten. Am Ende steht als Ergebnis die sogenannte Functional Threshold Power (FTP). Sie sagt aus, welche Leistung man über exakt eine Stunde maximal treten kann. Von diesem Wert leiten sich dann in der Folge die Trainingsbereiche ab. Eine gute Erklärung dazu liefert zum Beispiel die Seite www.wattmessung.de, auf der übersichtlich und verständlich erklärt wird, wie man das Training neu ausrichtet.

Bringt´s was?

Was soll ich sagen, klares Ergebnis, bislang bin ich eigentlich immer sehr ungleichmäßig gefahren. Zu schnell los und zu hart am Berg. Die klassischen Wellen bei uns in der Region bin ich mit Spitzenwerten hochgeknallt, um am Ende der Tour komplett fertig nach Hause zu kommen. Fährt man nach Leistung, so muss man sich zunächst wirklich auch darauf einlassen gefühlt langsamer zu fahren. Jedoch bleibt der Einbruch gegen Ende aus und man kommt ingesamt schneller nach Hause. Wenn man zusätzlich nun noch beginnt spezifisch zu trainieren, entwickelt sich die eigene Leistung spürbar und ungewohnt schnell weiter. Ich bin der Meinung, dass man sich an Wattvorgaben nicht sklavisch halten sollte, jedoch zeigen die gemachten Erfahrungen, dass die Werte passen und man den eigenen Körper besser steuert, wenn man ihm passendere Trainingsreize liefert.

Ich erlaube mir hin und wieder allerdings auch immer noch mal eine Runde, bei der ich einfach drauflosfahre. Insbesondere mit dem einen oder anderen Kumpel wird das Training meist ohnehin zur Rennsimulation. Da spielen Wattwerte nur eine untergeordnete Rolle. Die Analyse dieser Runden im Nachgang ist allerdings wieder hilfreich, um Fehler oder Schwächen zu erkennen.

Patrick im Training mit der Wattmesskurbel

Patrick im Training mit der Wattmesskurbel

Fazit

Für mich stellt die Rotor INPower Kurbel den perfekten Einstieg in die Welt der Powermeter dar. Sie funktioniert absolut zuverlässig und erfordert keine besonderen Wartungsmaßnahmen. Die Genauigkeit ist für meine Leistungsklasse absolut ausreichend. Da ich relativ gleichmäßig mit dem linken und rechten Bein trete, ist auch die ausschließliche Messung auf der linken Seite kein Problem. So sieht es meiner Erfahrung nach auch bei fast 90 % aller Freizeit- und Hobbyfahrer aus. Wer dennoch auf eine beidseitige Messung setzen möchte, kann in Kürze das neue 2INPower System wählen.

Die Kurbel integriert sich zudem unauffällig und ohne zusätzliche Bauteile ins Rad, und für einen  Powermeter finde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als interessant. Ach ja, und wie fühlen sich die 450 Watt so an? Eigentlich ganz gut, aber bitte aktuell nicht länger als 2 Minuten, sonst wird es äußerst schmerzhaft!