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Interview mit Dr. Markus Braun: Erfinder des Togu Bike Balance Board

Das Togu Bike Balance Board hilft Mountainbikern schneller & sicherer auf dem Trail zu werden. Christoph hat es sich vom Erfinder erklären lassen.

Auf den ersten Blick malt das Togu Bike Balance Board dem Betrachter Fragezeichen auf die Stirn: "Was hat das Ding denn mit Mountainbiken zu tun und wie fahre ich darauf Fahrrad? Es hat schließlich nicht einmal Räder." Richtig! Aber fahren sollst Du gar nicht damit, vielmehr hilft Dir das Togu Bike Balance Board dabei, Dich auf dem Bike noch schneller und sicherer zu machen – und das ganz ohne die unzähligen Trainingsstunden auf dem Trail. Geht nicht? Geht wohl!

Unser Produktmanager Christoph hatte die Gelegenheit, das Board selbst zu testen und sich vom Erfinder des Boards, Dr. Markus Braun, die Idee und Funktionsweise des raffinierten Trainingsgeräts erklären zu lassen.

Christoph auf dem Togu Bike Balance Board

Christoph auf dem Togu Bike Balance Board

Christoph: Mensch Markus, ich bin richtig ins Schwitzen gekommen auf dem Bike Balance Board – das Teil ist schon echt realistisch in Bezug auf die Belastung auf dem Trail. Wie bist Du denn auf die Idee dazu gekommen und was ist das Togu Bike Balance Board überhaupt?

Markus: Die Idee war ganz eigennützig, beim Biken kamen meine Frau und ich nicht mehr weiter – ich wurde nicht mehr schneller, es gab zu viele Stürze und der Spaß drohte verloren zu gehen. Da habe ich mir überlegt, wie man in kurzer Zeit mit möglichst wenig Aufwand wieder sicherer und schneller wird – und somit auch mehr Spaß hat! Auf dem Bike Balance Board stehst Du wie auf dem Bike und hältst Dich am Lenker fest. Dadurch müssen alle Bewegungen aus der Körpermitte kommen, d. h. aus dem Becken, der Hüfte und durch Bewegungen aus der Wirbelsäule. Wie beim Biken auch geht es dann darum, das Gleichgewicht in der Bewegung zu halten. Dazu bringst Du das Bike Balance Board kurzzeitig aus der Gleichgewichtsposition und bewegst es sofort wieder zurück in das Gleichgewicht. Diese Abfolge von Gleichgewichtszustand verlassen und wieder erreichen ist das Prinzip des Trainings mit dem Bike Balance Board. Das Bike Balance Board ist also perfekt für das Motoriktraining von Mountainbikern!

Christoph: Du sagst, dass das Board dem Motoriktraining dient. In Bezug aufs Mountainbiken hört man das ja eher selten, ist ja schließlich oft Kraft-und Ausdauertraining viel mehr im Fokus. Wieso kann ich denn meine Motorik nicht gleich auf dem Bike trainieren?

Markus: Motoriktraining heißt das Training von Bewegungen, Bewegungselementen und Bewegungsabläufen. Auf dem Bike bedeutet das zusammengefasst das Steuern und Lenken des Bikes. Natürlich kannst Du das Motoriktraining auch auf Deinem Bike machen, aber die Gefahr eines Sturzes ist hoch! Schließlich geht es darum, neue Bewegungen zu trainieren, neue Bewegungen zu erlernen. Das heißt also, dass Du diese Bewegungen (noch) nicht ausführen kannst. Wenn Du die neuen Bewegungen also gleich auf dem Bike lernen würdest, dann könnte das schiefgehen und vermutlich einen Sturz bedeuten. Ein Sturz ist in jedem Fall zu vermeiden. Ein Training, bei dem ein Sturz in Kauf genommen werden muss, ist nicht akzeptabel. Daher: Erst auf dem Bike Balance Board trainieren und danach auf dem Bike!

 Christoph simuliert einen Downhill auf dem Bike Balance Board

Christoph simuliert einen Downhill auf dem Bike Balance Board

Christoph: Das stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen! Es ergänzt also vielmehr das Training auf dem Rad als es zu ersetzen?

Markus: Richtig – es ergänzt das Motoriktraining auf dem Bike oder präziser ausgedrückt, es schafft die Voraussetzungen für das Fahrtechnik-Training. Das Training auf dem Bike Balance Board ist eine Art Elementartraining. Grundsätzlich heißt Training an die eigenen Grenzen zu gehen – man spricht von der individuellen motorischen Leistungsgrenze, hier findet das optimale Motoriktraining statt. Beim Mountainbiken würde dies heißen, ein Verletzungsrisiko bewusst in Kauf zu nehmen – das ist in keinem Fall akzeptabel. Daher gehört auch Nino Schurter als mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger zu den ersten Nutzern des Boards. Er kann damit auf einem sehr hohen Niveau trainieren, ohne sich einem erhöhten Risiko während der Saison auszusetzen.

Christoph: Cool, das macht Sinn! Du hast anfangs erwähnt, dass ich in kürzester Zeit schneller werde – wie funktioniert das denn?

Markus: Die Anzahl an Bewegungen, die Du ausführst, ist bezogen auf die Trainingszeit auf dem Bike Balance Board viel höher als auf dem Bike. Mehr Bewegungen in gleicher Zeit heißt schneller erlernen. Und das heißt schneller schnell sein und schneller sicher sein. Zur Erklärung, wie oder warum das Training mit dem Bike Balance Board funktioniert, möchte ich kurz auf die Gehirnforschung eingehen. Bewegungen werden im Gehirn quasi gespeichert. Es gibt im Gehirn sogenannte Motorik- und Sensorik-Landkarten. Jede Bewegung ist dort repräsentiert, also abgebildet. Sind die Bewegungen einmal im Gehirn, dann können diese ohne nachzudenken ausgeführt werden. Quasi werden die Bewegungen unterbewusst gesteuert, wie Gehen, Sprechen, Atmen etc. Die Bewegungen werden automatisiert und so sollte es idealerweise auch auf dem Bike sein! Automatisierung bringt Sicherheit.

Christoph im Gespräch mit Dr. Markus Braun

Christoph im Gespräch mit Dr. Markus Braun

Das Bike Balance Board schult die Motorik ohne Sturzgefahr

Das Bike Balance Board schult die Motorik ohne Sturzgefahr

Christoph: Und wie viel Zeit muss ich dafür auf dem Balance Board investieren?

Markus: 10 Minuten sind eine gute Trainingsdauer. Sehr großen Einfluss hat die Häufigkeit – täglich für 10 Minuten trainieren ist ideal. Nach 10 bis 20 Minuten ist das Gehirn erschöpft. Nino Schurter hat das BBB in sein Zirkeltraining eingebaut, auch das macht ihn so erfolgreich.

Christoph: Die Zeit hat ja wirklich jeder! Ist es denn nur etwas für die Profis oder lohnt es sich auch als Einsteiger auf dem Bike Balance Board zu trainieren?

Markus: Definitiv! Gerade für Einsteiger im Mountainbiking oder generell im Radsport ist es sehr gut geeignet, um schnell sicherer zu werden und anfängliche Stürze durch mangelnde Sicherheit zu vermeiden. Darüber hinaus lässt sich natürlich auch die Schwierigkeit anpassen. Das Togu Bike Balance Board ist ein sogenanntes skalierbares Trainingsgerät, skalierbar heißt, anpassbar an die momentanen Fähigkeiten des Nutzers.

Jump! Auch Sprünge lassen sich simulieren auf dem Board.

Jump! Auch Sprünge lassen sich simulieren auf dem Board.

Christoph: Wie lässt sich denn die Schwierigkeit und Intensität regeln?

Markus: Über den Ball unter dem Board kannst Du es skalieren. Der Ball macht das Board schnell oder langsam. Umso kleiner der Ball, desto langsamer, desto einfacher. Umso größer der Ball, desto schneller wird das Balance Board, desto schwieriger werden die Bewegungen.  Die Größe des Balles wird über die Luftmenge mit einer Pumpe bestimmt – das geht ganz schnell und ist einfach. Du beginnst mit einem kleinen Ball. Der bewegt sich dann ganz langsam. Später kannst Du Dich dann langsam steigern. Die einzelnen Übungen habe ich zusammengefasst in einem Trainingschart, Du kannst also aus einer Vielzahl von spezifischen Trainings wählen.

Christoph: Das ist praktisch – man lernt also nie aus auf dem Board und es wird nie langweilig. Wie setzt sich denn der hohe Anschaffungspreis zusammen? Das Togu Bike Balance Board Classic kostet immerhin 599,00 €.

Markus: Für den Preis gibt es 2 Gründe – zum einen war der Entwicklungsaufwand sehr hoch und zum anderen sind es die Produktionskosten. Das Bike Balance Board wird komplett in Deutschland von Spezialisten mit langjähriger Berufserfahrung gefertigt. Die Plattform wird aufwendig auf mordernsten CNC-5-Achsmaschinen hergestellt. Für die Lenksäule wird hochwertiger Edelstahl verwendet, der sein Finish durch Handarbeit erhält. Das Bike Balance Board ist so etwas wie ein Masterpiece! Übrigens ist TOGU im Markt für luftgefüllte Trainingsgeräte weltweit führend und dort der Premiumhersteller ‚Made in Germany‘.

Christoph: Die hochwertige Verarbeitung sticht gleich ins Auge, aber was steckt an Entwicklungsaufwand hinter dem Board?

Markus: Das Bike Balance Board ist ein ‚cleanes‘  Produkt. Ein cleanes und gleichzeitig in der Funktion komplexes Produkt erfordert einen großen Entwicklungsaufwand. Auf einem Ball zu balancieren ist für ‚normale’ Menschen erst mit dem Bike Balance Board möglich geworden – das gab es vorher nicht! Das Bike Balance Board ist vollkommen neu – eine echte Innovation mit entsprechend hohen Herausforderungen in der Entwicklung. Die Beherrschung der Physik eines Balance-Trainingsgerätes in Verbindung mit dem tiefen Verständnis der Physik des Bikens – diese beiden Seiten der Physik mussten zusammengebracht werden. Das Ergebnis sind umfangreiche Schutzrechte - im Bike Balance Board stecken mehrere Patente und Gebrauchsmuster. Dabei hat es viele Prototypen gebraucht, bis das heutige Bike Balance Board marktreif war.

Christoph: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, es macht eine Menge Spaß! Herzlichen Dank für Deine Zeit und die Hintergrundinformationen. Ich steige jetzt nochmal aufs Bike,... ähm Board und drehe eine Runde auf dem Trail!

 

Dr. Markus Braun gibt Christoph interessante Einblicke in die Entwicklung.

Dr. Markus Braun gibt Christoph interessante Einblicke in die Entwicklung.

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