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Interview mit Jan Rühl: Ein Gründer von Dirtlej

Dirtlej ist eine recht neue Marke. Sie stellt Dirtsuits für Mountainbiker und Commuter-Anzüge bzw. Overalls her. Wir schauen hinter die Kulissen.

Dirtlej ist eine recht neue Firma, trotzdem ist der Name in aller Munde. Ein Grund mehr für uns, uns mal mit einem der Gründer, Jan Rühl, zu treffen und ein bisschen zu plaudern. Jan ist 38 Jahre alt und hat vorher bei Siemens als Ingenieur gearbeitet. Er und seine Frau Lena, beides leidenschaftliche Biker, sind eines Tages auf die Idee des wasserdichten Overalls gekommen. Aber wie es genau dazu kam, darüber sprechen wir jetzt.

Jan von dirtlej erklärt die Vorzüge des Overalls.

Jan von dirtlej erklärt die Vorzüge des Overalls.

Jan im Gespräch mit den bc Kollegen (von vorne: Sebastian, Roland, Christoph)

Jan im Gespräch mit den bc Kollegen (von vorne: Sebastian, Roland, Christoph)

Christoph: Dirtlej ist noch ein junges Unternehmen. Erzähl uns etwas über die Anfänge. Wie seit Ihr auf die Idee für den Anzug gekommen?

Jan: Alle unsere Produkte hatten die Grundidee bei einer anderen Sportart. Lena reitet viel und Pferde tragen oft Gamaschen zum Schutz der Beine - hier kommen die Bike-Protektoren ursprünglich her. Die Idee des Anzugs kommt von meiner Leidenschaft Kitesurfen - wo ich oft Shorty mit langen Armen trage. Und dann waren wir mal an einem dieser absoluten Matschtage in Lac Blanc im Bikepark - und plötzlich war da diese Idee.

Christoph: Wie lange hat es gedauert von der Idee des Anzugs bis zur Gründung des Unternehmens?

Jan: Wir hatten das Unternehmen bereits gegründet und die Marke visuell aufgebaut. Dann brachten wir unsere Bikeprotektoren in den Verkauf, die wir parallel entwickelt hatten. Der Anzug war unsere zweite Produktidee. Von dessen Idee bis zur Serie vergingen ungefähr eineinhalb Jahre.

Christoph: Wie ging es nun weiter? Was waren die ersten Schritte?

Jan: Auf unserer Hochzeitsreise in Chile begannen wir unsere Vision auszuarbeiten. Lena begann erste Design-Entwürfe zu gestalten und ich arbeitete mich in die Welt der Funktionsstoffe ein. Als wir ein Design hatten, das uns gefiel, begab ich mich auf die Suche nach Produzenten.

 

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Christoph: Aller Anfang ist schwer, was musstest Du zu Beginn vor allem lernen?

Jan: Zwei Schritte vor, einen zurück - Ausdauer zu beweisen und nicht aufzugeben. Nach Lehrbuch schreibt man eigentlich zuerst einen Businessplan - aber nach einigen Überlegungen wurde uns klar, dass das alles nur grobe Schätzungen waren, und wir beschlossen einfach loszulegen: hands-on. Außerdem jemanden zu finden, der bereit ist kleine Stückzahlen zu produzieren.

Christoph: Beschreib uns Dein Gefühl, als Du das erste Serienmuster in den Händen hieltst?

Jan: Oh wow - wir haben das Ding wirklich auf die Straße bekommen! Und dann die Anspannung, ob der Bike-Onepiece nur uns gefehlt hat oder ob das auch anderen Bikern so geht.

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Christoph: Jetzt zu den eigentlichen Produkten. Wo siehst Du den Vorteil gegenüber einer Hosen-Jacken-Kombination?

Jan: Für uns hat der Overall drei Hauptvorteile.

  • Erstens habe ich keinen Matsch zwischen Jacke und Hose, muss nicht ständig darauf achten, ob mir die Jacke hochrutscht, und ich bekomme dadurch keinen nassen Hintern.
  • Zweitens ziehe ich das verdreckte Teil nach dem Biken einfach aus und betrete meine Wohnung oder mein Auto relativ sauber.
  • Und drittens verhindert die Verbindung von Jacke und Hose an kalten und nassen Tagen natürlich eine Kältebrücke.

Christoph: Zum MTB-Fahren gehören auch Stürze. Wie sieht es denn mit der Reißfestigkeit des Materials aus?

Jan: Das hängt etwas vom Modell ab. Aber daher bringen wir z. B. im Frühling ein Modell heraus, das speziell für Downhill-Biker entwickelt wurde und entsprechend robuster ist. Zusätzlich arbeiten wir an einem Repair-Kit, mit welchem verletzte Anzüge selbst repariert und wieder wasserdicht gemacht werden können.

Christoph: Wodurch wird die Reißfestigkeit des Materials sichergestellt?

Jan: Durch die Anzahl der Lagen einer Membran kann die äußerste Schicht entsprechend robust sein. Zusätzlich arbeiten wir mit dreifach verstärkten Nähten.

Christoph: Bietet dirtlej ein Crashreplacement für kaputte Anzüge an?

Jan: Wir möchten möglichst wenige Anzüge in den Müll wandern lassen, daher versuchen wir momentan beschädigte Anzüge mit lokalen Partnern zu reparieren. Ist dies gar nicht mehr möglich, könnten wir uns durchaus vorstellen in Zukunft eine Art Crashreplacement anzubieten. Die Details eines solchen Angebots müssen wir jedoch erst noch ausarbeiten.

Wasserdicht und atmungsaktiv, der Anzug unter dem Anzug bleibt trocken.

Wasserdicht und atmungsaktiv, der Anzug unter dem Anzug bleibt trocken.

dirtlejs Commuter Dirtsuit ist perfekt für den Weg zur Arbeit.

dirtlejs Commuter Dirtsuit ist perfekt für den Weg zur Arbeit.

Christoph: Da wir gerade beim Material waren. Ist der Stoff des Anzugs atmungsaktiv? Wie wurde die Atmungsaktivität material- bzw. produktionstechnisch sichergestellt? Gibt es hier Vergleichswerte wie RET oder MVRT?

Jan: Alle unsere Anzüge sind atmungsaktiv und bis zu einem gewissen Grad wasserdicht. Wir lassen die Materialien durch unabhängige Testinstitute prüfen.

Christoph: Auch im Sommer kann es mal regnen, da kann so ein Overall schnell zu warm werden. Kann man für zusätzliche Belüftung sorgen?

Jan: Sämtliche Anzüge besitzen diverse Lufteinlässe, welche für Belüftung sorgen können. Im Sommer nutzen wir eigentlich den Dirtsuit Light als Notfallhilfe im Rucksack. Der ist perfekt für den kurzfristigen Einsatz bei Regenschauern oder Gewittern.

Jan und seine Frau Lena (nicht im Bild) haben dirtlej gegründet.

Jan und seine Frau Lena (nicht im Bild) haben dirtlej gegründet.

Der Anzug bietet interessante Details.

Der Anzug bietet interessante Details.

Zwischendurch muss auch mal gelacht werden.

Zwischendurch muss auch mal gelacht werden.

Christoph: Schaut man sich eure bisherige Produktpalette an, dann hat es mich überrascht, dass Ihr nun einen Anzug für Pendler herausbringt. Wie kam es zu der Idee?

Jan: Lena und ich fahren eigentlich das ganze Jahr über mit den Straßenbikes ins Büro. Und genau hierfür hat uns ein leichter Anzug, den man dabeihaben und im Notfall einfach überziehen kann, gefehlt.

Christoph: Wo liegt der Unterschied zum MTB-Overall?

Jan: Er hat ein kleines Packmaß und die Beine sind nicht abnehmbar. Außerdem ist er so geschnitten, dass man ihn anziehen kann, ohne die Schuhe auszuziehen. Und er hat entsprechende Reflektoren für mehr Sichtbarkeit.

Christoph: Gerade zur dunklen Jahreszeit ist die Sichtbarkeit im Straßenverkehr ein großes Thema, der Anzug ist aber schwarz. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Jan: Wir haben uns für Navyblau entschieden, um ihn bürotauglich zu machen. Egal ob du in einer Agentur, einem Steuerbüro oder einem Konzern arbeitest. Du knallst morgens nicht gleich in Neonorange durch die Tür und fällst komplett auf. Und niemand denkt, die Straßenwacht hätte sich verirrt.

Christoph: Wie stellst Du die Sichtbarkeit trotzdem sicher?

Jan: Wir haben an den Beinen, Handgelenken und Oberarmen, den exponierten Teilen, die auch sichtbar sind, wenn du einen Rucksack trägst, breite 3M-Reflektorstreifen angebracht. Gerade die Streifen an den Handgelenken sind wichtig, um Armbewegungen wie z. B. beim Abbiegen sichtbar zu machen.

Christoph: Generell ist der Anzug, egal ob MTB oder Commuter, für schlechtes Wetter gemacht. Wie bekomme ich meinen versifften Anzug denn wieder sauber? Kann ich den Anzug in der Maschine waschen?

Jan: Je nach Verschmutzung waschen wir sie mit dem Schlauch oder von Hand. Wichtig für die Atmungsaktivität ist nämlich auch die Entfernung von Schweiß auf der Innenseite des Stoffs. Von Zeit zu Zeit tun wir sie auch bei 30 Grad in die Maschine - natürlich immer mit entsprechendem Funktionswaschmittel. Das Waschmittel darf jedoch auf keinen Fall Weichmacher enthalten.

Christoph: Wie pflege ich meinen Anzug am besten, um die Lebensdauer zu verlängern?

Jan: Von Zeit zu Zeit mit Funktionswaschmittel waschen, aber nicht nach jedem Einsatz. Oft reicht auch einfach abduschen. Wie alle Funktionsbekleidung sollte man ihn ab und zu imprägnieren, idealerweise wenn er noch vom Waschen etwas feucht ist. Dann bei Zimmertemperatur trocknen lassen.

Christoph: Super, Jan, danke Dir für Deine Zeit und das nette Gespräch. Jetzt muss ich aber auf den Trail, das Teil mal ausprobieren. Ich wünsche Dir noch viel Erfolg mit Deinen dirtlej Anzügen. Hoffentlich bis bald!