Im Test: RockShox Yari
Wo ist der Unterschied zur Lyrik oder zur Pike?
Yari. Damit kann entweder eine japanische Lanze gemeint sein oder aber eine Fahrradgabel der Firma RockShox. Nun stellt sich die Frage, ob sich RockShox bei der Namensgebung an der gleichnamigen Waffe orientiert hat. Es scheint recht naheliegend, denn wie die japanische Lanze ist auch die neue Federgabel von RockShox eine Allzweckwaffe.
Einsatzgebiet der Yari
Als ich einen ersten Blick auf die Yari warf, dachte ich, dass es sich um den kleinen Bruder der Lyrik handelt, aber weit gefehlt. Die Yari besitzt ein deutlich größeres und vielseitigeres Einsatzspektrum. Sie ist sowohl für die Laufradgröße 27,5“ als auch für 29“ und mit einem Federwegsbereich von 120-180 mm (29er: 120-160 mm) erhältlich. Prinzipiell gibt es die Yari als Dual Position oder Solo Air, somit deckt sie sowohl den Einsatzbereich der Lyrik als auch der Pike ab. Dabei gibt es zu beachten, dass die Dual Position nur an Komplettbikes verbaut werden wird, also vorbehaltlich dem OEM Markt dient..
Das Casting
Steckachse
Was unterscheidet die Yari von der Lyrik und der Pike?
Wahrscheinlich werdet ihr euch jetzt fragen: Wo ist der Unterschied zur Lyrik oder zur Pike? Der Unterschied ist nicht besonders groß, Lyrik und Yari teilen sich ein Casting und Standrohre. Der Hauptunterschied liegt in der Dämpfung der Gabeln. Verfügt die Lyrik über die bewährte Charger Dämpfung aus Pike und Boxxer, besitzt die Yari die durchaus erprobte Motion Control-Dämpfung. Bei der Motion Control handelt es sich um eine recht simple Dämpfung, welche mit einem offenen Ölbad realisiert wird. Hingegen wurde die Charger-Dämpfung als eine geschlossene Einheit konstruiert und bietet mehr Einstellmöglichkeiten. Vor- und Nachteile der Systeme würden den Rahmen des Blogberichts sprengen. Pauschal ist nicht zu sagen, welches System eine bessere Performance bietet. Der entscheidende Faktor ist hier eher die genaue Umsetzung des Systems.
So! Genug der Theorie, kommen wir nun endlich zum schönen Teil: dem praktischen Test! Testen konnte ich die Yari als 180 mm Solo Air Gabel. Also: Gabel ausgepackt, Schaft gekürzt, Konus aufgeschlagen, Kralle eingeschlagen und ran ans Bike. Vorweg: Das Auge isst bekanntlich immer mit… ich hatte direkt Bock, mich aufs Rad zu schwingen! So habe ich noch schnell einige Kollegen motivieren können und dann ging es los nach Finale in Italien.
Vor der ersten Ausfahrt wurde die Gabel natürlich nochmal genauer inspiziert und an allen Knöpfen rumgespielt. Da es sich um eine luftgefederte Gabel handelt, kann die Federhärte über den Luftdruck in der Gabel eingestellt werden. Obwohl die Federgabel eine Positiv- und eine Negativ-Luftkammer besitzt, werden beide Kammern über ein Ventil auf der linken Seite der Gabel befüllt. Auf der rechten Seite der Gabel befindet sich die Druckstufen-Verstellung (Compression). Wird diese geschlossen, ist die Gabel fast blockiert – übrigens sehr hilfreich für längere Uphills. Zu guter Letzt lässt sich die Zugstufe mit einem Rädchen unterhalb der Gabel verstellen. Nachdem ich das für mich passende Set-Up gefunden hatte, ging es dann endlich auf den Trail.
Mein persönliches Setup
Körpergröße | 1,81m |
Fahrergewicht | ca. 92kg incl. Kutte/Helm/Rucksack |
Luftdruck Gabel | 80psi |
Luftdruck Dämpfer | 190psi |
Druckstufe Gabel | 2 / 10 (1 weich / 10 hart) |
Zugstufe Gabel | 7 / 20 (1 langsam / 20 schnell) |
Reifendruck Dirty Dan vorne | 1,8bar |
Reifendruck Magic Mary hinten | 2,0bar |
Und ich muss sagen, ich war extrem positiv überrascht. An sich muss man sagen, ich bin kein großer Fahrwerks-Experte, sprich ich merke nicht, wenn jemand die Zugstufe meiner Gabel minimal verstellt hat. Jedoch merke ich recht schnell, ob Gabeln gut funktionieren und sich leicht einstellen lassen (die Betonung liegt auf LEICHT). Mir ist an der Gabel absolut nichts Negatives aufgefallen. Beim Fahren bestätigte sich mein erster Eindruck, die Gabel spricht super an. Auch als das Gelände ruppiger wurde und der Monarch Plus im Heck an seine Grenzen geriet, schrie die Yari nach mehr. Während unseres kurzen Finale-Trips konnte ich die Gabel wirklich nie an ihre Grenzen bringen. Auch muss hier festhalten werden, dass die Gabel trotz ihrer 15 mm Steckachse eine enorme Steifigkeit bietet. Leider war unser Urlaub zu schnell wieder vorbei, aber jetzt war ich angefixt, mich auch im Winter - anstatt nur Cyclo-Cross zu fahren - wieder auf das Enduro-Bike zu schwingen. So kam es, dass die Gabel neben den trockenen Bedingungen in Finale auch jede Menge Schlamm gesehen hat.
RockShox Yari in Finale Ligure
Bilanz
Meine Bilanz nach gut acht Wochen: Die Gabel scheint robust und funktioniert immer noch wie am ersten Tag. Die Yari ist eine simple, aber gut funktionierende Gabel für kleines Geld. Wenn ihr zu dem Typ Biker gehört, der eine „Sorglos-Gabel“ sucht, die einmal eingestellt wird, um dann nur noch gefahren zu werden, seid ihr hier genau richtig: Die Gabel bietet eine super Performance für einen attraktiven Preis.