Im Test: Rollentrainer Tacx Neo
Enjoy your training!
Enjoy your training! Dieser Spruch, den die meisten, die schon mal auf einer Rolle trainiert haben, als Scherz verstehen, begrüßt einen, wenn man die Tacx Neo auspackt. So viel vorab, näher war ich noch nie am Genuss auf einer Rolle als auf der Neo!
Transport und Aufbau
Aber ein Test beginnt erst einmal mit dem Transport. Wenn man seinen Paketzusteller ärgern will, ist die Neo ein wunderbares Instrument dafür. Mit über 20 Kg ist die Neo nun wirklich kein Leichtgewicht und einmal installiert möchte man sie nicht mehr oft bewegen, dabei ist sie mit eingeklappten Standbeinen sogar sehr kompakt. Mit ausgeklappten Beinen hat sie eine Optik, die leicht an den Y-Fighter von Star Wars erinnert (Vielleicht lässt sich der Lebenspartner ja durch dieses Argument davon überzeugen, dass die Rolle einen dauerhaften Platz im Wohnzimmer verdient hat).
Jetzt aber wirklich zum Test. Aufgebaut ist die Rolle sehr schnell und einfach. Raus aus dem Karton, ausklappen, Kassette montieren und feststellen, dass man für die Montage der Kassette auf dem Edco Multifreilaufsystem unbedingt einen Campagnolo Kassettenabzieher braucht. Dadurch wurde ich nur kurz aufgehalten, denn zum Glück hat mein Arbeitgeber ja sowas im Sortiment ;-). Also weiter, Kassette montieren, Schnellspanner durchstecken, Rad einspannen, Strom anschließen und es kann losgehen. Die Neo funktioniert zwar auch ohne Strom, wie ein konventioneller Trainer mit progressivem Widerstand, aber ihre wahren Qualitäten spielt sie aus, wenn sie an eine Steckdose angeschlossen wird.
Der Aufbau gestaltet sich einfach
Nachdem man den Stecker eingesteckt hat, erwacht die Neo und die Rolle verbindet sich automatisch über Bluetooth mit der hauseigenen App, die ich vorher auf meinem Tablet heruntergeladen habe. Mit drei kleinen LEDs zeigt die Neo an, über welchen Standard sie gerade mit dem jeweiligen Endgerät verbunden ist. Auch die Verbindung mit meinem Garmin Edge 500 via ANT+ ist binnen Sekunden hergestellt.
Kurz noch in ein radtaugliches Outfit geworfen und los geht es auf die Rolle. Der mitgelieferte Riser für das Vorderrad richtet das Setup auf ebenen Böden sauber waagerecht aus und wenn man in die Pedale tritt, belohnt die Neo ihren Fahrer mit einem Licht, das je nach Belastung die Farbe von blau / leicht nach rot / Vollgas wechselt. Das ist zwar kein wissenschaftlich exakter Trainingsparameter oder ein anderer zwingender Kaufgrund für die Neo, aber wenn man einmal das rote Licht gesehen hat, macht das süchtig und motiviert zu immer neuen Sprints!
Der Stecker steckt
Je nach Geschwindigkeit wechselt die Farbe
Die Trittfrequenz und Leistung misst die Neo selbstständig und zuverlässig. Da ich kein Referenz-Powermeter an meinem Rad habe, kann ich zu den Leistungswerten keine Vergleiche ziehen, aber die angezeigten Werte waren ernüchternd und realistisch. Weit entfernt von Fabelwerten wie bei Chris Froome am Mont Ventoux kurbele ich also mit 150-170 Watt bei 0% Steigung und die passende Übersetzung wirkt realistisch. Die Klemmung über den Schnellspanner fühlt sich ein wenig lockerer an als auf einer konventionellen Rolle. Auch im Wiegetritt flext das Rad gefühlt ein wenig mehr und fühlt sich dadurch ein wenig freier an. Das vielzitierte Fahrgefühl auf der Rolle ist dadurch sehr angenehm.
Am verblüffendsten ist die Geräuschkulisse, in der ich mich aufhalte. Um mich möglichst gut von den Schmerzen und der Langeweile auf der Rolle abzulenken, habe ich den Fernseher eingeschaltet und ich kann ihn bei normaler Lautstärke noch verstehen. Das lauteste Geräusch kommt von meiner Kette, die über die Ritzel läuft!
Blau = Leicht, Rot = Vollgas
In den kommenden Minuten spiele ich über die App mit der Steigung, also mit dem Widerstand. Die Neo kann bis zu 2500 Watt Widerstand leisten und damit Steigungen bis zu 25% simulieren. Und ja, das kann sie wirklich. Während mir die Gänge ausgehen, lässt sich der Widerstand problemlos immer weiter steigern. Aber die Neo kann auch anders! Die Motorbremse kann sogar Gefälle von bis zu -5% simulieren und kurz darauf rase ich mit über 60 Km/H fast lautlos durch mein Wohnzimmer. Erst als ich nicht mehr trete und der Freilauf der Neo einsetzt, merke ich, wie leise diese Rolle ist! Der Freilauf ist mit Abstand der lauteste Part bei diesem Trainer und das ist einfach nur beeindruckend!
Auch die Vibrationen, die manche Nachbarn mindestens genauso stören wie das „Dauergebrumme“ einer herkömmlichen Rolle, fallen bei der Neo deutlich geringer aus. So sehr ich es auch versuche, die Neo wird einfach nicht so laut, wie ich es von anderen Rollentrainern gewohnt bin.
Training in einer Mietwohnung ist mit dem Tacx Trainer problemlos möglich
Nach über einer Stunde falle ich völlig erschöpft von der Rolle. Ob das etwas mit „enjoy your training“ zu tun hatte, weiß ich nicht, aber von der Tacx Neo bin ich absolut begeistert. Dabei bin ich noch nicht einmal ein Rennen auf Zwift oder einer anderen Plattform gefahren. Auf diesen online Multiplayer Plattformen spielt die Neo ihre Fähigkeiten noch besser aus und schafft ein fast reales Fahrgefühl, durch das man das Rollentraining wirklich „enjoyen“ kann.