Schwalbe Procore Reifentest
Im direkten Anschluss an die Eurobike konnte Benny das Procoresystem, live bei Liteville im Allgäu, testen.
Letzte Woche wurde auf der Eurobike das Schwalbe Procore System mit einem Ventil vorgestellt. Dieses System ist ein Gemeinschaftsprojekt von Syntace und Schwalbe. Die ursprüngliche Idee basierte auf zwei Ventilen, was praktisch immer ein zweites Ventilloch in der Felge bedeutet hätte. Ziel des Systems ist es, pannensicher niedrige Reifenluftdrücke zu fahren. Das System setzt sich im Wesentlichen aus einem inneren Mantel und Schlauch zusammen. Das Ganze sieht aus wie ein Reifen im Reifen. Der eigentliche Mantel wird dabei Tubeless gefahren.
Der Procore Test
Nach der Eurobike konnte ich das Procore System während der Liteville Händlerschulung am Sonntag Probe fahren. Das Bike, auf dem die Reifen montiert waren, war ein Liteville 601 MK 3. Auf dem Vorderrad war ein Schwalbe Magic Mary und auf dem Hinterrad ein Nobby Nic montiert. Der Testtrail war eine der Hausstrecken von Liteville, eine halbe Stunde von Wiggensbach entfernt. Basti von Liteville war so nett mich mit seinem Kumpel Andy zusammenzubringen, der mir den Trail zeigte.
Der Trail an sich war gespickt mit vielen Wurzeln in den unterschiedlichsten Anordnungen und Größen, dazu kamen enge und weite Kurven. Meiner Meinung nach ein guter Trail, um die Pannensicherheit, bei einem Durchschlag und den Kurvenhalt der Reifen mit verschiedenen Luftdrücken zu testen.
Auf meinen eigenen Bikes fahre ich in der Regel zwischen 1,5- und 1,7 bar. Der Hauptgrund für diesen „hohen“ Luftdruck liegt für mich persönlich in der Pannensicherheit. Das Liteville 601 MK 3 bekam ich mit einem Luftdruck von 1,3 bar vorne und hinten. Basti von Liteville erklärte mir bei der Übergabe ,was ich testen kann und auf welches Verhalten des Reifens ich achten sollte. Es gibt beim Procore zwei Faktoren, die relevant sind. Einmal das Verhalten des Reifens bei unterschiedlichen Luftdrücken (Grip und Kurvenstabilität) und das Gefühl bei einem „Durchschlag“, den das Procore System auffängt. Dieses Gefühl kann durch den Luftdruck im Procore System reguliert werden. Schwalbe gibt einen Luftdruck von 4-6 bar an. Im Liteville waren 5,6bar bei Übergabe im Procore System.
Lieferumfang Schwalbe Procore-System Eurobike 2014
Querschnitt Schwalbe Procore-System Eurobike Demoday
Querschnitt Schwalbe Procore-System Eurobike Demoday
Der Testride
Angekommen am „Gipfel“ prüfte ich vor der ersten Abfahrt den Reifendruck erneut. Dieser lag bei 1,3 bar vorne und hinten. Also konnte ich mich erst einmal in Ruhe auf dem Bike einfahren. Sicherlich ist es schwierig zum ersten Mal das Procore System zu testen, wenn man das erste Mal auf einem komplett ungewohnten Bike mit völlig anderen Parts sitzt. Aber es geht hier auch um den Durchschlagschutz und Kurvenhalt der Reifen und nicht direkt um das Bike Setup, auch wenn dieses sein Nötigstes dazu tut.
Auf der ersten Abfahrt fühlte ich mich auf dem Bike direkt wohl. Das 601 läuft sehr ruhig und der Hinterbau arbeitet sehr souverän alle Unebenheiten und Wurzeln weg. Nach der ersten Abfahrt ohne Durchschlag hatte ich direkt Lust auf mehr und es ging wieder nach oben. Diesmal startete ich mit 1,0 bar vorne und hinten. Für mein Empfinden ist 1,0 bar der Luftdruck, mit dem man sich gerne einen Platten fängt. Doch dem war nicht so. Der Grip in den Kurven und auf Wurzeln ist sehr gut und der Nobby Nic und Magic Mary verhalten sich in den Kurven stabil. Von einen Durchschlag keine Spur, allerdings habe ich dabei nicht gespürt, wenn der Reifen so weit durchwalkt, dass das Procore System in Anspruch genommen wird.
Schwalbe Procore-System mit 2 Ventilen am Liteville 601 montiert auf einer Syntace W35 Felge
Schwalbe Procore-System mit 2 Ventilen am Liteville 601
Für die letzte Abfahrt setzte ich mir das Ziel 0,7 bar vorne und hinten und das ist schon sehr wenig für mein Verständnis. Der Reifen fühlte sich schon im Stand wirklich weich an und ich konnte das Procore System schon per Hand erfühlen. Mit klassischen Reifen hätte es hier mit Sicherheit ein paar Durchschläge auf die Felge gegeben und mit Schlauch vielleicht auch einen Platten. Während der Fahrt geradeaus und über Wurzeln verhielt sich der Reifen sehr souverän und kontrolliert. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt dieses Gefühl, was jeder von uns kennt, wenn der Reifen durchschlägt. Lediglich der Seitenhalt des Reifens in den Kurven war mir persönlich viel zu schwammig.
Fazit
Das Procore System hat mich persönlich überzeugt. Sicherlich könnte ich das Gewicht ins Spiel bringen, aber ganz ehrlich, die Bikes sind mittlerweile so leicht, dass ich mich für das Procore System entscheiden würde, um mehr Traktion und Pannensicherheit zu bekommen, damit der Spaß auf dem Trail weiter wächst.
Vielen Dank an Liteville und Basti von Liteville für den Kontakt an Andy und Madi, die mir eine gute Zeit auf dem Bike ermöglichten.
Wann das System im Handel erhältlich sein wird, ist schwer zu sagen, geplant ist das Frühjahr 2015.