Im Test: Magura Vyron eLECT, die erste elektrische Vario-Sattelstütze mit Funkfernbedienung
Ich hatte die Gelegenheit, die neue elektrisch verstellbare Magura Vyron eLECT zu testen. 100% Fahrspaß, Sicherheit und Effizienz auf Drahtlos-Knopfdruck!
Geht es auf dem Lieblingstrail sowohl schnell bergab als auch wieder bergauf, sind Variostützen nicht mehr wegzudenken. Nun hatte ich die Gelegenheit, das absolute Novum, die elektrisch verstellbare Magura Vyron eLECT, ausgiebig zu testen.
Technische Details
- Verstellung Per Luftfeder / Hydraulische Klemmung mit Magura Royal Blood
- Fernbedienung: Per ANT+ Funkübertragung vom Lenker aus – per eLECT Remote nur für die Sattelstütze oder als Kombi-Remote für Sattelstütze und Gabel/Federbein
- Energieversorgung (Remote / Sattelstütze): CR2032-Batterie / NiMH-Akku mit Micro-USB-Ladebuchse – Ladezeit: ca. 3 h – eine Akku-Ladung genügt für ca. 400 Absenkvorgänge oder ca. 2 Monate
- Verstellweg: 150 mm (stufenlos)
- Länge (gesamt): 446 mm
- Einbauhöhe (Oberkante Sitzrohr – Unterkante Sattelgestell): 57-207 mm
- Sattelklemmung: 2-Schrauben-System
- Sattelstützen-Offset: 0 mm
- Gewicht: 617 g inklusive Remote (vgl. Reverb Stealth 622 g)
- Lieferbare Durchmesser: 30,9 und 31,6 mm
- Farbe: Schwarz mit Laser-Gravur
Der Test
Um ehrlich zu sein, bin ich zwar ein Freund verstellbarer Sattelstützen, stand aber der elektrischen Variante doch anfangs eher etwas skeptisch gegenüber. Funktioniert die Verstellung schnell genug, wie lange hält sie durch, gibt es im Schlamm Probleme?
Also Stütze ausgepackt, gewogen 617 g inkl. Remote - ein bisschen mehr als beschrieben - und dann bedienerfreundlich über die USB-Buchse aufgeladen. Nach ca. 3 Stunden Wartezeit war der Akku voll aufgeladen und nach einer kurzen Montage "ohne Leitungsverlegung + Entlüften" habe mich auf den ersten Ausritt am nächsten Tag gefreut.
Magura Vyron eLECT auf der Waage
Bei der Montage habe ich noch etwas gegrübelt, ob die Stütze nicht relativ viel seitliches Spiel hat, aber im montierten Zustand war davon absolut nichts mehr zu spüren. Nur noch kurz kinderleicht die Stütze per ANT+ mit dem Remotehebel synchronisiert und dann auf zum ersten Trail. Auf dem Weg dorthin habe ich die ersten Versuche unternommen und war direkt von der kurzen Auslösezeit von ca. 0,5 sek. positiv überrascht.
Aufladen an der Steckdose
Da ich keine weitere eLECT gesteuerte Komponente (Dämpfer/Gabel) an meinem alten Nicolai Helius AM verbaut habe, brauchte ich der oberen und unteren Pfeiltaste der Remotebedienung auch keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Mit diesen könnte man wahlweise zwischen Dämpfer, Gabel oder Sattelstütze wechseln.
Cleane Optik
Am Trail angekommen schnell die Stütze per Knopfdruck an der Remoteeinheit unter Belastung runtergefahren und der Trail konnte kommen. Während des ersten Trails hat sie also auf Anhieb überzeugt, da das schlagende Argument die Zeit zum Einfahren ist, was problemlos funktionierte.
Der nächste Trail sollte folgen, welcher sich als erster Härtetest entpuppen sollte, da auf die steile Abfahrt in eine Senke ein direkter Anstieg folgt. Stütze runter und voller Erwartung mit ordentlich Schwung in die Senke. Mit dem Daumen habe ich in diesem Moment schon in Richtung Remoteeinheit gezielt und glücklicherweise habe ich auch den mittleren Knopf gefunden, um die Stütze wieder auszufahren. Bei ruppigen und verwurzelten Passagen fällt der kleine Knopf doch eher etwas spärlich aus, wenn man ihn z. B. mit einem Remotehebel der Konkurrenz vergleicht.
Die Bedienung am Lenker
Bitte nicht falsch verstehen, der Knopf wurde gedrückt, die Stütze ist zackig ausgefahren und ich konnte wieder optimal bergauf pedalieren. So gesehen ist es Jammern auf hohem Niveau, da sich die Stütze am Remotehebel wirklich problemos bedienen lässt. In wirklich haarigen Passagen könnte der kleine Knopf aber schwer zu treffen sein. Das Auslösemoment der Stütze ist aber mehr als schnell genug, um wieder rechtzeitig optimal im Sattel zu sitzen.
Magura hatte angepriesen, dass die Stütze für alle äußeren Witterungen gewappnet ist, was ich natürlich herausfinden wollte. Die nächsten, etwas verschlammteren Trail sollten folgen und auch hier hat die Vyron alles Versprochene eingehalten. Trotz einer guten Portion Dreck und Schlamm hat sie ihren Dienst niemals verweigert und nach anfänglichen Bedenken habe ich mich absolut an die minimal langsamere Auslösezeit, im Vergleich zu einer herkömmlich nur hydraulisch betriebenen Sattelstütze, ohne Probleme gewöhnt.
Nachdem ich meine Hausrunde am folgenden Tag erneut gefahren bin, muss ich sagen, dass ich mich schon absolut an die eLECT Remoteeinheit gewöhnt habe und selbst bei wurzeligen, aufeinanderfolgenden Bergab- und Bergaufpassagen schon deutlich wohler gefühlt habe, da der Daumen wusste, wo der kleine Knopf an der Remoteeinheit zu finden ist.
Kurz vor Ende der letzten Tour, nach insgesamt ca. 13 Stunden, hat der Akku immer noch gehalten und ist erst auf dem Heimweg bei den letzten Versuchen in den Notstrommodus gesprungen. Dann sind immer noch ausreichend Verstellvorgänge möglich, um heile ans Ziel zu gelangen. Sollte die CR2032 Batterie der Remoteeinheit einmal komplett entleert sein, kann die Stütze auch notfalls direkt über die eLECT-Einheit an der Stütze bedient werden.
Fazit
Die ersten Zweifel wurden nach dem zweiten Trail direkt über Bord geworfen und trotz des kleinen Remoteknopfes hat mich die Stütze in der Praxis wirklich überzeugt.
Für alle Technikfüchse, welche bereits einen eLECT Dämpfer oder eine Gabel haben, ist diese Stütze ein absolutes Muss.
Allen anderen, welche ein aufgeräumtes Aussehen am Cockpit und am Rahmen schätzen und sich die lästige Leitungsverlegung am Rahmen sparen wollen, kann ich nur zur Vyron Sattelstütze raten.
In diesem Sinne viel Spaß auf eurer nächsten Ausfahrt und vielleicht ja schon mit einer neuen Sattelstütze?
Gruß, Henrik