Verpackung mit Montagebedarf.jpg
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Im Test: Stages Powermeter Kurbelarm

Stages Powermeter Kurbelarme - die Leistungsmessung für Jedermann. Doch macht es für Hobbyfahrer überhaupt Sinn?

Leistungsmessung ist im Profibereich seit einigen Jahren allgegenwärtig und auch schon lange bekannt. Was vor einigen Jahren noch der Pulsmesser war, ist in diesem Bereich jetzt der Powermeter, egal ob SRM Stages, Quarq oder Garmin.  Einer der Hauptgründe dafür ist die Vergleichbarkeit der Werte, die der Leistungsmesser anzeigt. Ein Watt ist ein Watt und bleibt ein Watt. Wohingegen die Herzfrequenz zum einen deutlich länger braucht, um Veränderungen der Belastung anzuzeigen, und auch von äußeren Umständen beeinflussbar ist. Fahrt mal die gleiche Runde, vor und nach einem doppelten Espresso. Euer Herzfrequenzmesser wird euch sicher unterschiedliche Werte liefern.

bike-components auf dem Hockenheimring

Hockenheim Stages Powermeter Test

Kurbelarm Stages Dura Ace

Kurbelarm Stages Dura Ace

Leistung zu Trittfrequenz FTP Test. Kalibrierungsfahrt

Leistung zu Trittfrequenz FTP Test. Kalibrierungsfahrt

Eure Leistung immer im Blick

Der Fahrstil und die Ästhetik auf dem Rad sind nicht wirklich seine Stärke. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Website, die sich mit der meist gesenkten Kopfhaltung von Chris Froome beschäftigt (http://chrisfroomelookingatstems.tumblr.com/). Manche Experten behaupten, er würde so fahren, weil dies seine Atemtechnik sei, aber ich bin der festen Überzeugung, der Grund für diese Fahrweise liegt in seinem linken Kurbelarm. Da nämlich befindet sich sein Stages Powermeter. Ein kleines, unscheinbares Gerät, das die Welt der Leistungsmessung revolutioniert hat. Er schaut also ständig auf seinen Vorbau, um seine Watt-Werte im Blick zu haben.

Wattmessung mit Stages von Marcel Kalz (Maloja Pushbikers)

Wattmessung mit Stages von Marcel Kalz (Maloja Pushbikers)

Wie hat Stages diesen Markt revolutioniert?

Lange Jahre war SRM aus Jülich der absolute Goldstandard in der Powermeter-Szene. Uli Schoberer hat die Technik erfunden, mit der Powermeter arbeiten. Auch heute noch sind die Produkte von SRM, was die Messtechnik und die Genauigkeit angeht, der Branchenprimus, an dem sich jeder Konkurrent messen muss und auch misst. Allerdings haben diese Geräte auch ihren Preis…

Genau an diesem Punkt hat Stages angesetzt. Mit ein paar genial einfachen Ideen hat das Unternehmen aus Boulder, Colorado es geschafft, einen Powermeter zu produzieren, der einfach zu installieren, sehr genau (+/- 2%) und preislich sehr attraktiv ist.

Stages mit offenem Batteriefach.

Stages mit offenem Batteriefach.

Anstatt am Spider der Kurbel oder in der Achse die Dehnmessstreifen anzubringen, was den Kauf einer kompletten Kurbelgarnitur mit sich zieht, hat Stages es geschafft, die Mess- und Sendetechnik auf der Innenseite des linken Kurbelarms zu platzieren. Über Bluetooth und ANT+ wird die durchschnittliche Kraft, die während einer Pedalumdrehung auf die Kurbel wirkt, an den Radcomputer gesendet, wo man sich die verschiedensten Werte anzeigen lassen kann (bei mir 3s Avg, 30s Avg &normalized Power Avg).

Umbau, einfach den linken Kurbelarm tauschen. Fertig!

Stages Montage

Die Installation des Powermeters ist dabei wirklich simpel. Einfach den linken Kurbelarm der Standard-Kurbel demontieren, den Stages Powermeter aus der Verpackung nehmen, die Gewinde gut fetten, den Kurbelarm mit Powermeter montieren und es kann losgehen.

Der Powermeter wird geweckt, indem man die Kurbel einmal dreht und dann in der 6:00 Uhr Stellung stehen lässt. Dann kann man mittels der eigenen Smartphone-App die Firmware checken, den Powermeter kalibrieren (also den 0 Watt Wert festlegen), und auch den Ladestand der CR2032 Knopfzelle überprüfen, die das Gerät rund 200 Std. betreibt. Probleme mit Undichtigkeit, die zum Entladen der Batterie führten, sind übrigens mit dem Gen2 Powermeter ausgemerzt.

Kalibrierungsposition der Kurbel

Kalibrierungsposition der Kurbel

Schließlich noch am Radcomputer nach dem Leistungsmesser suchen und gegebenenfalls die Datenfelder anpassen. Ach, die Pedale solltet Ihr natürlich auch noch am Stages Kurbelarm montieren.

Garmin Setup.

Garmin Setup.

Findet eure Trainingszonen

Der nächste Punkt auf der Agenda eines jeden Powermeter-Besitzers ist wahrlich kein angenehmer, aber ein wirklich notwendiger. Wenn Ihr nicht gerade beim Leistungsdiagnostiker eures Vertrauens einen Termin zur Spiroergometrie habt (was auch brutal schmerzhaft ist), dann wird es jetzt Zeit für einen FTP Test. Dieser Test gibt näherungsweise an, welche Leistung Ihr für 60 min halten könnt. Davon kann man die eigenen Trainingsbereiche/-zonen sehr gut ableiten. Allerdings ist er wirklich schmerzhaft, denn er beinhaltet nach einem guten Warm Up, während dem Ihr am besten schon ein paar Mal ordentlich aufs Pedal tretet, ein 20-minütiges Maximal-Intervall. Also, 20 Minuten Vollgas. Am besten sucht Ihr euch dafür eine leicht ansteigende Straße, auf der Ihr möglichst ungestört Euer Intervall durchziehen könnt, ohne an einer Ampel oder in Kurven aufhören müsst zu treten. (Hier im Aachener Umfeld bietet sich die Jägerhausstraße ab Vicht dafür an). Ihr könnt diesen Test aber auch auf der Rolle fahren, was die Motivation allerdings nicht leichter macht.

bike-components auf dem Hockenheimring

Feld anführen mit Stages

Hier sind die Daten von meinem ersten FTP Test vor ein paar Wochen

Die Durchschnittsleistung eures 20min Intervalls müsst Ihr dann *0,95 rechnen und Ihr erhaltet euren FTP Wert. Mit diesem Wert könnt Ihr Euer Training von nun an steuern und eure Trainingszonen einrichten.

Leistung zu Trittfrequenz FTP Test. Kalibrierungsfahrt

Leistung zu Trittfrequenz FTP Test. Kalibrierungsfahrt

Ein weit verbreitetes System zum Einteilen dieser Zonen ist das 7 Zonen System von Dr. Andrew Coggan. Diese und weitere Möglichkeiten der Datenverarbeitung eures Powermeters bekommt Ihr entweder mit einem Premium Account bei Strava oder auch bei der sehr beliebten Plattform trainingpeaks.com. Hierfür bekommt Ihr beim Kauf eines Stages auch noch einen 8-Wochen-Trainingsplan.

Leistung zu Geschwindigkeit Kalibrierungsfahrt

Leistung zu Geschwindigkeit Kalibrierungsfahrt

Fazit

Ich darf den Stages Powermeter jetzt seit einigen Wochen testen und bin auch in Berlin und Hockenheim damit Rennen gefahren. Gerade in Berlin hat mir der Powermeter sehr geholfen meine Werte zu kontrollieren und nicht wie bei meinem ersten Rennen in Frankfurt (damals noch ohne Powermeter) am Anfang hoffnungslos zu überziehen. Meiner Meinung nach ist das Stages Powermeter ein grandioser Begleiter, der einem offen und ehrlich sagt, was man leisten kann, wo man an sich und seiner Leistungsfähigkeit arbeiten kann und wie man fahren muss, um sich zu verbessern.

Nachfolger ab 2018