Mountainbike Kurve Wald Laub
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Im Test: Urge Gringo – Kinn-la-di-da!

Die Kinnlade ist wichtig. Zum Essen. Zum Trinken. Für die Optik. Moderne Integralhelme mit abnehmbarem Kinnbügel wie der Urge Gringo tragen dem Rechnung.

Wenn man als Mountainbiker die Auffahrt als Weg zum Glück, nämlich der Abfahrt, versteht, dann steckt man mitunter im Zwiespalt: Bergauf erfreut man sich der Luftigkeit eines Halbschalen-Helms. Bergab wünscht man sich die eigene (natürlich überaus ansehnliche) Visage gerne bestens geschützt. Durch einen Fullface-Helm. 

Manch einer mag den Zwiespalt vielleicht durch überdurchschnittliche Fahrtechnik verschieben – komplett lösen lässt sich der Konflikt nicht. Aber die Fahrradindustrie wäre ein Haufen schnarchzapfiger Langweiler wenn es darauf nicht längst eine Produktantwort gäbe: In die Reihe der wandelbaren Enduro-Helme, also jener Fullface-Helme mit abnehmbarem Kinnbügel, reiht sich seit kurzem auch der Gringo der französischen Helmmarke Urge ein. 

Integralhelm Mountainbiker

Der Gringo de la Pampa kommt ohne Fliegengitter am Kinnbügel.

Ausstattung

Der Urge Gringo ist in zweierlei Varianten erhältlich: Als Gringo de la Pampa und als Gringo de la Sierra. Prinzipiell sind beide Modelle identisch – üppig dimensionierte Belüftungsöffnungen, verstellbarer Visor, komfortable Polsterung, abnehmbarer Kinnbügel – aber beim Gringo de la Pampa verzichtet Urge zugunsten noch besserer Luftzirkulation im Fullface-Modus auf den Netzeinsatz zur Fliegenabwehr am Kinnbügel. Warum? Weil es – abnehmbarer Kinnbügel hin oder her – eben auch Fahrer gibt, die den Vorzug eines leichten Integralhelms (790 Gramm) mehr schätzen als dessen Wandlungsfähigkeit. Und dann bleibt der Kinnbügel häufig permanent dran. 

Passform

Insgesamt gefiel die Passform des Urge Gringo. Einzig das in der Höhe verstellbare Stellrädchen am Hinterkopf beschäftigte mich ein wenig: Es ist relativ tief angesetzt und drückte bei mir auch in der höchsten Einstellung anfangs etwas in den Nacken, denn offenbar ist mein Kopf für den Gringo nicht lang genug. Oder sagt man hoch genug? Anyway, ich konnte das Problem umgehen, indem ich die Aufhängung der Einstellschraube mit nur einem statt der eigentlich vorgesehen zwei Kunststoff-Zapfen im obersten Loch fixierte. Damit hatte sich das Problem mit dem übrigens sehr gut funktionierenden, gut erreichbaren und fein gerasterten Stellrädchen weitestgehend erledigt. Gut, es gibt zwar Helme, die mir – auch im Nackenbereich –noch besser passen, aber: Jeder Kopf ist eben anders. Und dafür kann Urge weiß Gott nichts.  

Fullface Helm Mountainbike Goggle

Fullface bedingt Goggle. Einfach aus Style-Gründen. Sonnenbrille geht auch. Gibt aber Abzüge!

Entriegelung Kinnbügel MTB-Helm

Über zwei rot gummierte Druckknöpfe wird der Kinnbügel entriegelt.

MTB-Helm Kinnbügel abnehmbar

Zum Aushängen bewegt man den Kinnbügel nach oben vorne.

MTB Helm Kinnbügel Montage

Kinnbügel dranbauen funktioniert genau umgekehrt: Erst oben einhängen, dann unten einklicken.

Einstellrad Schraube Anpassung Kopfform Bike Helm MTB

Das Stellrädchen zur Feinjustierung der Anpassung sitzt relativ tief.

Helm Visor Verstellbar

Verstellbarer Visor? Check!

Handling

Die Frage ist ja: Verwandle ich einen solchen Helm von der Halbschale zum Fullface (und umgekehrt) wenn er auf dem Kopf sitzt oder wenn ich ihn in der Hand halte? Ich entschied mich für eine Kombination aus beidem: Aushängen des Kinnbügels mit dem Helm auf dem Kopf. Einhängen des Kinnbügels in der Hand.

Zum Aushängen musste ich mich etwas an die Entriegelung an der Unterseite des Kinnbügels gewöhnen: Die Auslösung der beiden gummierten Knöpfe zur Demontage des Bügels gelang zwar nicht intuitiv, aber ich lernte... Das Einhängen des Kinnbügels dagegen: Es gelang mir auf dem Kopf schlichtweg nicht. Die Öffnungen, in denen der Kinnbügel mittels zweier Metallzapfen zunächst eingehängt wird, die habe ich blind nur schwer getroffen. Daher war es schlicht schneller, wenn ich den Helm kurz abgenommen und den Kinnbügel dann eingerastet habe. Das geht dann aber auch sehr rasch und unkompliziert von der Hand.

Optik

Nun, das ist Geschmackssache. Darum macht es keinen Sinn zu sehr ins Detail zu gehen. Eines aber sei gesagt: Der Helm baut, von vorne betrachtet, insgesamt sehr breit. Fahrer mit schmaler Statur (so wie ich) sollten, wenn sie sich für den Urge Gringo entscheiden, dringend über Muskelaufbau im Bereich des Schultergürtels nachdenken. Und durchziehen. Schließlich ist das fürs Mountainbike-Fahren sowieso nie verkehrt: Es stabilisiert auf dem Rad. Und außerdem ist Muskulatur der beste Schutz vor Verletzungen!

Mountainbiker Sprung Wald

Schützt den Unterkiefer. Aber nicht vor erstauntem Blick ob des angespannten Gesichtsausdrucks.

Mit dem Urge Gringo gibt es eine weitere Alternative unter den leichten, wandelbaren Integralhelmen, die durchaus Beachtung verdient. Aber – und das muss man bei Helmen einfach immer wieder und wieder betonen – die Kopfform entscheidet schlussendlich darüber, ob man mit einem Kopfschutz glücklich wird oder nicht.