bc on Tour: Sixdays Gent 2015
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Sixdays Gent 2015

Radsport in Belgien ist anders als hierzulande keine sportliche Randerscheinung, sondern nationales Kulturgut.

Radsport in Belgien ist anders als hierzulande keine sportliche Randerscheinung, sondern nationales Kulturgut. Ein Sechstagerennen wird deshalb mal schnell zum Volksfest, bei dem der Sport mit voller Begeisterung zelebriert wird. Glücklicherweise liegt das belgische Städtchen Gent nur gut 2 Stunden Autofahrt von Aachen entfernt. So konnten uns die Maloja Pushbikers mal genauer zeigen, was es heißt, wenn "verrückte" Belgier so richtig Radsport feiern. Es hat sich gelohnt!

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Frühstück bei uns in Aachen

Bevor es Freitagnachmittag losging Richtung Gent, waren Marcel Kalz und Christian Grasmann von den Maloja Pushbikers bereits zum Zwischenstopp bei bc zu Gast. Nach einer Nacht im gemütlichen Wohnmobil auf unserem Parkplatz kamen die zwei noch kurz zum Frühstück bei uns rein. Ein Wiedersehen mit guten Freunden, ein guter Start in die Sixdays-Woche! Mit im Gepäck hatte Christian insgesamt sechs Tickets. So konnten wir uns auf einen schönen Ausflug nach Belgien freuen.

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Auf nach Gent

Mit sechs Jungs im VW-Bus war schon die Hinfahrt äußerst unterhaltsam und die 2 Stunden Fahrt vergingen wie im Flug. Mit dabei hatten wir unter anderem auch 4 Neulinge, was das Thema Bahnradsport angeht. So konnte neben der üblichen Fachsimpelei erst mal das Regelwerk erklärt werden.

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Da ich mal davon ausgehe, dass auch unter euch nicht jeder weiß, was er beim Derny oder Supersprint zu erwarten hat, will ich euch hier mal einen Einblick in die kleine Welt aus Holzbahnen und Steilkurven geben.

Regeln und Bahnräder

Bahnrennen fährt man mit einem Rennrad, so viel ist schon mal klar. Aufgrund der Besonderheit, dass man ausschließlich linksherum fährt und dies in oft stark überhöhten Kurven, ergeben sich aber schon mal einige Unterschiede am Fahrrad selbst. Die Geometrie ist noch nahezu vergleichbar mit einem modernen Rennrad. Die Sitzposition ist aber in den meisten Fällen schon sehr sportlich, um möglichst wenig Windwiderstand zu erzeugen. Ausschließlich linksherum fährt man übrigens deshalb, weil der Kurvenradius genau darauf ausgelegt ist und am Ende der Kurve enger wird. Würde man versuchen falschherum zu fahren, würde das zwangsläufig in der Bande enden.

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Ein Bahnrad hat einen starren Antrieb ohne Freilauf. Die Beine mal eben fallenlassen, durchschnaufen und rollen lassen geht also nicht. Man muss die ganze Zeit treten. Daraus ergibt sich, dass man einen festen Gang fahren muss. Diesen wählt man am besten passend zum eigenen Fahrstil. Tendenziell fährt man auf der Bahn mit einer sehr hohen Trittfrequenz, um auf jede Rennsituation reagieren zu können.

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Die starke Kurvenneigung, die gerade in Gent vorherrscht, führt dazu, dass man mit einem zu langen Kurbelarm schnell aufsetzt und stürzt. Deshalb fahren die Jungs hier mit Kurbeln, die fast einen ganzen Zentimeter kürzer sind als an einem normalen Rennrad. Auf Grund der Steilheit in den Kurven kann aber noch etwas ganz anderes passieren.

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Kaum waren wir in Gent angekommen, haben wir die Pushbikers im Innenraum der Bahn getroffen. Die schlechte Nachricht folgte sogleich: Marcel war schwer angeschlagen. Er hatte auf Grund der extremen Kurven in Gent größte Probleme im Sitzbereich. Beim Durchfahren der Kurven entsteht ein solcher Druck, dass selbst ein austrainierter Profi mit etwas Pech so starke Schmerzen hat, dass er kaum noch fahren kann. So wurde Marcel dann auch direkt nach dem ersten Rennen des Abends vom Rennarzt neutralisiert und ins Hotel geschickt.

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Unser Daumendrücken war in diesem Fall vergeblich. Christian war von nun an auf sich allein gestellt. Für einige Rennen des Abends wurde ihm vom Veranstalter der Niederländer Roy Pieters als Partner vermittelt. Da man aber nicht wirklich aufeinander abgestimmt war, verliefen die fliegenden Wechsel eher holprig und ein richtig gutes Ergebnis lag nicht mehr im Bereich des Möglichen.

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Etwas anderes zeichnet die Kurven in Gent ebenfalls aus: Bist du in der Kurve zu langsam, schmierst du ab und ziehst unter Umständen das halbe Feld mit ins Verderben. Man sollte deshalb besser nicht langsamer als 33 km/h fahren. Selbst beim Warmfahren ist eine gewisse Tempohärte unumgänglich.

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Apropos Tempohärte: Mit die spektakulärste Disziplin für die Zuschauer ist das sogenannte Derny. Jeder Fahrer hat ein Mofa vor sich, mit dem er zusammenarbeiten muss. Der sogenannte Schrittmacher, also der Fahrer des Mofas, bestimmt dabei maßgeblich das Tempo und die Linie. Er muss deuten, wie viel er seinem Fahrer noch zutrauen kann oder ob er ein wenig rausnehmen muss. Dieser Tanz im Windschatten bei bis zu 70 km/h und 10 Fahrern gleichzeitig auf der Bahn ist von außen wirklich faszinierend zu beobachten. Insbesondere die belgischen Fahrer gaben hier von Runde 1 an alles und es wurde ein umso imposanteres Durchschnittstempo angeschlagen.

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Typische Formate sind beispielweise noch das Scratch oder der Supersprint. Scratch ist nichts anderes als ein klassisches Rennen mit vorgegebener Distanz (z. B. 200 Runden = ca. 33 km). Um es für die Zuschauer interessant zu machen, wird alle paar Runden ein Zwischensprint um Punkte für die Gesamtwertung ausgefahren. Ziel ist es aber natürlich, nach der vorgegebenen Distanz als Erster über die Ziellinie zu fahren. Hier gewinnt man nicht alleine. Es sind immer 2er Teams auf der Bahn. Ungefähr alle 2 Runden wechselt man sich fliegend ab. Das Tempo ist entsprechend mörderisch.

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Beim Supersprint läuft es ähnlich, nur in einem deutlich kürzeren Rennen. Hier wird alle zwei Runden gesprintet und der jeweils letzte Fahrer wird aus dem Rennen genommen. Sind nur noch 5 Mann über, geht es noch mal über 4 Runden, und das Rennen wird zwischen den verbliebenen Fahrern ausgemacht. Hier tritt pro Mannschaft jeweils ein Fahrer an.

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Neben dem Rennen läuft auch das Bier

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Beim Sechstagerennen in Belgien steht aber nicht staubtrocken der Sport im absoluten Vordergrund. Die Leute genießen den Abend in entspannter Atmosphäre und das Bier fließt becherweise.

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Die Stimmung wird im Verlauf des Abends zunehmend heiterer.

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Um 2 Uhr nachts nimmt der Spaß dann sein Ende und man torkelt bestens unterhalten zurück nach Hause. Damit Christian „Grasi“ Grasmann sich auch direkt gut erholen konnte, haben wir ihn noch schnell an seinem Hotel abgesetzt. Auf das „Feierabend-Bier“ wurde professionell verzichtet.

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Sehr empfehlenswerte Veranstaltung

Deswegen empfehle ich euch, wenn ihr die Möglichkeit habt, fahrt nach Bremen (14.-19.01.2016) oder Berlin (28.01.-02.02.2016) zu einem der deutschen Sixdays-Rennen. Wir sind ohne Frage mächtig angefixt und werden deshalb auch dort wieder die Maloja Pushbikers lautstark nach vorne brüllen!

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Wer vorher vielleicht noch wissen will, wer die Maloja Pushbikers denn so sind, kann sich die lässigen Jungs hier mal näher anschauen:

http://www.malojapushbikers.com