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Maxxis Rambler und Receptor: Gravel-Reifen im Test!

Maxxis ist im Mountainbike-Sport eine Macht - insbesondere, wenn es bergab geht. Aber baut der Hersteller aus den USA auch gute Gravel-Reifen?

Endlich Saisonstart! Okay, viele fahren das ganze Jahr durch, aber wenn ich an Gravel-Touren denke, gehören Sonnenschein und zweistellige Temperaturen für mich doch irgendwie dazu.

Da ich sonst hauptsächlich mit dem Trailbike oder Enduro unterwegs bin, fahre ich normalerweise auch auf dem Gravelbike etwas gröbere Reifen: WTB Riddler in 45mm Breite. So kann ich auch mit dem Waldflitzer auf den einen oder anderen Trail abbiegen und halbwegs Gas geben, ohne Angst haben zu müssen, dass sich das Bike in seine Einzelteile zerlegt. 

Wird der Untergrund etwas gröber und steiniger, ist der passende Luftdruck essenziell.
Wird der Untergrund etwas gröber und steiniger, ist der passende Luftdruck essenziell.

Wird der Untergrund etwas gröber und steiniger, ist der passende Luftdruck essenziell.

Dieses Jahr steht aber verstärkt unter dem Touren-Stern und so wollte ich mal eine etwas dezentere, möglichst auch schnellere Bereifung ausprobieren, die mir dennoch die nötige Sicherheit im Gelände gibt. Da sich auf dem Mountainbike Maxxis-Reifen für mich stets bewährt haben, möchte ich wissen, was sie im Gravel-Bereich können. Dort ist Maxxis eben nicht der Platzhirsch - daher umso interessanter, sie auszuprobieren.

Technik und Allgemeines

Am Mountainbike ist es fast schon Gang und gäbe, vorne und hinten unterschiedliche Reifen zu fahren. Am Vorderrad ist Grip und Spurtreue besonders wichtig, da das führende Rad auch eine führende Rolle übernimmt. Dort schadet es nicht, ein gröberes und offeneres Profil zu fahren, damit der Reifen sich gut festkrallen kann. Hinten ist Grip etwas weniger wichtig - dafür hat der Rollwiderstand einen größeren Einfluss, weil der Löwenanteil Deines Körpergewichts auf dem Hinterrad lastet (um die 70%). Also nimmst Du für hinten besser einen Reifen mit weniger Profil, der tendenziell leichter läuft. Diese Logik ergibt absolut Sinn und so sehe ich keinen Grund, sie nicht 1:1 aufs Gravelbike zu übertragen.

Maxxis Rambler
Maxxis Rambler

Maxxis Rambler

Vorderrad: Maxxis Rambler Dual EXO TR 40mm

Der Rambler am Vorderrad hat ein recht grobes Profil, das in der Mitte auf der Lauffläche allerdings etwas enger wird, damit Rollwiderstand und Verschleiß nicht zu groß werden. In der Kurve sollen die Schulterstollen zusammen mit seitlichen Querblöcken ordentlich zupacken und für Sicherheit bei rutschigen Manövern auf losen oder nassen Böden sorgen.

Maxxis Receptor
Maxxis Receptor

Maxxis Receptor

Hinterrad: Maxxis Receptor Dual EXO TR 40mm

Der Receptor am Hinterrad ist deutlich moderater ausgelegt. Die Lauffläche, auf der der Reifen beim Geradeausfahren rollt, hat kaum Profil, sondern lediglich eine raue Oberfläche aus sehr vielen, kleinsten Stollen, die sich mit dem Untergrund "verzahnen" können und so den nötigsten Grip bei sehr guten Rolleigenschaften bieten sollen. Geht es in die Kurve, greifen die auch hier stärker ausgeprägten Schulterstollen ins Geschehen ein.

Maxxis Receptor für hinten

Maxxis Receptor für hinten

Der Receptor verfügt über eine recht glatte Oberfläche für wenig Rollwiderstand und Verschleiß.

Der Receptor verfügt über eine recht glatte Oberfläche für wenig Rollwiderstand und Verschleiß.

Maxxis Rambler für vorne

Maxxis Rambler für vorne

Der Rambler hat ein deutlich gröberes Profil, um vorne den nötigen Grip zu liefern.

Der Rambler hat ein deutlich gröberes Profil, um vorne den nötigen Grip zu liefern.

Montage

Soweit die Theorie, nun aber ab in die Praxis. Vorerst müssen die Reifen aber noch montiert werden. Mein Rad, ein Focus Atlas 6.9, rollt auf DT Swiss Gravel-Laufrädern, die mit einer recht üppigen Maulweite von 24mm jeden Reifen breit aufspannen und so für sicheren Sitz sorgen. Zudem hilft eine große Maulweite dabei, den Reifen auch bei niedrigen Luftdrücken in der Kurve stabil zu halten.

Beide Reifen lassen sich extrem leicht auf die Felge aufziehen – da ist nicht mal ein Reifenheber nötig. Scheinbar liegt Maxxis da innerhalb der Toleranzen eher auf der „weiteren, größeren“ Seite. Der Nachteil: Beide Reifen lassen sich im Tubeless-Setup bei der Erstmontage nicht "mal eben" mit der Standpumpe aufpumpen. Zwischen Reifenwulst und Felgenbett ist auch noch ein kleiner Luftspalt zu erkennen. Also muss ein sogenannter Booster her: ein Druckbehälter, der auf einen hohen Druck aufgepumpt wird und diesen dann schlagartig in den Reifen entlässt. So wird die Reifenwulst schlagartig an die Felgenflanke angepresst und der Reifen zuverlässig dicht. Wenn Du also einen Kompressor oder einen Tire Booster zuhause hast, bist Du auf der sicheren Seite. Zusätzlich oder alternativ kann auch einfach das Felgenband doppelt umlaufend geklebt werden, so dass das Felgenbett vom Durchmesser effektiv etwas größer wird. Fährst Du mit Schlauch, ist das alles natürlich völlig nebensächlich. 

Praxistest

Und ab geht die Post: Das naheliegende hohe Venn hat alles zu bieten, um einem Gravel-Reifen richtig auf den Zahn zu fühlen: Schotterpisten, steinige Pfade mit losen als auch festen Steinen, rutschige Hohlwege mit einigen scharfen Felskanten und schlammige Passagen wechseln sich munter ab. Ich fahre vorne 2,2 und hinten 2,6 Bar (bei fahrfertigen 84kg). Das fühlt sich gut an – nicht zu schwammig, aber mit einem gewissen Komfort. Auf der Straße und auf glatteren Gravel Roads mit eher feinem Schotter spüre ich sofort, dass die Maxxis-Reifen leichter rollen und mehr Vortrieb generieren. Ob es nun das moderatere Profil oder der höhere Luftdruck als bei meinen 45mm Reifen ist: schwer zu sagen. Ich glaube aber, dass Reifenbreite und Luftdruck schon sehr viel ausmachen. Es geht in einen etwas steileren, ausgewaschenen Hohlweg, gespickt mit Steinen und Wurzeln. Ehrlich gesagt säße ich gerade lieber auf dem Trailbike, aber so ist es nun mal. An der Bremse muss ich feinfühlig arbeiten – der Grenzbereich der Reifen ist nicht sehr groß – dennoch ist der Grip und damit die Abfahrt gut kontrollierbar, wenn man etwas Gespür und einen Blick für den Untergrund hat. Der Unterschied zu stärker profilierten, breiteren Reifen ist spürbar, aber nicht enorm. In einem steilen, nassen Uphill sind die Unterschiede dann doch etwas größer: Das Hinterrad neigt schneller zum Schlupfen, wenn man nicht sehr feinfühlig am Pedal ist - der Grip ist einfach nicht so stark wie mit breiteren, profilierten Reifen und weniger Druck. Dieses Problem tritt aber nur selten auf und auch eher dort, wo wir schon eher im Mountainbike-Gefilde sind.

Der Pannenschutz scheint sowohl beim Rambler als auch beim Receptor auf einem hohen Level zu sein: Während des Testzeitraumes hatte ich keinen Platten und nach genauer Inspektion der Reifen auch keinen sichtbaren Durchstich, der durch Dichtmittel abgedichtet werden musste. Das überzeugt – vor allem, weil ich mich auf den groben Streckenabschnitten nicht zurückgehalten habe.

Fazit

Obwohl Maxxis (zumindest hierzulande) nicht zur gängigsten Wahl im Bereich Gravel-Reifen gehört, zeigt der Hersteller, dass er mit seiner Erfahrung wohl in jedem Bereich sehr gute und konkurrenzfähige Reifen baut. Sowohl Rambler (vorne) als auch Receptor (hinten) haben mich voll überzeugt. Die für mich wichtigste Entscheidung ist die der Reifenbreite – auch, weil die Breite direkt mit dem benötigten Luftdruck einhergeht, was sich sofort in Komfort und Sicherheit niederschlägt. Die Frage sollte also lauten: Wo fahre ich am meisten und welcher Reifen ist da der Beste?

  • Straße, Feld- und Waldwege und eher selten forderndes Gelände? Dann lieber 35-40mm. Das Rad ist schneller und fährt sich direkter.
  • Waldwege, Trails, Querfeldein und weniger Straße? Dann gerne über 40mm. Etwas langsamer, dafür mit sehr viel Sicherheit und Kontrolle im Groben. Die breitesten Gravel-Reifen gehen bis 50mm.


Oder warum nicht ein Mix? Den Rambler gibt es auch in 45mm. Für Sicherheit am Vorderrad den breiteren Reifen mit weniger Druck und für effizientes Vorankommen den Receptor in 40mm? Nichts ist unmöglich und alles ist erlaubt! Schau aber vorher nach der maximal möglichen Reifenbreite für Dein Bike. 

Viel Spaß beim Graveln!

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