2 Zelte von VAUDE aufgeschlagen auf einer Wiese umringt von Bäumen. Im Vordergrund wird mit Hilfe eines Pumpsacks eine Isomatte mit Luft befüllt.
2 Zelte von VAUDE aufgeschlagen auf einer Wiese umringt von Bäumen. Im Vordergrund wird mit Hilfe eines Pumpsacks eine Isomatte mit Luft befüllt.

Isomatten fürs Bikepacking: „Wie man sich bettet, so liegt man“

Eine leichte, klein verpackbare Isomatte ist beim Bikepacking unverzichtbar. Ein Überblick der gängigen Technologien und Tipps, was Du auf Tour brauchst.

Wie man sich bettet, so liegt man“, weiß der Volksmund. Das gilt besonders für Dein Bikepacking-Abenteuer. Einerseits sollte Deine Isomatte – auch Schlafmatte genannt – so leicht und vor allem klein verpackbar sein wie möglich, um Dich nicht als Übergepäck zu bremsen. Andererseits ist guter Schlaf gerade auf längeren Touren entscheidend für Regeneration und Fahrfreude. Unsere Kaufberatung zeigt Dir, worauf Du bei der Wahl der Isomatte achten solltest.

Christian von bc wirft seinem Kollegen einen Pumpsack zu. Es liegen zwei Isomatten aus, davon ist eine bereits mit Luft gefüllt.
Christian von bc wirft seinem Kollegen einen Pumpsack zu. Es liegen zwei Isomatten aus, davon ist eine bereits mit Luft gefüllt.

Schnell mit Luft befüllt und mit geringem Packmaß: Isomatten sind Dein flexibles Bett für unterwegs.

Christian aus dem bc Service packt seine Isomatte zusammen. Im Vordergrund steht sein Zelt, im Hintergrund steht sein Fahrrad.
Christian aus dem bc Service packt seine Isomatte zusammen. Im Vordergrund steht sein Zelt, im Hintergrund steht sein Fahrrad.

Worauf es bei der Wahl einer Isomatte für Deinen Bikepacking-Trip ankommt, erfährst Du hier.

Warum eine Isomatte?

Eine Isomatte – auch Schlafmatte oder Luftmatratze genannt – erfüllt zwei wesentliche Funktionen: erstens Komfort, zweitens Isolation. Beiden Punkten solltest Du beim Kauf Beachtung schenken, denn nichts kann Deine Freude an einer Tour oder Deine Leistungsfähigkeit in einem Rennen so trüben wie schlechter Schlaf. Die Isomatte ist ein genauso wichtiger Teil Deines Schlafsystems wie der Schlafsack oder das Zelt.

Komfort

Egal, ob Schaumstoff oder Luft, eine gute Matte sorgt dafür, dass Du Bodenunebenheiten  nicht am Körper spürst. Besonders entscheidend ist das im Wald oder auf felsigem Untergrund.

Isolation

Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass Isolationsmaterialien wärmen. Das können sie nicht, denn dazu müssten sie Energie umwandeln. Stattdessen verhindern sie durch ein stabiles Luftpolster, dass Deine Körperwärme in die Umgebung entweicht oder die Umgebungs- bzw. Bodenkälte in Deinen Körper „kriecht“. Sie isolieren. Bei der Isomatte ist das besonders entscheidend, weil Dein Schlafsack dort, wo Du seine Isolationsfaser durch Dein Körpergewicht komprimierst, ihn also „plattliegst“, nicht mehr richtig isolieren kann (mehr dazu liest Du in unserer Kaufberatung Schlafsäcke ). Der beste Schlafsack der Welt nützt ohne eine passende Matte also wenig.

Tipp: Das Verständnis, dass nicht die Wolle, Daune oder Kunstfaser Dich wärmt, sondern ein in den Fasern stehendes Luftpolster Dich isoliert, hilft Dir auch bei der Bekleidung. Achte beim Einkleiden im Zwiebelsystem immer darauf, dass zwischen den Lagen genug Luft stehen kann, und wähle für kalte Touren gerade Deine äußere Lage nicht zu eng!

Schaumstoff, selbstaufblasend oder Luftkammermatte: Die Konstruktionsprinzipien

Einfache Isomatten sind durchgängig aus Schaumstoff (meist EVA, Ethylen-Vinylacetat-Copolymer oder PE, Polyethylen) gefertigt. Dadurch sind sie zwar sehr robust und preisgünstig, allerdings können sie bei Packmaß, Gewicht und Isolation nicht mit den Teureren selbstaufblasenden oder den Luftkammermatten mithalten, die wir Dir fürs Bikepacking empfehlen. EVA-Matten sind allerdings eine tolle Ergänzung als Zweitmatte bei extrem kalten Temperaturen, als Schutz vor Dornen oder als Sitzkissen für das Lagerleben.

Selbstaufblasende Matten

Wahrscheinlich die bekannteste Konstruktion in der Welt der Isomatten, ist ihr Name eigentlich irreführend. Tatsächlich blasen sich die Matten nicht aktiv selbst auf, sondern nutzen ein physikalisches Gesetz, um Dir das Leben zu erleichtern: den Druckausgleich. In selbstaufblasenden Matten ist ein Schaumstoffkern mit Luftkanälen verbaut, die über ein Ventil gefüllt bzw. entleert werden. Rollst Du Deine selbstaufblasende Isomatte bei geöffnetem Ventil zusammen (siehe „Tipps zu Handling und Pflege“), komprimierst Du den Schaumstoff und presst die Luft heraus. Schließt Du dann das Ventil, erhältst Du ein relativ kleines Paket. Öffnest Du es wieder, dehnt sich der Schaumstoffkern aus und Luft strömt bis zum Druckausgleich ein, ohne dass Du etwas tun musst. Für die optimale Schlafhärte empfehlen wir Dir trotzdem, durch das geöffnete Ventil etwas Luft zuzugeben. Selbstaufblasende Matten sind robuste Allrounder mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, die es in Sachen Packmaß und Gewicht bzw. beim Verhältnis von Wärmeleistung zu Gewicht und Volumen jedoch nicht ganz mit spezialisierten Luftkammermatten aufnehmen können. Das gilt besonders, wenn Du eine sehr dicke (auch: starke) Matte für kalte Temperaturen oder unebenen Untergrund suchst. Sie sind allerdings meist angenehm leise, was wichtig ist, wenn Du nicht allein im Zelt liegst. Im Falle eines Schadens bieten selbstaufblasende Matten zudem einen gewissen Restkomfort durch ihren Schaumstoffkern, selbst wenn sie keine Luft mehr halten können.

Luftkammermatten

Luftkammermatten (auch Thermomatten genannt), ähneln der klassischen Luftmatratze für den Heimgebrauch; sie sind nur mit viel mehr Hightech ausgerüstet. Kernmerkmal sind miteinander verbundene Luftkammern, die Du aktiv mit einem sog. Pumpsack befüllst. Wie bei hochwertigen Daunenschlafsäcken sind auch hier die Kammern so konstruiert, dass sich keine Kältebrücken an den Nahtstellen der einzelnen Kammern bilden. Bei besonders kältetauglichen Konstruktionen werden zusätzliche Isolationsmaterialien in den Kammern ergänzt, zum Beispiel die aus hochwertigen Schlafsäcken bekannte Kunstfaser Primaloft, sowie wärmereflektierende Schichten integriert. Durch den Verzicht auf Schaumstoff lassen sich leichte, warme und auch dicke Matten realisieren, die im Packmaß kaum mehr Raum einnehmen als eine handelsübliche Trinkflasche. Dadurch sind sie fürs Bikepacking mit dem sportlichen Gravel- oder Mountainbike ideal, wo Packmaß oft noch entscheidender ist als Gewicht. Vorsicht ist lediglich bei spitzen Gegenständen geboten. Solltest Du also auf das Zelt und seinen schützenden Boden verzichten und nur im Biwaksack schlafen, empfehlen wir Dir einen Unterbodenschutz für Deine Luftkammermatte. 

Tipp: Luftkammermatten galten lange als sehr laut. Matten mit Primaloft- oder ähnlicher Füllung sind das nicht mehr. In ihnen sorgt das stark bauschende Füllmaterial nicht nur für Wärme-, sondern auch für Geräuschdämmung.

Svenja aus dem bc Produkt Management vergleicht eine selbstaufblasende Isomatte mit einer Luftkammermatte.
Svenja aus dem bc Produkt Management vergleicht eine selbstaufblasende Isomatte mit einer Luftkammermatte.

Der Vorteil von Luftkammermatten: sie sind leicht, warm und haben dennoch ein geringes Packmaß. © bc GmbH

R-Wert und Wärmedämmung

Die Isolationsleistung einer Matte wird mit dem sog. R-Wert angegeben. Je höher der R-Wert, desto höher die Isolationsleistung der Matte und desto geringer der Wärmedurchgang. Physikalisch präzise ist der R-Wert einer Isomatte also nicht – wie der Buchstabe suggeriert und z. B. im Bauwesen verwendet wird – der Wärmedurchgangskoeffizient, sondern dessen Kehrwert, der Wärmedurchgangswiderstand, und müsste deshalb eigentlich RT-Wert heißen. Für Dich ist wichtig: Je höher der R-Wert, desto höher die Isolationsleistung. Gemessen wird der R-Wert nach ASTM-Standard (American Society for Testing and Materials), indem die Schlafmatte unter Druck zwischen einer kalten und einer warmen Platte eingeklemmt wird.

Weil Temperaturempfinden extrem subjektiv ist und neben der Person auch von äußeren Faktoren wie Ermüdung, Ernährung, Luftfeuchtigkeit, Windchill und vielem mehr abhängt, geben wir Dir keine genauen Temperaturangaben für einzelne R-Werte. Du kannst Dich aber oft an den Herstellerempfehlungen orientieren.

R-Wert < 2: vorwiegend Sommereinsatz
R-Wert 2-4: Dreijahreszeitenmatte
R-Wert > 4: wintertauglich

Wenn Du leicht frierst, greif im Zweifel zur Matte mit dem höheren R-Wert. Für den Einsatz deutlich unter dem Gefrierpunkt sollte er aber in jedem Fall über vier liegen.

Tipp: Über die Matte kannst Du oftmals mehr Wärme herausholen als mit einem dickeren Schlafsack, und das, ohne zum teuren Winterschlafsack zu greifen, der nur selten zum Einsatz kommt. Eine Luftkammermatte mit einem R-Wert von 4,5 ist nicht größer oder schwerer als eine selbstaufblasende Matte mit R = 3 und ist ein extrem vielseitiger Allrounder.

Seiten-, Rücken- oder Bauchschläfer?

Bevor Du weiterliest, beantworte Dir eine Frage: Wie schläfst Du? Schläfst Du auf dem Rücken? Dann herzlichen Glückwunsch, Du kannst ordentlich Packmaß und Gewicht sparen. Deine Schlafmatte sollte an den Schultern am breitesten sein, darf aber zum Fußende hin konisch zulaufen (tapered). Außerdem kommst Du mit einer tendenziell dünneren Matte aus, da Deine Schlafposition für eine gleichmäßige Druckverteilung sorgt. Seitenschläfer:innen haben es in Sachen Outdoor-Schlafen nicht ganz so gut. Wenn Du also auf der Seite schläfst, achte auf eine ausreichend breite Matte auch im Kniebereich. Zudem sollte Deine „Seitenschlafmatte“ dick genug sein, sodass sie sich auch dort, wo Dein Gewicht sehr punktuell aufliegt, nicht durchdrückt: Das ist meist an Schultern, Hüfte und Knien der Fall.

bc-Produktmanagerin Svenja liegt auf einer selbstaufblasenden Matte Probe.
bc-Produktmanagerin Svenja liegt auf einer selbstaufblasenden Matte Probe.

Je nach Schlafposition verteilst Du Dein Gewicht unterschiedlich auf die Matte. Schläfst Du auf dem Rücken verteilst Du Dein Gewicht sehr gleichmäßig und kannst eine verhältnismäßig dünne Isomatte wählen. © bc GmbH

Länge, Breite, Dicke und Passform: Entscheidende Parameter

Eine gut gewählte Isomatte passt aber nicht nur zu Deiner Schlafposition, sondern auch zu Deinem Körper. Spare hier nicht aus Gewichts- oder Volumengründen am falschen Ende.

Länge

Grundsätzlich sollte Deine Matte mindestens so lang sein, wie Du, tendenziell sogar ein paar Zentimeter mehr, falls Du Dich im Schlaf bewegst. Hängen Kopf oder Füße über, verlierst Du schlagartig Wärme und Komfort. Das gilt besonders für Rückenschläfer:innen, während Seitenschlafende gegebenenfalls mit ein paar Zentimetern weniger Mattenlänge im Vergleich zur Körpergröße auskommen.

Breite

Die Breite einer Isomatte orientiert sich typischerweise an Deiner Schulterbreite und liegt meist zwischen 55 und 70 Zentimetern. Seitenschlafende kommen mit weniger Gesamtbreite aus. Menschen, die sich im Schlaf viel bewegen oder mit stark ausgestellten Armen oder Beinen schlafen (Embryonalhaltung), brauchen entsprechend mehr.

Dicke

Die optimale Dicke Deiner Matte hängt nicht so sehr von Deinen Körpermaßen, sondern mehr von Deinem Komfortbedürfnis ab. Dicke Matten sind meist bequemer und – bei sonst gleicher Technologie – wärmer. Selbstaufblasende Matten liegen meist zwischen drei und fünf Zentimetern Dicke, Kammerkonstruktionen erreichen bis zu zehn.

Passform

Manche Isomatten sind zu den Füßen hin schmaler geschnitten (für Rückenschläfer:innen), andere leicht eiförmig (für ausgeprägte Seitenschläfer:innen). Die meisten Matten sind allerdings einfach gerade. Damit machst Du nichts falsch. Wenn Du eine besondere Mattenform wählst, achte darauf, dass sie zu Deiner Schlafposition passt.

Gewicht

Das Gewicht einer Matte ergibt sich aus Konstruktion und Abmessungen. Für das Bikepacking ist meist das Packmaß noch entscheidender als das Gewicht, obwohl weniger natürlich meist wünschenswert ist. Um 500 Gramm darf sich eine Matte mit Fug und Recht „ultraleicht“ nennen, zwischen 600 und 1.000 Gramm „leicht“. Alles deutlich darüber wird auch als „Komfortmatte“ bezeichnet. Wir empfehlen Dir aber, nicht auf das Gewicht als alleiniges Kriterium zu setzen.
Christian aus dem bike-components Service packt seine Isomatte in die dazugehörige Hülle.
Christian aus dem bike-components Service packt seine Isomatte in die dazugehörige Hülle.

Beim Bikepacking unabdingbar: eine Isomatte mit geringem Packmaß. © bc GmbH

Tipp: Im Outdoor-Laden hieß es früher gern: „Nimm die kürzere Matte, dann sparst Du Gewicht“. Was im Notfallbiwak seine Berechtigung haben mag, kostet aber auf Dauer guten Schlaf. Unser Rat deshalb: Lass es sein und kauf die Matte passend. 

Tipps zu Handhabung, Reparatur, Lagerung und Pflege

Bei richtiger Handhabung ist eine Isomatte ein äußerst robuster Ausrüstungsgegenstand, der Dich lange begleiten wird. Ein paar Dinge solltest Du aber unbedingt beachten.

Unterwegs

Lüfte die Matte nach Gebrauch immer gut aus und lass sie – wenn möglich – zusammen mit dem Schlafsack kurz in der Sonne oder im Wind trocknen. Öffne dazu idealerweise auch das Ventil, sodass Feuchtigkeit aus der Matte entweichen kann.
Nutze für Luftkammermatten unbedingt einen zur Matte passenden Pumpsack. Anderenfalls trägst Du bei jedem Aufpumpen literweise feuchte Atemluft in die Matte ein. Das führt auf Dauer zu Stockflecken oder Schimmel. Das ist gesundheitsgefährdend, irreparabel und im Zweifel auch kein Gewährleistungsgrund. Der Pumpsack dient Dir zusätzlich als praktischer wasserdichter Packsack, z. B. für Deinen Schlafsack. Bei einer selbstaufblasenden Matte bringst Du weniger Atemluft in die Matte ein, der Pumpsack ist hier weniger entscheidend.
Apropos Pumpsack: Bist Du schon wie ein Insektenforscher mit dem Pumpsack durchs Lager gelaufen und hast versucht, Luft einzufangen? Es gibt eine viel bessere Methode: Mach Dir den sog. Venturi-Effekt zunutze. Dazu schüttelst Du den Pumpsack auf, öffnest ihn und gibst einen kräftigen Atemstoß hinein. Der Luftzug führt die umgebende Luft mit sich. 
Roll die Isomatte immer zum Ventil hin auf. So kannst Du sie kleiner verpacken und die Verklebung des Ventils wird weniger belastet.
Nimm auf jede Tour ein zu Deiner Matte passendes Reparatur-Kit mit. Selbst wenn Deine Matte ein Loch bekommt, musst Du dann nicht auf dem Boden schlafen. 
Svenja fängt mit ihrem Pumpsack die zum Aufpumpen der Isomatte nötige Luft ein.
Svenja fängt mit ihrem Pumpsack die zum Aufpumpen der Isomatte nötige Luft ein.

Ein passender Pumpsack erleichtert Dir das Aufpumpen Deiner Isomatte erheblich. Außerdem kannst Du ihn unterwegs als wasserdichte Hülle für Deinen Schlafsack zweckentfremden. © bc GmbH

Zu Hause

Lagere die Matte nicht über einen längeren Zeitraum komprimiert, sondern am besten trocken liegend und mit offenem Ventil. So kann Feuchtigkeit entweichen und das Material wird am wenigsten strapaziert.
Wenn Du die Matte reinigen willst, schließe zunächst immer das Ventil. Dann kannst Du mit einem Schwamm oder einer weichen Bürste, lauwarmem Wasser und etwas Spülmittel die Oberfläche vorsichtig säubern. Spül die Matte danach einmal ab und lasse sie gründlich trocknen. Auf aggressive Reiniger solltest Du der Matte und der Umwelt zuliebe verzichten. So tust Du bei der nächsten Nacht auf der Matte auch Deiner Nase einen Gefallen.

Bonus-Tipp:
Ein Kopfkissen kann den Schlafkomfort ungemein erhöhen – und wenn es nur die zusammengerollte Isolationsjacke oder das Mikrofaserhandtuch ist.

Marcel aus dem bc Marketing lässt die Luft aus seiner Isomatte.
Marcel aus dem bc Marketing lässt die Luft aus seiner Isomatte.

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