Winterpendeln mit dem Fahrrad
Radfahren in Herbst und Winter: Motivation, Ausrüstung und sicheres Pendeln. Wir zeigen Dir, wie Du Dich und Dein Rad fit für die kalte Saison machst.
Finde heraus, was der optimale Luftdruck für Deine Fahrradreifen ist und wieso Du damit leichter rollst, ohne Pannensicherheit oder Komfort einzubüßen!
Ein häufig unterschätztes Thema bei Touring-,Trekking- oder Alltagsradler:innen ist der richtige Luftdruck – dabei entscheidet dieser häufig über Fahrspaß oder -frust. Der richtige Reifendruck spart Dir Kraft, erhöht den Komfort, verringert die Pannenanfälligkeit und kann sogar die Lebensdauer Deiner Reifen verlängern.
Die gute Nachricht: Den perfekten Reifendruck für Dein Fahrrad findest Du einfacher heraus als gedacht. In diesem Guide erklären wir Dir alles, was Du als Alltags- und Tourenfahrer:in wissen musst. Wir entschlüsseln das Geheimnis von Bar und psi und geben Dir praktische Tipps an die Hand, wie Du den richtigen Reifendruck findest und einstellst.
Pressluft für Deine Reifen gibts auch an der Tankstelle. Vorausgesetzt, Du fährst Autoventile oder hast einen passenden Adapter dabei. © bc GmbH
Der optimale Luftdruck ist sehr individuell und hängt von mehreren Faktoren ab. Die wichtigsten sind:
Eine Reifendruck-Tabelle kann diese Unterschiede kaum abbilden. Deshalb zeigen wir Dir hier, wie Du den individuell richtigen Luftdruck für Dein Trekkingbike oder Cityrad ermittelst. Die Angaben auf der Reifenflanke zum minimal und maximal zulässigen Luftdruck Deiner Fahrradreifen bilden dabei die Grundlage. Zusätzlich solltest Du den zulässigen maximalen Druck Deiner Felge prüfen, da dieser eventuell niedriger ist.
Die Gewichtsbelastung der Reifen ist einer der wichtigsten Faktoren. Daraus ergeben sich folgende Startwerte für Deinen Reifendruck:
Nimm eine Testfahrt mit Deinem neuen Luftdruck vor und achte auf das Fahrgefühl!
Nach Deiner Testfahrt geht es an die Feinabstimmung. Beachte folgende Hinweise:
Mit diesen Maßnahmen verbesserst Du den Komfort, den Grip und oft auch das Rollverhalten Deiner Reifen. Taste Dich vorsichtig an Deinen richtigen Reifendruck heran und achte darauf, dass Du nicht über das Ziel hinausschießt. Denn ist der Luftdruck zu niedrig,
Und nicht vergessen: Auf der Reifenflanke findest Du Angaben zum minimal und maximal zulässigen Luftdruck Deiner Fahrradreifen. Diese Werte darfst Du keinesfalls unter- beziehungsweise überschreiten. Zusätzlich solltest Du den zulässigen maximalen Druck Deiner Felge prüfen.
Was auf der Reifenflanke steht, ist Gesetz. Mehr oder weniger Luft als zugelassen, solltest Du vermeiden. © bc GmbH
Wieso rollst Du mit dem optimalen Reifendruck leichter, musst seltener flicken und fährst komfortabler? In diesem Kapitel erfährst Du Genaueres.
Der Rollwiderstand beschreibt die Energie, die beim Abrollen des Reifens verloren geht – ein Hauptgrund ist dabei die Verformung des Materials. Neben dem Reifenaufbau und -profil beeinflusst vor allem die Kombination aus Reifendruck und -breite, wie leicht Du rollst. Fährst Du mit zu wenig oder – Achtung! – zu viel Luft in den Reifen, steigt der Rollwiderstand und Du musst stärker in die Pedale treten, um zügig voranzukommen.
Vereinfacht lässt sich sagen: Bei glattem Asphalt verringert ein höherer Luftdruck bei gleichbreiten (!) Reifen den Rollwiderstand. Der Reifen verformt sich beim Abrollen weniger und Du rollst schneller. Im echten Leben schaut es jedoch etwas anders aus: Sobald es nur etwas unebener oder rauer wird, sollte der Luftdruck niedriger sein. Bei Fahrten auf Kopfsteinpflaster, Wald- oder Schotterwegen muss der Druck allemal niedriger sein. Der Reifen passt sich dadurch besser an den Untergrund an, Unebenheiten werden „geschluckt“, Du wirst weniger durchgeschüttelt – und rollst schneller.
Ein breiterer Reifen kann zudem mit einem niedrigeren Luftdruck gefahren werden als ein schmalerer Reifen – ohne dass sich der Rollwiderstand negativ verändert. Das liegt an der Aufstandsfläche der Reifen: Ein breiterer Reifen hat eine breitere und kürzere Aufstandsfläche als ein schmaler Reifen. Er verformt sich dadurch weniger, der Rollwiderstand ist geringer und trotzdem kann er Unebenheiten des Bodens besser aufnehmen – Du bist mit einem breiteren Reifen also doppelt schneller. Möchtest Du Dir einen breiteren Reifen zulegen, beachte die Kompatibilität zu Deinem Fahrradrahmen bzw. der Gabel, evtl. Schutzblechen und der Felgenbreite (genauer der Felgenmaulinnenweite).
Fährst Du mit zu wenig Luft, verbrauchst Du Muskelkraft zum Reifenwalken, bekommst ein schwammiges Fahrgefühl und schneller Durchschläge. © bc GmbH
Mit zu wenig Luft im Reifen steigt die Pannengefahr. Besonders problematisch ist dabei der sogenannte Durchschlag. Trifft Dein Reifen mit zu wenig Luftdruck auf ein Hindernis, zum Beispiel eine Bordsteinkante, kann der Reifen auf die Felge durchschlagen. Dabei wird der Schlauch zwischen der Felge und dem Hindernis eingeklemmt. Die Folge ist ein „Snakebite“: Ein platter Reifen mit zwei typischen kleinen Löchern im Schlauch – und die ähneln Bissspuren. Achtung: Neben dem Schlauch kann dabei sogar Dein Reifen oder Deine Felge beschädigt werden.
Autsch! Mit zu wenig Luft kannst Du an harten Hindernissen Schlauch, Reifen oder gar die Felge beschädigen. © bc GmbH
Doch viel hilft nicht immer viel: Ein etwas niedrigerer Luftdruck kann auf allen Wegen wahre Wunder wirken. Die Dämpfung wird verbessert und Du fährst komfortabler. Egal ob Kopfsteinpflaster oder Waldwege: Mit dem optimalen Luftdruck übernimmt Dein Reifen einen Teil der Federung und Du fährst besser.
Mit dem optimalen Reifendruck liegt der Reifen mit der idealen Aufstandsfläche auf dem Untergrund auf. Ist der Druck zu niedrig, knicken die Seitenwände ein, können einreißen und der Reifen verformt sich beim Abrollen stärker als nötig. Dadurch wird die Abnutzung erhöht und ungleichmäßig.
Mit dem richtigen Luftdruck hält Dein Reifen länger und Pannen sind seltener. Das schont nicht nur Deine Nerven, sondern auch Deinen Geldbeutel.
Unterschiedliche Regionen, unterschiedliche Standards – so auch beim Reifendruck. Je nach Land wird der Luftdruck entweder in Bar oder psi gemessen. Während das metrische bar im kontinentalen Europa üblich ist, wird das imperiale psi („pound-force per square inch“) vor allem in Nordamerika und Großbritannien verwendet. Musst Du Deinen Reifendruck einmal umrechnen, hilft Dir ein einfacher Richtwert: 1 bar entspricht ca. 14,5 psi.
Die meisten Pumpen mit Manometer zeigen beide Einheiten an. Deinen digitalen Luftdruckprüfer kannst Du ganz einfach zwischen Bar und psi umstellen.
Letztlich gilt: Egal, in welcher Einheit Du Deinen Luftdruck misst, er sollte zu Dir und Deinem Fahrrad passen.
Bar und psi sind einfach nur verschiedene Einheiten mit derselben Funktion. Ob Du mit bar im metrischen System bleiben oder zu psi ins Imperial System wechseln willst, ist Geschmackssache. © bc GmbH
Hast Du den richtigen Luftdruck für Deine Fahrradreifen ermittelt, geht es daran, ihn einzustellen – und regelmäßig zu überprüfen: Gase, also auch Luft, diffundieren allmählich durch das Gummi von Schlauch und Reifen, der Luftdruck nimmt daher auch ohne Panne mit der Zeit ab. Wie oft Du zur Pumpe greifen musst, hängt von Deinem Reifen- oder Schlauchsystem, Deinem optimalen Luftdruck und der Umgebungstemperatur ab. Auch für unterwegs solltest Du gewappnet sein, ein Pannenkit gehört zur Grundausstattung.
Beachte, dass die Luftdruckwerte nicht immer zwischen verschiedenen Pumpen und Luftdruckprüfern vergleichbar sind – wie bei einer nicht geeichten Waage. Hast Du den richtigen Luftdruck für Dein Fahrrad mit Deinem Gerät ermittelt, gilt dieser Wert nur für dieses Gerät und ist oft nicht auf andere Pumpen oder Luftdruckprüfer übertragbar.
Fährst Du regelmäßig Fahrrad, empfehlen wir Dir eine Standpumpe mit Manometer für zu Hause. Damit kannst Du bequem nachpumpen oder nach einem Schlauch- oder Reifenwechsel komplett aufpumpen. Achte auf ein gut lesbares Manometer! Es sollte groß genug sein, dass Du den Wert einfach ablesen kannst.
Für daheim ist eine gute Standpumpe das Mittel der Wahl für den korrekten Reifendruck. © bc GmbH
Für den Notfall unterwegs gehört eine Minipumpe ans Rad oder in den Rucksack. Alternativ gibt es handliche Akku-Pumpen, also strenggenommen Mini-Kompressoren, mit digitaler Luftdruckkontrolle. Sie erleichtern Dir das Pumpen unterwegs und verhindern müde Arme. Beachte die Akku-Kapazität und vergiss nicht, Deine Akku-Pumpe regelmäßig aufzuladen! Sonst reicht die Luft vielleicht nur für eine halbe Reifenfüllung.
Kompakte Akkupumpen sind recht neu und verhelfen Dir mühelos zu akkuratem Luftdruck. © bc GmbH
Wenn Du es ganz genau nehmen willst, hilft Dir ein digitaler Luftdruckprüfer. Damit kannst Du zu Hause den Druck präzise kontrollieren oder unterwegs sicherstellen, dass Du mit Deiner Minipumpe den gewünschten Druck erreicht hast.
Luftdruckprüfer wie der SKS Airchecker sind die genaueste Methode, Deinen Reifendruck zu messen. © bc GmbH
Bei einem Standardschlauch gilt als Faustregel: Prüfe den Luftdruck vor jeder längeren Tour und ansonsten mindestens einmal im Monat – besser öfter. Fahrradschläuche verlieren kontinuierlich Luft, daher ist eine regelmäßige Kontrolle der Schlüssel zu gutem Fahrverhalten und Pannenschutz.
Zu wenig Luftdruck ist der häufigste Grund für Pannen. Der Fahrradreifen wird außerdem „schwammig“, was die Lenkung unpräzise macht. Viel wichtiger ist aber: Das Risiko für einen Durchschlag (auch „Snakebite“ genannt), bei dem der Schlauch zwischen Felge und Bordstein eingeklemmt wird, steigt enorm. Zudem erhöht sich der Rollwiderstand, das Fahren wird also deutlich anstrengender.
Ja, das ist möglich. Jeder Reifen hat einen auf der Seitenwand aufgedruckten Maximaldruck (z. B. „MAX. 6.0 BAR“). Dieser sollte niemals überschritten werden. Ein zu hoher Druck führt überdies zu einem sehr unkomfortablen Fahrgefühl, da jede Unebenheit direkt an Dich weitergegeben wird, und reduziert den Grip des Reifens auf der Straße.
Ein langsamer Luftverlust über Tage oder Wochen ist normal. Verliert Dein Reifen aber über Nacht deutlich Luft, liegt meist ein Defekt vor. Die häufigsten Ursachen sind ein winziges Loch im Schlauch (z. B. durch einen Dorn) oder ein defektes Ventil.
Ja, indirekt. Theoretisch sinkt der Luftdruck im Reifen bei Kälte leicht ab, bei Hitze steigt er. Das ist aber kaum messbar. Wichtiger ist aber die Anpassung an nasse Bedingungen: Bei Regen kann es sinnvoll sein, den Luftdruck um ca. 0,5 bar zu senken. Das vergrößert die Auflagefläche des Reifens und verbessert so den Grip auf rutschigem Untergrund.
Die meisten Luftpumpen haben ein Manometer mit zwei Skalen. Eine Skala zeigt Bar, die andere psi an. Für uns in Europa ist die Bar-Angabe die gebräuchlichste.
Ja, ein breiterer Reifen macht einen sehr großen Unterschied beim Luftdruck. Die wichtigste Regel lautet: Je breiter der Reifen, desto weniger Druck wird benötigt, um das gleiche Fahrergewicht zu tragen. Ein breiter Reifen (z. B. 50 mm) bietet mit weniger Druck mehr Komfort und Grip, ohne den Rollwiderstand stark zu erhöhen.
Nein. Da das meiste Gewicht auf dem Hinterrad lastet, ist es eine gängige Praxis, hinten ca. 0,2 bis 0,3 Bar mehr Druck zu fahren als vorne. So hast Du etwas mehr Grip und Komfort am Vorderreifen und ausreichend Pannenschutz am Hinterrad.