Fahrradventile – Typen, Unterschiede & Vergleich
In unserer Übersicht erklären wir, welche Fahrradventiltypen es gibt, und worin sie sich unterscheiden – von Presta bis zum neuen Schwalbe Clik Valve.
Scheibenbremsen sind an den meisten Fahrrädern & E-Bikes längst Standard. Wir verraten Dir, ob eine 2- oder eine 4-Kolben-Bremse für Dich die richtige ist.
Scheibenbremsen sind der technisch optimale Weg, das eigene Bike zum Stillstand zu bringen. Vom Mountainbike ausgehend haben sie inzwischen jedes Fahrrad-Genre erobert, selbst das Rennrad. Hydraulisch betätigte Scheibenbremsen prägen heute das Feld. Und dabei gibt es zwei wesentliche Bauformen: Zwei-Kolben- und Vier-Kolben-Bremsen. Wir erklären die Unterschiede und verraten Dir, was für Dich richtig ist.
Bremsflüssigkeit wird aus einem Geberzylinder in die Bremszange verdrängt und bewegt dort die Bremskolben zur Bremsscheibe © bc GmbH
Bevor es ans Eingemachte geht, in aller Kürze: Wenn wir hier so locker von Kolben sprechen, meinen wir die Nehmerkolben in einem flüssigkeitsgefüllten System – fachsprachlich nennt man das hydraulisch. Diese Nehmerkolben sind nur ein Teil des gesamten Bremssystems. Du ziehst den Bremshebel Deiner Scheibenbremse. Der Geberkolben im Hebel verdrängt Bremsflüssigkeit Richtung Bremsleitung und drückt damit auf die Nehmerkolben im Bremssattel. Die Nehmerkolben drücken ihrerseits die Bremsbeläge an die Scheibe: Voilà! Reibung, Bremsung, Stillstand.
Der Geberzylinder sitzt am Bremshebel und drückt, per Handkraft, das flüssige Bremsmedium durch die Bremsleitung Richtung Bremszange. © bc GmbH
Am einfachsten funktioniert das oben beschriebene System mit zwei Nehmerkolben im Bremssattel. Einer links, der andere rechts der Bremsscheibe. Indem hier so wenige Bauteile wie möglich arbeiten, reduzieren sich Komplexität, Gewicht und häufig auch der Preis. Bei zwei Kolben ist es außerdem einfacher, sicherzustellen, dass die Kolben sich gleichmäßig bewegen. Die Technik hat aber Grenzen. Denn die maximale Bremskraft steigt, je mehr Belagfläche an der Bremsscheibe anliegen kann. Der Kolbendurchmesser lässt sich aber nicht unbegrenzt vergrößern: Hier kommen die Vier-Kolben-Bremsen ins Spiel.
Nicht bei jedem Hersteller kann man die Bremskolben so einfach von außen zählen wie bei Magura. © bc GmbH
Zwei-Kolben-Bremsen verfügen über zwei gegenüberliegende Kolben, welche von beiden Seiten auf die Bremsscheibe einwirken. Hier im Bild eine SRAM Level. © bc GmbH
Bei der Vier-Kolben-Bremse drücken je zwei Kolben die Bremsbeläge beidseits an die Bremsscheibe – insgesamt also vier! Dieser Trick ermöglicht es, die effektive Brems-Belagfläche zu vergrößern und sorgt zudem für einen gleichmäßigen und hohen Anpressdruck der Beläge an die Scheibe. Das Resultat: mehr maximale Bremskraft, bessere Dosierbarkeit, bessere Wärmeabfuhr und damit geringere Gefahr von Leistungsverlust durch Überhitzen (sprich Fading), gleichmäßigerer Belagverschleiß.
Warum dann nicht einfach immer vier Kolben für ein Halleluja? Mehr Teile bedeuten mehr Komplexität und mehr Gewicht. Und nicht jeder Einsatzzweck erfordert diese maximale Bremskraft.
Bei Shimano-Bremsen bestehen die Bremskolben aus Keramik – und sind daher wie hier, in der XT-MTB-Bremszange, gut erkennbar. © bc GmbH
4-Kolben-Bremsen kommen immmer dann zum Einsatz, wenn maximale Bremswirkung wichtiger ist als 15 Gramm Gewichtsersparnis. © bc GmbH
Vom High-End-Rennrad bis zum Kinderrad: 2-Kolben Bremsen verfügen über ein ungeschlagenes Verhältnis zwischen Gewicht und Power © bc GmbH
Die Zwei-Kolben-Bremse kommt überall dort zum Einsatz, wo:
Typischerweise ist das an Cross-Country- und Marathon-Mountainbikes, an Gravelbikes, Rennrädern, Urban-Bikes und Cityflitzern sowie leichteren E-Bikes für den Alltags- und Flachlandeinsatz der Fall, oder wenn Du besonders leicht bist.
Anschauungsobjekt: Diese Trickstuff-Bremse mit durchsichtigem Gehäuse zeigt die Bremskolben und wo sich noch Luftblasen verstecken. © bc GmbH
Die Vier-Kolben-Bremse brilliert dort, wo:
Deshalb findest Du Vier-Kolben-Bremsen im Trail- und Gravity-Mountainbiking, bei E-Mountainbikes jeder Federwegsklasse, schweren SUV- und Reise-E-Bikes für viel Zuladung oder Lastenrädern. 4-Kolben-Bremsen sind außerdem genau richtig, wenn Du einfach mehr Power brauchst.
Einige Hersteller, wie z. B. Magura, kombinieren bei bestimmten Bremsen-Sets auch starke vier Kolben am Vorderrad mit leichten zwei Kolben am Hinterrad.
Egal ob Zwei- oder Vier-Kolben-Bremse: Neben einem Upgrade der Bremse selbst hast Du viele Möglichkeiten, ihre Bremskraft zu verbessern oder Hitzeanfälligkeit zu reduzieren:
Von größeren oder besser gekühlten Bremsscheiben über verschiedene Belagmischungen und besonders druckfeste Bremsleitungen reicht das Angebot für noch mehr Bremspower. Wie weit Du das tuning-Game treiben willst, entscheidest Du selbst. © bc GmbH
Du fragst Dich vielleicht: Wenn vier Kolben so viel mehr Power haben als zwei, sind dann nicht sechs Kolben noch besser? Die Antwort ist zumindest vorerst: nein – jedenfalls nicht am Fahrrad! Denn bis uns die Industrie mit innovativen Materialien überrascht, gilt: Um sechs Kolben mit genügend Kraft an die Scheibe zu pressen, müsste alles andere an der Bremse mitwachsen. Hebelverhältnisse, Ausgleichsbehälter, Öl- oder DOT-Volumina und natürlich die Beläge selbst. Ergebnis wäre eine sehr schwere Bremse, die teuer ist und viel Platz benötigt. Diesen Nachteilen stünden wenige Vorteile gegenüber. Im Gegenteil. Auch Gabeln und Rahmen müssten steifer werden, um die zusätzliche Bremskraft aufzunehmen. Kraft, die Du über Deine zwei relativ schmalen Bike-Reifen höchstwahrscheinlich ohnehin nicht auf den Boden bekommst und die Du bei den relativ niedrigen Fahrgeschwindigkeiten und Fahrzeuggewichten im Bike-Sektor wahrscheinlich auch nicht brauchst. Zumindest im Moment gilt: Sechs-Kolben-Bremsen sind über Prototypen- und Aprilscherzstatus nicht herausgekommen. Sie bleiben Motorrädern und Autos vorbehalten. Zwei oder vier Kolben sind der Sweet Spot in der Bike-Welt.
Bei einer 2-Kolben-Bremse drücken zwei Kolben – einer links und einer rechts – die Bremsbeläge gegen die mit dem Laufrad verbundene Bremsscheibe. Eine 4-Kolben-Bremse besitzt dagegen vier Kolben, welche die Bremsscheibe in die Zange nehmen und durch die größere Belagfläche mehr Bremskraft erzeugen. Mehr Kolben bedeuten bessere Dosierbarkeit, höhere Wärmebeständigkeit, aber auch mehr Gewicht und Komplexität.
Das hängt vom Einsatzzweck ab: 2-Kolben-Bremsen sind leichter, günstiger und ideal für Cross-Country-, Gravel- oder Citybikes. 4-Kolben-Bremsen bieten mehr Power und Kontrolle bei langen Abfahrten oder schweren Bikes – perfekt für Trail-, Enduro-, Downhill- oder E-Mountainbikes, aber auch für SUV-E-Bikes
Wenn Du häufig bergab fährst, ein schweres Bike oder viel Zuladung hast, lohnt sich eine 4-Kolben-Bremse. Sie bietet mehr thermische Reserven und verhindert Leistungsverlust durch Überhitzung (Fading). Auch für sportlichere Fahrer:innen mit hohen Geschwindigkeiten ist sie empfehlenswert.
Ja, 4-Kolben-Bremsen sind etwas schwerer – sie besitzen mehr Bauteile und benötigen größere Bremssättel. Der Gewichtsunterschied fällt aber meist nur im zweistelligen Gramm-Bereich aus und ist im Vergleich zur gewonnenen Bremsleistung vernachlässigbar.
Ja. Viele Hersteller – etwa Magura – kombinieren starke 4-Kolben-Bremsen vorne mit leichten 2-Kolben-Bremsen hinten. Das spart Gewicht und bietet zugleich optimale Bremsbalance: mehr Power da, wo sie gebraucht wird. Beim Bremsen verlagert sich der Schwerpunkt nach vorn, in Richtung Vorderrad, so werden bei Zweirädern nur etwa 30 % der gesamten Bremsleistung am Hinterrad erreicht.
Bei E-Mountainbikes oder schweren SUV- und Lasten-E-Bikes empfehlen sich 4-Kolben-Bremsen, da sie höhere Massen sicher abbremsen können. Bei leichten City-E-Bikes oder leichten Fahrer:innen reichen 2-Kolben-Systeme mehrheitlich aus.
Mehr Power bekommst Du durch größere Bremsscheiben, die mehr Hebelwirkung bieten (maximal zulässige Bremsscheibendurchmesser verraten die Hersteller Deines Rahmens und der Gabel), gesinterte Bremsbeläge, die hitzebeständiger sind, Stahlflexleitungen für einen konstanten Druckpunkt und natürlich regelmäßige Wartung Deiner Bremse. Saubere, fettfreie Scheiben und richtig eingebremste Beläge sind Pflicht!
Bei Überhitzung kann es zu Leistungsverlust (Fading) der Bremse kommen. 4-Kolben-Bremsen sind hier im Vorteil, da sie die Wärme besser ableiten und gleichmäßiger auf die Beläge verteilen.
In der Theorie ja, in der Praxis nein. 6-Kolben-Bremsen sind zu schwer, zu groß und bieten kaum zusätzliche Vorteile im Fahrradbereich. Sie bleiben Motorrädern und Automobilen vorbehalten. Aktuell sind 2- und 4-Kolben-Bremsen der optimale Kompromiss aus Gewicht, Leistung und Kontrolle.
Wenn der Druckpunkt schwammig wird, die Bremse quietscht, schleift oder an Leistung verliert, ist Wartung fällig. Luft im System oder verunreinigte oder thermisch verglaste Beläge sind häufige Ursachen von unzulänglicher Bremsperformance. Regelmäßiges Entlüften und Reinigen verlängert die Lebensdauer und erhält die volle Bremskraft.
Nein. Rekuperation, also die Energierückgewinnung beim Bremsen, ist nur mit vergleichsweise schweren zusätzlichen Bauteilen möglich – Fahrradbremsen, egal ob Scheiben-, Trommel- oder Felgenbremsen sind daher in aller Regel reine Reibungsbremsen, die kinetische Energie in Wärme umwandeln.