
How to: MTB-Kette wechseln
Deine Kette am MTB ist verschlissen und Du willst eine neue montieren? Kein Problem. Wir erklären Dir, wie Du Deine Kette am Fahrrad wechseln kannst.
Ob Shimano oder SRAM: Die Kettenschaltung am Mountainbike oder E-MTB einzustellen, ist nicht schwer. Mit unseren Tipps schalten alle Gänge geschmeidig.
Zu wissen, wie man eine moderne Kettenschaltung am Mountainbike einstellt, ist nicht nur praktisch, wenn Du einen neuen Antrieb montierst. Auch unterwegs kann das oft sehr hilfreich sein. Denn durch einen Sturz oder durch Verschleiß an den vielen beteiligten Komponenten kann es schon mal nötig sein, die Schaltung nachzustellen. Da an den meisten Mountainbikes und E-Bikes nur noch hinten geschaltet wird – mit dem Schaltwerk – ist das Einstellen in den letzten Jahren sogar einfacher geworden. Wir beschränken unsere Anleitung daher auf 1-fach-Antriebe. Ob Du Shimano oder SRAM fährst, ist für die Einstellung grundsätzlich egal. Die Einstellung der Schaltwerke unterscheiden sich hauptsächlich darin, wo Du die Einstellschrauben findest. Die Arbeitsschritte gelten für die mechanischen Antriebe beider Hersteller. Den Besonderheiten der Einstellung elektronischer Gangschaltungen widmen wir einen eigenen Beitrag.
Grundsätzlich stellst Du das Schaltwerk mit drei Parametern ein:
Wir erklären, was es damit auf sich hat und wie Du alle drei in Einklang bringst.
Damit Dein Schaltwerk so funktionieren kann, wie es soll, müssen einige Parameter rings herum passen. Zuallererst sollten alle Teile miteinander kompatibel sein. Schaltwerk und Schalthebel sollten nicht nur vom gleichen Hersteller stammen, sondern auch für die gleiche Anzahl an Gängen konstruiert sein. Diese Anzahl sollte den Ritzeln Deiner Kassette entsprechen und zur Breite der Kette passen. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weniger offensichtliche, aber sehr wichtige Einflussfaktoren auf die Schaltqualität. Wir haben dazu eine kurze Checkliste für Dich erstellt:
Hier siehst Du alle Einstellschrauben auf einem Blick. © bc GmbH
Der Schwenkbereich des Schaltwerks lässt sich in beide Richtungen mit Endanschlägen begrenzen. Die korrekt eingestellte Begrenzung zum Ausfallende hin – also in Fahrtrichtung rechts – verhindert, dass Deine Kette zwischen das kleinste Ritzel und den Rahmen geraten und sich dort verklemmen kann. Umgangssprachlich wird oft vom „unteren Anschlag“ gesprochen, da er den unteren, kleineren Teil der Kassette betrifft. Shimano und SRAM bezeichnen die Begrenzungsschraube hingegen als „High Limit Screw“ und markieren sie oft mit einem „H“, weil das Schaltwerk dort an der höchsten Stelle und am Gang mit der höchsten Übersetzung steht. Wenn die Schrauben an Deinem Schaltwerk nicht markiert sind, dann schau in der Dokumentation des Herstellers nach, welche von ihnen welche Aufgabe hat. Am besten geht diese erste Einstellung, wenn noch kein Bowdenzug und keine Kette montiert sind. Willst Du die Begrenzung nur kontrollieren oder nachjustieren, dann geht das aber auch mit Kette und Zug. Schalte auf das kleinste Ritzel und beachte dabei, dass auch die Grundspannung des Zuges die Bewegung des Schaltwerks begrenzen kann. Um die Begrenzung mit der H-Schraube einzustellen, schaust Du von hinten auf das Schaltwerk und platzierst das obere Schaltröllchen (die Leitrolle) durch Drehen der Schraube genau unter dem kleinsten Ritzel. Dabei merkst Du auch sofort, ob Du an der richtigen Schraube bist. Drehen im Uhrzeigersinn bewegt das Schaltwerk nach links und drehen gegen den Uhrzeigersinn nach rechts.
Drehst Du den Anschlag nach rechts, bewegt sich der Schaltkäfig in Richtung Laufrad und umgekehrt. © bc GmbH
Wenn Du einen neuen Schaltzug (auch Schaltseil genannt) und eine neue Hülle verbaust, dann gehört das Klemmen des Zuges zum Einstellen der Schaltung. Am Schalthebel kommt der Innenzug durch eine Schraube heraus, mit der Du die Zugspannung justieren kannst. Drehe diese Schraube zunächst komplett rein und dann eine volle Umdrehung wieder raus. So stellst Du sicher, dass Du in beide Richtungen Justage-Spielraum hast. Vergewissere Dich, dass der Schalthebel in den schwersten Gang (also auf das kleinste Ritzel) geschaltet ist. Anschließend kannst Du den Zug am Schaltwerk klemmen. Achte darauf, dass er korrekt eingefädelt ist und die Hülle überall richtig sitzt. Halte ihn leicht auf Spannung und ziehe die Klemmschraube mit dem passenden Drehmoment an. Vorsicht bei Zügen, die schon einmal geklemmt waren. Sie können ausfransen und nach einer Weile reißen. Mit einem Bowdenzugschneider kannst Du den überschüssigen Rest abschneiden und das Ende mit einer Endkappe schützen.
Die Begrenzung des Schwenkbereichs des Schaltwerks zu den Speichen hin – also in Fahrtrichtung links – ist besonders wichtig. Korrekt eingestellt verhindert sie, dass die Kette durch Überschalten zwischen Kassette und Speichen geraten und Dein Laufrad beschädigen kann. Umgangssprachlich ist hier oft vom „oberen Anschlag" die Rede (im oberen Bereich der Kassette). Shimano und SRAM nennen die zuständige Begrenzungsschraube „Low Limit Screw" und markieren sie mit „L" – das Schaltwerk befindet sich in seiner tiefsten Position und am Gang mit der niedrigsten Übersetzung.
Um die Einstellung vorzunehmen, schaltest Du in den leichtesten Gang. Wenn die Kette noch nicht montiert ist, musst Du dabei nichts beachten. Hast Du die Kette schon aufgezogen, ist dabei Vorsicht geboten, damit sie nicht über das große Ritzel springt. Schalte im Montageständer also aufmerksam und mit Bedacht. Nun schaust Du wieder von hinten, ob das obere Schaltröllchen in einer Linie mit dem größten Ritzel steht. Steht es näher an den Speichen als das Ritzel, drehst Du die L-Schraube im Uhrzeigersinn weiter rein. Auch wenn Du vorsichtig versuchst, das Schaltwerk mit der Hand in Richtung Laufrad zu drücken, sollte es sich nicht weiter bewegen lassen, als bis zum Ritzel. Blockiert es vor dem Ritzel, kannst Du korrigieren, indem Du die L-Schaube gegen den Uhrzeigersinn rausdrehst.
Um den Schaltkäfig zum Laufrad zu bewegen, muss Du die Schraube nach links drehen. © bc GmbH
Wenn Du Deinen Antrieb komplett erneuerst, ist nun der Zeitpunkt, die Kette zu montieren. In unserer Anleitung zum Kettenwechsel findest Du Hinweise, wie Du dabei am besten vorgehst. Die korrekte Kettenlänge ist wichtig für die Kettenumschlingung – also wie weit die Kette um das Ritzel herum in die Zähne greift. Mit der sogenannten B-Schraube (B-Screw) kannst Du die Umschlingung und den Abstand der Leitrolle zur Kassette genau einstellen. Im leichtesten Gang sollte immer noch etwas Abstand zwischen dem Ritzel und der Leitrolle des Schaltwerks vorhanden sein, sonst könnte es hakeln. Da moderne 1x11-fach- und 1x12-fach-Schaltungen in sehr engen Toleranzen operieren, empfehlen wir für diese Einstellung unbedingt, die Hinweise des Herstellers zu beachten. SRAM legt den Eagle-Schaltwerken Messlehren bei, damit Du die Lücke zwischen Schaltwerk und Kassette exakt einstellen kannst.
Nachdem Du den Bereich begrenzt hast, in dem Dein Schaltwerk agieren kann, folgt die Feinjustierung der Gangwechsel mit Hilfe der Zugspannung. Schalte dazu im Montageständer Stück für Stück die Gänge einzeln durch. Erst vom leichtesten in den schwersten Gang und dann wieder zurück. Wenn die Kette bei einem Schaltvorgang nicht wie gewünscht zum nächsten Ritzel wechselt und stattdessen nur etwas rasselt und nervös springt, dann solltest Du die Zugspannung mit Hilfe der Rändelschraube am Schalthebel anpassen.
Drehst Du sie rein – also aus Fahrerperspektive zu Dir hin – reduzierst Du die Zugspannung. Das Schaltwerk wird von der eingebauten Feder weiter in Richtung der kleinen Ritzel gezogen. Drehst Du sie heraus (von Dir weg), erhöhst Du die Spannung auf dem Bowdenzug und ziehst damit das Schaltwerk in Richtung der größeren Ritzel. Geh dabei in kleinen Schritten entsprechend der Rasterung der Schraube vor. Eine viertel Umdrehung reicht oft schon. Wann Du die Spannung erhöhen und wann senken solltest? Ganz einfach:
Bis alle Gänge geschmeidig rauf und runter schalten, kann es nötig sein, dass Du die Kassette mehrfach in beide Richtungen durchschaltest und dabei immer wieder kleine Korrekturen vornimmst. Bei einem neuen Bowdenzug kann es vorkommen, dass er sich minimal streckt und die Zughülle sich in den Führungen setzt. Dadurch können nachträgliche Korrekturen nötig werden. Mit etwas Übung bekommst Du das dann auch unterwegs hin.