
How To: Inspektion am Fahrrad
Bereit für die Saison? Wir zeigen Dir, wie Du Dein Bike für die Saison vorbereitest und welche Teile dabei besonders viel Aufmerksamkeit benötigen.
Gut geschmierte, bzw. geölte Ketten laufen leicht, leise und schalten präzise. Welches Schmiermittel ist aber das beste? Tipps zur richtigen Kettenpflege.
Dass eine Fahrradkette gelegentlich geölt werden sollte, bemerken die meisten spätestens, wenn sie quietscht. Welchen Unterschied der passende Schmierstoff und rechtzeitige, sorgsame Pflege für die Funktion des Bikes machen, unterschätzen viele aber. Je nach Bedingungen können das mehrere Tausend Kilometer mehr Laufleistung sein, bevor Deine Kette verschlissen ist. Was nach mehr Aufwand klingt, spart langfristig Zeit in der Werkstatt und Geld. Und das Thema Kette ölen betrifft ausnahmslos alle, es sei denn Du bist mit Riemenantrieb unterwegs: Mountainbiker, Rennradfahrer, Gravel-Biker und Alltagsradler. Wir beantworten die Fragen, warum, womit, wann und wie Du Deine Kette am besten pflegst und schmierst.
Kettenschmierung erfüllt drei Zwecke: Sie reduziert Reibungswiderstände im Antrieb, verringert Verschleiß und schützt vor Korrosion. Reibung und Verschleiß hängen dabei eng miteinander zusammen. Bei Kettenverschleiß ist oft von „Längung“ die Rede. Tatsächlich heißt das aber nicht, dass die Kettenglieder selbst länger werden. Es sind die Verbindungen der einzelnen Glieder – quasi die „Gelenke“ – die mit der Zeit Spiel bekommen, das sich summiert. Das passiert durch Reibung und folglich Abrieb zwischen den Einzelteilen der Kette – den Bolzen, Kragen der Innenlaschen und den Rollen. Du kannst den Kettenverschleiß messen, aber er macht sich auch durch abnehmende Schaltqualität bemerkbar. Eine schnell verschleißende Kette wird außerdem auch die Abnutzung von Kettenblättern und Ritzeln beschleunigen und im Extremfall nicht mehr zuverlässig darauf greifen. Schmierung kann den Verschleißprozess nicht verhindern, aber deutlich verzögern. Gut gepflegt wird Deine Kette länger halten. Außerdem wirst Du schneller fahren. Darüber hinaus schützt die richtige Schmierung als eine Art Imprägnierung auch vor Korrosion durch Nässe und erhöhte Reibung durch Schmutzanhaftungen.
Welcher Schmierstoff der beste für Dich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Für eine staubige Langstrecken-Tour mit dem Gravel-Bike beispielsweise brauchst Du eine Mischung mit langer Schmierfähigkeit und geringer Schmutzanhaftung. Für eine Mountainbike-Runde an einem verregneten Tag hingegen sollte die Schmierung möglichst standfest sein, Wasser abweisen und vor Korrosion schützen.
Eine Möglichkeit, Deine Kette zu ölen, sind Kettenöle . Viele dieser Öle sind universelle Rezepturen, die als guter Kompromiss in allen Bedingungen oder mit einer gewissen Gewichtung funktionieren. In der Produktbeschreibung erfährst Du in der Regel, wofür ein bestimmter Schmierstoff optimiert ist. Die meisten Kettenschmierstoffe bestehen aus Mineralöl, synthetischem Öl, pflanzlichem Öl oder Paraffin. Dazu werden verschiedene Additive beigemischt, um bestimmte Eigenschaften gezielt zu optimieren. Beispiele sind Silikon, PTFE oder andere Polymere und Keramik en. Flüssige Schmierstoffe bekommst Du entweder in kleinen Kunststoffflaschen, die eine genaue Dosierung erlauben oder als Kettenspray. Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gewinnen auch bei Schmierstoffen zunehmend an Bedeutung. Umweltfreundliche Kettenöle versprechen Unschädlichkeit für Tiere und Pflanzen sowie eine weitgehende Abbaubarkeit in der Natur. Das Thema beginnt allerdings schon in der Werkstatt: Mit gezielt dosierter Anwendung verbrauchst Du weniger Öl und verlierst entsprechend auch weniger in der Natur. Bitte beachte auch: Die weitverbreiteten Kriechöle eignen sich nicht zur Kettenschmierung und sollten nur im äußersten Notfall dafür gebraucht werden.
Wenn Du Dich nicht mit einem Kompromiss zufriedengeben und mehr aus Deinem Antrieb rausholen willst, kannst Du für bestimmte Anwendungen auch zu spezielleren Schmierstoffen greifen. Kettenöle für nasse Bedingungen (Wet Lube) sind beispielsweise zähflüssiger, um einen Schmierfilm zu bilden, der nicht so leicht von Spritzwasser abgewaschen wird. Sie dienen auch als eine Art Imprägnierung der Kette und schützen bestens vor Korrosion. Dieser zähe Schmierfilm ist aber nur bei Nässe von Vorteil, da trockener Dreck leichter daran haftet. Für trockene und staubige Bedingungen sind daher Trockenschmierstoffe (Dry Lube) die bessere Wahl. Sie sind beim Auftragen durch enthaltene Lösungsmittel deutlich dünnflüssiger. Nach etwas Einwirkzeit verfliegen die Lösungsmittel und es bleibt ein Schmierfilm zurück, an dem kaum Schmutz haftet. Wenn Du mit Dry Lube auf der Kette doch mal in den Regen gerätst, dann wird der Schmierfilm allerdings schneller auswaschen als der eines Wet Lubes. Die Trockenschmierstoffe gibt es auf Basis von Öl oder Paraffin (Wachs ). Wachse erreichen teilweise eine trockene Oberfläche, die man anfassen kann, ohne schmutzige Hände zu bekommen. Einige erfordern allerdings, dass die Kette vor dem Auftragen komplett fettfrei gereinigt wird. Schau Dir am besten die Anwendungshinweise des Herstellers an, wenn Du Dir unsicher bist, wie viel Aufwand Dir die optimale Kettenschmierung wert ist. Wachse in fester Form (Heißwachs, Hot Wax ) kommen ohne Lösungsmittel aus und resultieren in einer komplett trockenen Kette. Sie sind besonders haltbar und reibungsarm, erfordern aber auch den größten Aufwand in der Anwendung (siehe unten).
Kurz gefasst besteht der Prozess aus zwei Schritten: Reinigung und Schmierung . Bevor Du beginnst, empfehlen wir, das Fahrrad an einem Ort zu warten, wo es nicht schlimm ist, wenn der Boden schmutzig wird. Alternativ kannst Du eine ölbeständige Unterlage unter dem Antrieb platzieren. Unsere Hinweise zum Vorgehen sind als universeller Leitfaden gedacht. Schau Dir unbedingt auch die Anwendungshinweise des Herstellers Deines Schmierstoffes an.
Im ersten Schritt reinigst Du die Kette. Das ist wichtig, damit der neue Schmierstoff den Weg in die Kettenglieder auch finden kann, dadurch direkt auf dem Metall einen Schmierfilm bildet und sich nicht mit alten Verunreinigungen zu einer Art Schleifpaste verbindet. Wie gründlich Du dabei vorgehen solltest, hängt davon ab, wie schmutzig Deine Kette ist und wie viel Zeit Du Dir nehmen kannst. Selbst eine kurze Reinigung ist schon viel besser als gar keine. Die schnellste Methode ist das einfache Abwischen der Kette mit einem sauberen Lappen. Drehe dazu einfach die Kurbel rückwärts und lass den unteren Kettenstrang durch den Lappen gleiten. Die Kette wird schnell sichtbar sauberer und der Lappen schmutzig. Achte dabei darauf, dass Deine Finger nicht versehentlich zwischen Kettenblatt und Kette geraten! Wenn Du etwas gründlicher vorgehen willst oder die Kette hartnäckig verschmutzt ist, dann kannst Du sie vorher mit Entfetter oder Kettenreiniger behandeln und mit Bürsten oder Pinseln etwas gezielter arbeiten als nur mit einem Lappen. Spezielle Kettenreinigungsgeräte automatisieren den Prozess zum Teil. Willst Du Deiner Kette gelegentlich eine Grundreinigung gönnen, dann kannst Du sie demontieren und in einem flachen Behälter gründlich mit Entfetter behandeln. Wenn Du die gereinigte Kette wieder montierst, achte darauf, dass viele Kettenschlösser nur einmal geschlossen werden dürfen. Gegebenenfalls solltest Du ein Neues verbauen. Nach einer Feuchtreinigung empfehlen wir, die Kette trocknen zu lassen, bevor Du mit der Schmierung fortfährst. Da sich mit der Zeit auch an Schaltröllchen, Kettenblättern und Kassette Verschmutzungen ansammeln, lohnt es sich, auch ihnen ab und zu etwas Aufmerksamkeit zu gönnen. Wenn Du dabei hartnäckige Ablagerungen nicht mit dem Lappen bzw. einer Ritzelbürste entfernt bekommst, kannst Du versuchen, sie vorsichtig mit einem Reifenheber oder einem kleinen Schlitzschraubendreher abzuschaben.
Reinige Deine Kette gründlich. Je häufiger, umso weniger Schmutz sammelt sich in der Regel. © bc GmbH
Im zweiten Schritt trägst Du das neue Schmiermittel auf. Drehe auch dazu wieder die Kurbel langsam rückwärts und verteile das Öl oder Wachs auf dem unteren Kettenstrang. Anstatt einfach grob die gesamte Kette zu benetzen, empfehlen wir Dir, den Schmierstoff tropfenweise auf die Röllchen der Kette aufzutragen. So kommt er da hin, wo er gebraucht wird, und Du vergeudest weniger. Ein Kettenschloss kann als Orientierung helfen, wann die Kette eine Runde herum ist. Kettenspray ist etwas schwieriger zu dosieren als Öl in Dosierfläschchen. Außerdem ist dabei besondere Aufmerksamkeit gefragt, keinen Sprühnebel auf die Bremsscheibe oder im Fall von Felgenbremsen auf die Bremsflanke zu verteilen. Nach dem Auftragen helfen ein paar Kurbelumdrehungen rückwärts dabei, das Öl oder Wachs in den Kettengliedern zu verteilen. Nachdem der Schmierstoff etwas Zeit hatte, in die Zwischenräume der Kette zu kriechen und sich Lösungsmittel verflüchtigt haben, ist es sinnvoll, die Kette noch einmal mit einem sauberen Lappen abzuwischen. So entfernst Du überschüssiges Öl, das außen an der Kette sonst nur Dreck sammeln würde. Wenn Du Dir unsicher bist, wie viel Zeit der Schmierstoff braucht, um einzuwirken, kannst Du diesen Schritt auch einfach erst vorm Start Deiner nächsten Ausfahrt durchführen. Die Behandlung mit festem Wachs (Heißwachs) ist etwas aufwändiger. Das Wachs wird in einem Topf kontrolliert geschmolzen, die demontierte Kette für eine gewisse Zeit darin gebadet und danach zum Abkühlen aufgehängt. Zurück bleibt eine trockene Wachsschicht auf und in der Kette. Die Anwendungshinweise des Herstellers verraten Dir genauer, wie lange das Wachs bei welcher Temperatur einwirken sollte und was es dabei sonst noch zu beachten gibt.
Generell empfehlen wir Dir, Dich nach jeder Ausfahrt um Deine Kette zu kümmern. Denn: Nach der Tour ist vor der Tour. So hat der Schmierstoff vorm nächsten Einsatz genug Zeit, in alle Zwischenräume der Kette zu kriechen und Lösungsmittel können sich verflüchtigen. Findest Du direkt nach der Tour nicht die Muße, dann ist der Abend vor der nächsten Ausfahrt auch ein guter Zeitpunkt für die Kettenpflege. Wenn Du nur eine kurze Feierabendrunde in trockenen, aber nicht staubigen Bedingungen gefahren bist, reicht die Schmierung oft auch noch für eine zweite Runde. Im Zweifelsfall hilft es, genau auf die Geräusche der Kette zu hören. Läuft sie leise und geschmeidig über Kettenblatt und Ritzel, dann ist sie gut geschmiert. Wenn sie beginnt, leicht metallisch zu rasseln oder gar zu quietschen, dann ist es höchste Zeit, zu handeln. Knirscht Deine Kette nach einer schlammigen Ausfahrt mit dem Mountainbike regelrecht, dann solltest Du ihr besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Altes Öl und Dreck können eine Art „Schleifpaste“ bilden, die den Verschleiß stark beschleunigt. Am Ende hängt die Frage, ob Du für jede Ausfahrt neu schmieren solltest, stark von den folgenden Fragen ab:
Mit der Zeit wirst Du ein Gefühl dafür entwickeln, wie lange eine Schmierung bei Dir reicht. Für besonders lange Ausfahrten oder Bikepacking-Touren über mehrere Tage empfehlen wir, eine kleine Flasche Kettenöl und einen Lappen im Gepäck zu haben. So kannst Du auch unterwegs rechtzeitig nachschmieren.